Who's who in der antiken Mythologie
Anna Perenna
Anna Perenna»An den Iden (des März) ist das heitere Fest der Anna Perenna, nicht fern von deinen Ufern, hinströmender Tiber. Da kommt das Volk und lagert sich allenthalben im Grünen ...« Bei dem Fest, das Ovid in seinen Kalendergeschichten beschreibt, muß es hoch hergegangen sein: Man tanzte und trank dazu nicht wenig, denn angeblich sollte man noch so viele Jahre zu leben haben, wie man an diesem 15. März Becher leerte. Kein Wunder, daß die Verschwörer um Brutus den Diktator Caesar gerade an diesem Feiertag ermordeten: Da waren die kleinen Leute, bei denen jener besonders beliebt war, außer Gefecht gesetzt! Ovid nennt Anna Perenna die Schwester der Königin Dido*. Nach deren Selbstmord sei sie aus Karthago vertrieben worden und nach langer Irrfahrt zu Aeneas* gekommen, der sie zum Verdruß seiner eifersüchtigen Gattin Lavinia* bei sich aufgenommen habe. Im Traum sei ihr die tote Dido erschienen und habe sie vor einem Mordanschlag gewarnt; darauf sei Anna angstvoll in die finstere Nacht hinausgerannt und zur Nymphe* des Flusses Numicus geworden. Andere, so Ovid, setzten sie aber mit der Mondgöttin, wieder andere mit Themis* oder Io* gleich; sie gelte auch als Tochter des Atlas* oder als die Nährmutter des kleinen Zeus*. Schließlich könne es sich auch um
eine arme alte Frau aus der Stadt Bovillae gehandelt haben, die zur Zeit der Ständekämpfe zwischen Patriziern und Plebejern für das aus Rom ausgezogene Volk Brot backte und so die ärgste Not linderte. Dafür sei sie später durch eine Statue geehrt und unter die Götter aufgenommen worden. Als Göttin sollte sie dem Mars* Kupplerdienste leisten, um Minerva* zu gewinnen, doch kam sie selbst im Brautschleier zu ihm, und als der verliebte Kriegsgott seine Minerva küssen wollte, grinste ihn die Alte höhnisch an (Ovid, Fasti III 523–696). Was Anna Perenna ursprünglich war, wußte offensichtlich schon Ovid nicht mehr. Wie bei Acca* Larentia haben spätere Zutaten und Umdeutungen das Bild einer vermutlich alten Göttin bis zur Unkenntlichkeit entstellt.
Anna Perenna»An den Iden (des März) ist das heitere Fest der Anna Perenna, nicht fern von deinen Ufern, hinströmender Tiber. Da kommt das Volk und lagert sich allenthalben im Grünen ...« Bei dem Fest, das Ovid in seinen Kalendergeschichten beschreibt, muß es hoch hergegangen sein: Man tanzte und trank dazu nicht wenig, denn angeblich sollte man noch so viele Jahre zu leben haben, wie man an diesem 15. März Becher leerte. Kein Wunder, daß die Verschwörer um Brutus den Diktator Caesar gerade an diesem Feiertag ermordeten: Da waren die kleinen Leute, bei denen jener besonders beliebt war, außer Gefecht gesetzt! Ovid nennt Anna Perenna die Schwester der Königin Dido*. Nach deren Selbstmord sei sie aus Karthago vertrieben worden und nach langer Irrfahrt zu Aeneas* gekommen, der sie zum Verdruß seiner eifersüchtigen Gattin Lavinia* bei sich aufgenommen habe. Im Traum sei ihr die tote Dido erschienen und habe sie vor einem Mordanschlag gewarnt; darauf sei Anna angstvoll in die finstere Nacht hinausgerannt und zur Nymphe* des Flusses Numicus geworden. Andere, so Ovid, setzten sie aber mit der Mondgöttin, wieder andere mit Themis* oder Io* gleich; sie gelte auch als Tochter des Atlas* oder als die Nährmutter des kleinen Zeus*. Schließlich könne es sich auch um
eine arme alte Frau aus der Stadt Bovillae gehandelt haben, die zur Zeit der Ständekämpfe zwischen Patriziern und Plebejern für das aus Rom ausgezogene Volk Brot backte und so die ärgste Not linderte. Dafür sei sie später durch eine Statue geehrt und unter die Götter aufgenommen worden. Als Göttin sollte sie dem Mars* Kupplerdienste leisten, um Minerva* zu gewinnen, doch kam sie selbst im Brautschleier zu ihm, und als der verliebte Kriegsgott seine Minerva küssen wollte, grinste ihn die Alte höhnisch an (Ovid, Fasti III 523–696). Was Anna Perenna ursprünglich war, wußte offensichtlich schon Ovid nicht mehr. Wie bei Acca* Larentia haben spätere Zutaten und Umdeutungen das Bild einer vermutlich alten Göttin bis zur Unkenntlichkeit entstellt.