Who's who in der antiken Mythologie
Dioskuren
DioskurenDie Zwillinge Kastor und Polydeukes, Söhne der Leda* und des Tyndareos* oder des Zeus* (Dioskuren = Zeussöhne). In der Ilias (III 236–244) hält ihre Schwester, die schöne Helena*, vergeblich von den Mauern Trojas aus nach ihnen Ausschau, »nach dem Rossebändiger Kastor und dem tüchtigen Boxer Polydeukes«: beide deckt bereits die Erde. Dazu ergänzt der Dichter der Odyssee (XI 299–304), daß sie auch im Tod von den Göttern geehrt sind: Im Wechsel leben beide jeweils einen Tag, am andern liegen sie wieder im Grab. Ihr kurzes Erdendasein war ausgefüllt mit Kämpfen: Sie mußten ihre von Theseus* entführte Schwester befreien, begleiteten Iason* nach Kolchis, Herakles* zu den Amazonen* und nahmen an der Jagd auf den Kalydonischen* Eber teil. Zur Hochzeit ihrer Vettern Idas* und Lynkeus* geladen, wollten sie deren Bräute, die Töchter des Leukippos, entführen. Im Kampf tötete Idas den Kastor, Polydeukes den Lynkeus; Zeus schleuderte seinen Blitz gegen Idas, erhob Polydeukes unter die Götter und gewährte ihm die Bitte, sein Los mit dem Bruder abwechselnd teilen zu dürfen. Als Sternbild der Zwillinge erscheinen sie am Himmel, und Menschen in Seenot stehen sie bei (Ovid, Fasti V 693–720). Offensichtlich handelt es sich bei den Dioskuren ursprünglich um göttli-
che Helfer, die auf ihren beiden Schimmeln auch in Schlachten eingriffen. 499 v. Chr. standen sie nach der Sage einem römischen Heer am See Regillus bei und meldeten persönlich den Sieg in Rom. Dann tränkten sie ihre Pferde an einer Quelle auf dem Forum. Die Standbilder, die ihnen dort geweiht wurden, hat Michelangelo restauriert und rechts und links der großen Freitreppe auf dem Kapitol von Rom aufgestellt. Auch die ›Rossebändiger‹ auf dem Quirinal gehen auf eine antike Gruppe aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. zurück. Ein ungefähr zur gleichen Zeit geschaffenes Kalksteinrelief aus Trysa (Kleinasien) mit dem folgenschweren Brautraub befindet sich im Kunsthistorischen Museum in Wien.
Wer die Alte Pinakothek in München besucht, wird den ›Raub der Töchter des Leukippos‹ von Peter Paul Rubens (um 1620) kaum übersehen: Gar zu üppig sind die beiden jungen Damen, die eben auf zwei anscheinend widerstrebende Rosse gewuchtet werden sollen. Mit Liebe und Eifersucht kräftig durchmischt hat Jean Philippe Rameau seine Oper ›Castor und Pollux‹ (1737), die mit der Verstirnung der beiden Helden endet.
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