Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Xenocrates
Xenocrates, zu Calcedon, ungefähr 396 Jahr vor Christus geboren, ein berühmter Philosoph des Alterthums und Schüler des Plato, dessen Liebe und Freundschaft er ganz vorzüglich genoß. Zwar faßte er schwer; allein durch Fleiß und durch seinen moralischen Charakter ersetzte er, was ihm an Genie abging. Wie viel Werth der letztere bei Gerichte hatte, sieht man daraus, daß, als er einst ein Zeugniß ablegen sollte, die Richter keinen Eid von ihm, wie bei andern Zeugen, verlangten, sondern bloß sein Wort für hinlänglich hielten. Geschenke konnten ihn nie blenden; und als Alexander der Große ihm einst 50 Talente (s. dies. Art.) zum Geschenke sendete, nahm er nach vielem Zureden der Gesandten nur 30 Minen (nach unserm Gelde noch nicht 4 Thaler) an, zum Beweise, wie werth ihm dessen Geschenke wären. So enthaltsam zeigte er sich in jeder Hinsicht; und seine Uneigennützigkeit stürzte ihn in solche Armuth, daß er einst, trotz der hohen Achtung, in welcher er bei den Atheniensern stand, dennoch, weil er die Abgaben in den Schatz zu Athen nicht entrichten konnte, ins Gefängniß geschleppt – nach Andern gar zum Sclaven verkauft wurde –; jedoch machte ihn sogleich Demetrius durch Bezahlung der Schuld frei. »Ich bezahle Deinem Vater – sprach er einige Tage darauf zu dem Sohn seines Befreiers – die mir erzeigte Gefälligkeit————
mit Zinsen; denn ich bin die Ursache, daß ihn nun jedermann lobt.« Auf dem Lehrstuhl zu Athen lehrte er 25 Jahr, und starb im 82. Jahre. Er nahm übrigens das System des Pythagoras (s. dies. Art.), jedoch im Sinne der späteren Deutung, an.
Xenocrates, zu Calcedon, ungefähr 396 Jahr vor Christus geboren, ein berühmter Philosoph des Alterthums und Schüler des Plato, dessen Liebe und Freundschaft er ganz vorzüglich genoß. Zwar faßte er schwer; allein durch Fleiß und durch seinen moralischen Charakter ersetzte er, was ihm an Genie abging. Wie viel Werth der letztere bei Gerichte hatte, sieht man daraus, daß, als er einst ein Zeugniß ablegen sollte, die Richter keinen Eid von ihm, wie bei andern Zeugen, verlangten, sondern bloß sein Wort für hinlänglich hielten. Geschenke konnten ihn nie blenden; und als Alexander der Große ihm einst 50 Talente (s. dies. Art.) zum Geschenke sendete, nahm er nach vielem Zureden der Gesandten nur 30 Minen (nach unserm Gelde noch nicht 4 Thaler) an, zum Beweise, wie werth ihm dessen Geschenke wären. So enthaltsam zeigte er sich in jeder Hinsicht; und seine Uneigennützigkeit stürzte ihn in solche Armuth, daß er einst, trotz der hohen Achtung, in welcher er bei den Atheniensern stand, dennoch, weil er die Abgaben in den Schatz zu Athen nicht entrichten konnte, ins Gefängniß geschleppt – nach Andern gar zum Sclaven verkauft wurde –; jedoch machte ihn sogleich Demetrius durch Bezahlung der Schuld frei. »Ich bezahle Deinem Vater – sprach er einige Tage darauf zu dem Sohn seines Befreiers – die mir erzeigte Gefälligkeit————
mit Zinsen; denn ich bin die Ursache, daß ihn nun jedermann lobt.« Auf dem Lehrstuhl zu Athen lehrte er 25 Jahr, und starb im 82. Jahre. Er nahm übrigens das System des Pythagoras (s. dies. Art.), jedoch im Sinne der späteren Deutung, an.