Who's who in der antiken Mythologie
Agamemnon
AgamemnonSohn des Atreus* und der Aerope*, Bruder des Menelaos*, Ehemann der Klytaimestra*, Vater des Orestes*, der Elektra*, der Iphigenie* und der Chrysothemis*. Als Atreus durch Aigisthos* ermordet und Thyestes** Herr von Mykene geworden war, rettete den kleinen Agamemnon und seinen Bruder die Amme. Später half Tyndareos* den beiden beim Sturz des Thyestes und gab dem Agamemnon seine Tochter Klytaimestra zur Frau. Ihren ersten Mann, den Sohn des Thyestes, und ihr Neugeborenes hatte Agamemnon getötet. Menelaos heiratete die andere Tochter des Tyndareos, Helena*, und folgte seinem Schwiegervater auf den Thron von Sparta (Apollodor, Bibliothek V 15–16). Als der trojanische Prinz Paris* Helena* entführt hatte, bat Menelaos seinen Bruder um Hilfe, und der versammelte eine Streitmacht aus fast ganz Griechenland. Mit dieser wollte er von Aulis nach Kleinasien übersetzen, wurde aber durch völlige Windstille daran gehindert. Der Seher Kalchas* verkündete, die Göttin Artemis* müsse durch ein Opfer besänftigt werden, und forderte dafür Agamemnons Tochter Iphigenie. Mit einer List wurde die Ahnungslose samt ihrer Mutter ins Heerlager gelockt: Angeblich sollte das Mädchen mit Achilleus* verlobt werden. Bald aber verriet ein alter Diener der Königin,
was Agamemnon wirklich plante. Achill wollte Iphigenie retten, doch diese war nach schwerem inneren Kampf bereit, für die Griechen zu sterben. Artemis aber entrückte sie während der Opferhandlung und legte statt ihrer eine Hirschkuh auf den Altar (Euripides, Iphigenie in Aulis). Nun segelte die griechische Flotte mit günstigem Wind nach Troja, das erbitterten Widerstand leistete. Im zehnten Kriegsjahr brachte Agamemnon Achilleus** gegen sich auf, erkannte, als er sein Heer auf die Probe stellte, wie kriegsmüde alle waren, und mußte in den folgenden Kämpfen schwere Rückschläge hinnehmen, bis er sich mit Achilleus wieder versöhnte (Ilias I–XXIV). Nach der Eroberung Trojas kehrte Agamemnon mit seiner Beute, der Seherin Kassandra*, nach Mykene zurück und wurde dort von Aigisthos* im Bunde mit Klytaimestra bzw. von dieser allein im Bad erschlagen (Odyssee III 234–275; Aischylos, Agamemnon; Seneca, Agamemnon). Elektra* rettete den kleinen Orestes, der später den Vater rächte.
Die Geschichten um Agamemnon haben Generationen von Dichtern immer neu erzählt und dabei im einzelnen erheblich verändert. Während der Herrscher von Mykene in der Ilias ungeachtet der Fehler, die er aus Stolz und Starrsinn macht, doch im ganzen positiv charakterisiert wird als »Hirte der Völker«, als »göttlich« und »von Zeus geliebt«, steht er bei Aischylos
unter dem Fluch, der auf dem Haus des Atreus liegt; Euripides dagegen machte aus ihm einen schwächlichen Zauderer. Der bühnenwirksame Stoff reizte bis in die neueste Zeit zahlreiche Dramatiker, darunter auch Gerhart Hauptmann, dessen Atriden-Tetralogie den Vergleich mit ihren antiken Vorbildern nicht zu scheuen braucht. Sie besteht aus den Stücken Iphigenie in Aulis (1943), Agamemnons Tod (1947), Elektra (1947) und Iphigenie in Delphi (1941), von denen sich die ersten drei an Euripides, Aischylos und Sophokles (Elektra) anlehnen. Die Betonung starker Emotionen und des Grausigen schafft auch eine gewisse Nähe zu Seneca. Als Trilogie konzipiert ist ›Mourning becomes Electra‹ (1931; dt.: Trauer muß Elektra tragen) von Eugene O'Neill, der das tragische Geschehen ins 19. Jahrhundert und nach Amerika verlegt und aus der Psyche der handelnden Personen begründet. Agamemnon verwandelt sich in Ezra Mannon, einen erfolgreichen General, aus Klytaimestra wird dessen Frau Christine, die ihren Mann mit dem Kapitän Brant betrügt und schließlich vergiftet. Auf der Opernbühne behauptet sich noch Christoph Willibald Glucks ›Iphigenie in Aulis‹ (1774), deren französischer Librettist sich mehr an Euripides als an Jean Racines durch Einführung einer Ersatz-Iphigenie kränkelnde Tragödie ›Iphigénie‹ (1674) gehalten hat.
was Agamemnon wirklich plante. Achill wollte Iphigenie retten, doch diese war nach schwerem inneren Kampf bereit, für die Griechen zu sterben. Artemis aber entrückte sie während der Opferhandlung und legte statt ihrer eine Hirschkuh auf den Altar (Euripides, Iphigenie in Aulis). Nun segelte die griechische Flotte mit günstigem Wind nach Troja, das erbitterten Widerstand leistete. Im zehnten Kriegsjahr brachte Agamemnon Achilleus** gegen sich auf, erkannte, als er sein Heer auf die Probe stellte, wie kriegsmüde alle waren, und mußte in den folgenden Kämpfen schwere Rückschläge hinnehmen, bis er sich mit Achilleus wieder versöhnte (Ilias I–XXIV). Nach der Eroberung Trojas kehrte Agamemnon mit seiner Beute, der Seherin Kassandra*, nach Mykene zurück und wurde dort von Aigisthos* im Bunde mit Klytaimestra bzw. von dieser allein im Bad erschlagen (Odyssee III 234–275; Aischylos, Agamemnon; Seneca, Agamemnon). Elektra* rettete den kleinen Orestes, der später den Vater rächte.
Die Geschichten um Agamemnon haben Generationen von Dichtern immer neu erzählt und dabei im einzelnen erheblich verändert. Während der Herrscher von Mykene in der Ilias ungeachtet der Fehler, die er aus Stolz und Starrsinn macht, doch im ganzen positiv charakterisiert wird als »Hirte der Völker«, als »göttlich« und »von Zeus geliebt«, steht er bei Aischylos
unter dem Fluch, der auf dem Haus des Atreus liegt; Euripides dagegen machte aus ihm einen schwächlichen Zauderer. Der bühnenwirksame Stoff reizte bis in die neueste Zeit zahlreiche Dramatiker, darunter auch Gerhart Hauptmann, dessen Atriden-Tetralogie den Vergleich mit ihren antiken Vorbildern nicht zu scheuen braucht. Sie besteht aus den Stücken Iphigenie in Aulis (1943), Agamemnons Tod (1947), Elektra (1947) und Iphigenie in Delphi (1941), von denen sich die ersten drei an Euripides, Aischylos und Sophokles (Elektra) anlehnen. Die Betonung starker Emotionen und des Grausigen schafft auch eine gewisse Nähe zu Seneca. Als Trilogie konzipiert ist ›Mourning becomes Electra‹ (1931; dt.: Trauer muß Elektra tragen) von Eugene O'Neill, der das tragische Geschehen ins 19. Jahrhundert und nach Amerika verlegt und aus der Psyche der handelnden Personen begründet. Agamemnon verwandelt sich in Ezra Mannon, einen erfolgreichen General, aus Klytaimestra wird dessen Frau Christine, die ihren Mann mit dem Kapitän Brant betrügt und schließlich vergiftet. Auf der Opernbühne behauptet sich noch Christoph Willibald Glucks ›Iphigenie in Aulis‹ (1774), deren französischer Librettist sich mehr an Euripides als an Jean Racines durch Einführung einer Ersatz-Iphigenie kränkelnde Tragödie ›Iphigénie‹ (1674) gehalten hat.