Who's who in der antiken Mythologie
Andromache
AndromacheTochter des Eetion, Frau des Hektor*, Mutter des Astyanax*, nach dem Fall Trojas Sklavin des Neoptolemos*, von dem sie einen Sohn, Molossos, bekommt, den Stammvater des Königshauses der Molosser in Epirus. Als Neoptolemos Hermione*, die Tochter der schönen Helena*, zur Frau nimmt, gibt er Andromache dem ebenfalls von ihm gefangengehaltenen Priamossohn Helenos*, »die Sklavin dem Sklaven«. Der Tod des Neoptolemos bringt beiden die Freiheit und ermöglicht Helenos, ein »kleines Troja« in Epirus zu gründen (Ilias VI 394–439; Vergil, Aeneis III 293–355). Andromache ist eine der großen, tragischen Frauengestalten der ›Ilias‹: Ihren Vater und sieben Brüder hat Achilleus* erschlagen, sie fürchtet Hektors Tod und ahnt ihr künftiges Schicksal. All das kommt in der großen Begegnungsszene zur Sprache, die fast den ganzen 6. Gesang der ›Ilias‹ ausfüllt und nachklingt in Friedrich von Schillers dialogisch angelegtem Gedicht ›Hektors Abschied‹:
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(Andromache:)
    ... du wirst hingehn, wo kein Tag mehr scheinet,
    der Cocytus durch die Wüsten weinet,
    deine Liebe in dem Lethe stirbt.
(Hektor:)
    All mein Sehnen will ich, all mein Denken
    in des Lethe stillen Strom versenken,
    aber meine Liebe nicht.
    Horch, der Wilde tobt schon an den Mauern,
    gürte mir das Schwert um, laß das Trauern!
    Hektors Liebe stirbt im Lethe nicht.
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Die erste Fassung dieses Gedichts findet sich in der 2. Szene des 2. Akts der ›Räuber‹. Euripides beschreibt in seiner um 425 v. Chr. vermutlich am molossischen Königshof aufgeführten Tragödie ›Andromache‹ die Leiden der Heldin in der Knechtschaft und ihre Bedrohung durch Hermione. Auch Jean Racines Tragödie ›Andromaque‹ (1667), zu der Camille Saint-Saëns 1909 eine Bühnenmusik schrieb, spielt in Epirus, verteilt aber die Rollen neu: Neoptolemos umwirbt die widerstrebende Andromache, die allein ihren toten Hektor liebt; in Hermione, die vor Eifersucht rast, ist Orestes* verliebt, Andromache will Neoptolemos töten, Orestes tut es, weil ihn Hermione dazu angestiftet hat – kurz, Racines Drama ist ein Chaos von Liebe und Leidenschaft. Den gleichen Stoff hat auch ein gutes Dutzend Opernkomponisten behandelt, doch war keinem davon bleibender Erfolg beschieden.
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Ansicht: Andromache