Who's who in der antiken Mythologie
Atlas
AtlasSohn des Iapetos*, Bruder des Menoitios*, Prometheus* und Epimetheus*, Vater der Nymphe Kalypso*, der Hesperiden*, Pleiaden* und Hyaden*, ein Riese, der am Westrand des Erdkreises mit Haupt und Händen das Himmelsgewölbe tragen muß, weil ihn Zeus* dazu zwang (Hesiod, Theogonie 507–520). Als Herakles* die goldenen Äpfel der Hesperiden* holen sollte, die außer von den drei Mädchen noch von einem unsterblichen, hundertköpfigen Drachen bewacht wurden, bat er auf Rat des von ihm befreiten Prometheus* hin Atlas darum, ihm drei davon zu pflücken, und erbot sich, währenddessen den Himmel zu tragen. Atlas brachte die Äpfel, aber die schwere Last wollte er nicht mehr auf sich nehmen. Da tat Herakles, als füge er sich in sein Schicksal; nur ein paar Stricke wollte er sich noch um den Kopf winden, damit der ihm nicht zerspringe. Atlas legte daraufhin die Äpfel beiseite und stützte das Himmelsgewölbe in der Gewißheit, daß er es die längste Zeit getragen habe. Herakles aber nahm die Äpfel und ließ den Überlisteten stehen (Apollodor, Bibliothek II 113–121). Als Perseus* nach seinem Abenteuer mit der Medusa* bei Atlas vorbeikam und um ein Obdach bat, wies ihn dieser grob ab – und wurde beim Anblick des Gorgonenhaupts zum Bergmassiv, das bis
heute seinen Namen trägt. Vorher war er ein mächtiger und reicher König (Ovid, Metamorphosen IV 631–662). Wie Herakles mit Athenes* Hilfe den Himmel hält und Atlas mit den Äpfeln vor ihm steht, das zeigt eine Metope vom Zeustempel in Olympia (um 460 v. Chr., Museum Olympia); auf einer lakonischen Schale ist Atlas zusammen mit dem an eine Säule gefesselten, von einem Adler gepeinigten Prometheus* abgebildet (Museo Gregoriano Etrusco, Vatikan).
»Atlanten« hießen schon in der Antike die riesenhaften Männergestalten, die an dorischen Tempeln (ähnlich wie Karyatiden in ionischen) an Stelle von Säulen Gebälk und Gesimse trugen. Wenn wir eine Landkartensammlung als »Atlas« bezeichnen, folgen wir dem Vorbild des Mathematikers und Geographen Gerhard Kremer, genannt Mercator, der seinem Hauptwerk, einer 1594 in Duisburg erschienenen Weltbeschreibung, den Titel ›Atlas sive cosmographicae meditationes de fabrica mundi et fabricati figura‹ gegeben hat. Die sagenhafte Insel Atlantis* und der Atlantische Ozean, in dem sie versunken sein soll, sind deshalb nach Atlas benannt, weil die Griechen mit seinem Namen die Vorstellung »weit im Westen« verbanden.
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