Who's who in der antiken Mythologie
Amphitryon
AmphitryonSohn des Alkaios*; von seinem Schwager Elektryon, dem König von Tiryns, der fast alle seine Söhne bei einem Überfall der Taphier verloren hatte, als Nachfolger ausersehen und mit seiner Tochter Alkmene* verlobt. Als Amphitryon dem König geraubte Rinder zurükkbringt, will eine Kuh ausbrechen, er wirft mit einem Knüppel nach ihr, der springt von ihrer Stirn zurück und trifft Elektryon so unglücklich, daß er stirbt. Daraufhin verbannt der Bruder des Toten Amphitryon, und Alkmene folgt ihm nach Theben, wo ihn Kreon (1)* entsühnt. Alkmene will ihren Verlobten jedoch erst heiraten, wenn ihre toten Brüder gerächt sind. Er bittet darum Kreon um Hilfe und erhält eine Zusage für den Fall, daß er das Land von der Plage des Teumessischen* Fuchses befreie, dem monatlich ein Kind geopfert werden muß. Amphitryon löst die gestellte Aufgabe und zieht dann in den Krieg. Seine Abwesenheit nützt Zeus*, nimmt die Gestalt Amphitryons an, erscheint als angeblicher Sieger bei Alkmene und feiert eine lange Hochzeitsnacht. Als der echte Amphitryon kommt, verwundert ihn der kühle Empfang. Er erfährt, daß er schon seit einem Tag im Lande sein soll, und Teiresias* klärt ihn über den Seitensprung des Zeus auf. Nach neun Monaten bringt Alkmene Zwillinge zur Welt, von Zeus den He-
rakles** und von Amphitryon den Iphikles*. Als Herakles herangewachsen ist und seinen ersten Kampf besteht, hilft ihm Amphitryon und fällt (Apollodor, Bibliothek II 54–61; 69).
Ein echter und ein falscher Amphitryon bei Alkmene – das scheint bereits die Komödiendichter des 5. Jahrhunderts v. Chr. gereizt zu haben. Erhalten ist uns erst die römische Fassung des Stoffs durch Titus Maccius Plautus (um 250–184 v. Chr.), der ›Amphitruo‹. Plautus treibt das Verwechslungsspiel auf die Spitze, indem er Merkurius-Hermes* die Gestalt von Amphitruos Diener Sosia annehmen läßt, was zu kuriosen Begegnungen des echten Herrn mit dem falschen Diener und der beiden Sosias miteinander führt. An der auch heute noch erheiternden Komödie des Plautus orientierten sich beispielsweise Molière (Amphitryon, 1668), John Dryden (Amphitryon, or the Two Sosias, 1690), Heinrich von Kleist (Amphitryon, 1807) und Jean Giraudoux (1929), der seine Fassung des Stoffs ›Amphitryon 38‹ nannte, da er von 37 Vorgängern wußte. Unter den Amphitryon-Opern zeichnet sich Ermanno Wolf-Ferraris ›Kuckuck von Theben‹ (1943) durch ein besonders geistreiches Textbuch aus. Die 1961 uraufgeführte ›Alkmene‹ Giselher Klebes folgt dem Stück Heinrich von Kleists.
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