Who's who in der antiken Mythologie
Artemis
ArtemisTochter des Zeus* und der Leto*, Zwillingsschwester des Apollon*. Artemis war eine alte und bedeutende Muttergottheit des östlichen Mittelmeerraums, gütig und grausam zugleich, Herrin über die Tierwelt, Geburtshelferin, Mond- und Todesgöttin, also keineswegs nur die scheue, jungfräuliche Jägerin, als die sie in der bildenden Kunst häufig dargestellt wird, sondern auch die barbarisch-fremdartige Große Göttin von Ephesus mit ihrem merkwürdigen Brustschmuck, der wohl aus Stierhoden besteht. Ihre Unerbittlichkeit und Rachsucht betonen die Geschichten von Aktaion* und Niobe*. Es genügt, Artemis beim Opfer zu vergessen – schon hat man ein Untier am Hals wie Oileus* den Kalydonischen* Eber. Agamemnon* schießt auf eine ihr heilige Hirschkuh – dafür soll er seine Tochter Iphigenie* opfern. Sie wird zwar durch eine Hirschkuh ersetzt, aber dafür muß die Gerettete im fernen Taurierland der grimmigen Artemis gar Menschenopfer schlachten! Daß im Tempel der Artemis Orthia in Sparta Knaben bis aufs Blut gepeitscht wurden – die Spartaner verstanden das als Mutprobe –, mag Relikt eines Fruchtbarkeits- oder Initiationsritus sein. Die zugehörigen Feiern waren, wie sich aus den Resten der dafür bestimmten Chorlieder des Dichters Alkman erschließen läßt, derb und heiter. Die römi-
sche Jagd- und Waldgöttin Diana* scheint von vornherein viel mit Artemis gemeinsam gehabt zu haben, so daß die Gleichsetzung leichtfiel.
Von Bildhauern und Malern wurde Artemis/Diana in der Regel leichtbekleidet und mit kurzem Röckchen dargestellt: Als Jägerin hätte sie ein langes Gewand nur behindert! Unter den zahlreichen antiken Statuen ragt die des Praxiteles hervor (um 340 v. Chr., Kopie in Paris, Louvre); vielfach erscheint die Göttin zusammen mit einem Jagdhund und/oder einem Hirsch. Daß im Frankreich des 16. Jahrhunderts Diana besonders häufig gemalt und gemeißelt wurde, erklärt sich daraus, daß zwei Könige, Franz I. und sein Sohn Heinrich II., in eine Schöne namens Diane de Poitiers vernarrt waren. Darum blickt Diane vom Tor ihres Schlosses Anet, einen Hirsch hinter sich; als Brunnenfigur – mit Bogen – umarmt sie einen Hirsch (Jean Goujon [?], Diana von Anet, um 1550, jetzt im Louvre, Paris), ein Unbekannter malte sie als fast nackte Jägerin, die dem Betrachter ein spöttisches Lächeln schenkt (um 1550, Louvre, Paris; bisweilen Luca Penni zugeschrieben; Abb. S. 41). Außerdem wurde Diana in Bronze gegossen, im Relief abgebildet und in Gobelins gestickt – bis die Königinwitwe Katharina de. Medici die Karriere der gealterten Mätresse beendete.
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Ansicht: Artemis