Who's who in der antiken Mythologie
Atalante
Atalante1. Tochter des Schoineus aus Arkadien, eine große Jägerin; Teilnehmerin an der Jagd auf den Kalydonischen* Eber und an der Fahrt der Argonauten*. Da sie bei jener Jagd das Untier als erste traf, schenkte ihr dessen Bezwinger Meleagros** das Fell – sehr zum Unwillen der anderen Jäger und zu seinem eigenen Verderben (Apollodor, Bibliothek I 64–70; 112; Ovid, Metamorphosen VIII 298–436).
2. Tochter des Iasos, von diesem, da er sich einen Sohn gewünscht hatte, ausgesetzt, von einer Bärin gesäugt, von Jägern gefunden und aufgezogen. Atalante verteidigte ihre Jungfräulichkeit gegen zwei zudringliche Kentauren*, nahm an der Jagd auf den Kalydonischen* Eber teil (!) und an den Spielen zu Ehren des Pelias*, bei denen sie Peleus* im Ringkampf besiegte. Als sie ihre Eltern wiedergefunden hatte, wollte Iasos sie verheiraten; sie aber erklärte, sie werde nur den zum Mann nehmen, der sie im Wettlauf besiegte. Die Aufgabe schien nicht schwer, denn sie gab ihren Freiern ein halbes Stadion Vorsprung und folgte ihnen in schwerer Rüstung. Trotzdem holte sie alle ein und ließ sie töten, bis Melanion* sie mit Hilfe der Aphrodite* besiegte: Immer, wenn Atalante zum Überholen ansetzte, warf er einen der goldenen Äpfel, die er von der Göttin erhalten hatte, weit weg und ge-
wann, weil die Läuferin der kostbaren Frucht nachlief, wieder einen Vorsprung. Mit Melanion verheiratet, fand Atalante auf einmal Spaß am Sex und gab sogar in einem heiligen Hain des Zeus* ihrem Verlangen nach. Darum wurden sie und Melanion in Löwen verwandelt (Apollodor, Bibliothek III 105–108). Ovid schildert in den ›Metamorphosen‹ (X 560–704) den Wettlauf ausführlich, nennt aber den jungen Mann mit den Äpfeln Hippomenes und verlegt das fatale Schäferstündchen in einen Tempel der Kybele*, die für das Löwenpärchen gleich Verwendung hat: Es muß ihren Wagen ziehen. Apollodor beschließt seine Geschichte mit dem Hinweis, daß Atalante bei Hesiod eine Tochter des Schoineus sei und ihr Bezwinger bei Euripides Hippomenes heiße. Das legt, ebenso wie die Eberjagd-Doublette, die Vermutung nahe, daß man ursprünglich nur von einer Atalante erzählte, die, was ja gut zusammenpaßt, sowohl Jägerin wie Läuferin war.
Als Carl von Linné einem flugtüchtigen Wanderfalter, dem Admiral, den Artnamen Atalanta gab, schwebte ihm aber gewiß die schnelle Atalante und nicht die Schützin vor. Spannungsreich komponiert ist Guido Renis um 1625 gemaltes Bild ›Atalanta und Hippomenes‹ (Neapel, Museo di Capodimonte): Während der schlanke junge Mann mit fliegendem roten Umhang nach rechts enteilt, bückt sich eine eher gedrun-
gen wirkende Atalante nach links, um einen zweiten Apfel aufzuheben. Einen hat sie bereits in der Hand. In ein Landschaftsbild hat Peter Paul Rubens ›Die Jagd der Atalante‹ eingefügt (Madrid, Prado, um 1630). Auch Dramatiker und Opernkomponisten, darunter Georg Friedrich Händel (1736), nahmen sich der beiden Atalanten an, doch sind die meisten dieser Werke längst vergessen.
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Ansicht: Atalante