Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Wilhelm der Eroberer
Wilhelm der Eroberer, Herzog der Normandie und König von England, einer der merkwürdigsten Regenten des 11ten Jahrhunderts. – Die Französische Provinz Normandie hatte seit dem Ende des 9ten Jahrhunderts ihre eignen Herzoge, die den Königen von Frankreich gefährlich waren (s. d. Normänner). Im 11ten Jahrhundert regierte in dieser Provinz Robert II. der mit eines Kürschners Tochter einen Sohn, Wilhelm, außer der Ehe gezeugt hatte. Robert, der keine ehelichen Kinder hatte, bestimmte ihn zu seinem Nachfolger, und der Adel der Normandie versprach ihm auch, Wilhelmen als Herzog anzuerkennen. Wilhelm war erst zehn Jahr alt, als Robert, der bereits bei Jahren war, sich entschloß, eine Wallfahrt ins gelobte Land zu thun. Er versammelte seinen Adel, stellte ihm seine Reise vor, hat ihn, sich Wilhelms anzunehmen, und trat darauf die Reise an, von der er aber nicht zurückkam, indem er auf der Rückreise aus dem gelobten Lande starb. Wilhelm bestieg nun den herzoglichen Thron, wurde von einem Theile des Adels unterstützt, und behauptete sich mit dessen Hülfe gegen den andern ihm abgeneigten Theil des Adels und gegen den König Heinrich I. von Frankreich († 1060). In England regierte damahls Eduard der Bekenner (ein Beiname, den er seines frommen Lebens wegen erhielt, das auch unter Papst Alexander III. seine Ca-————
nonisation bewirkte). Da auch er keine Kinder hatte, so war seines Bruders Sohn der vermuthliche Erbe des Englischen Throns; allein Eduard fürchtete, daß sich dieser nicht behaupten möchte, und äußerte daher, wie man sagt, den Wunsch: daß der Herzog der Normandie, Wilhelm, mit dem er verwandt war, sein Thronfolger werden möchte. Er starb jedoch, ohne etwas ganz Bestimmtes darüber verordnet zu haben, im Jahr 1060. Noch lebte damahls Harald, ein Sohn des Königs von England Cnut, der vor Eduarden regiert hatte. Dieser bemächtigte sich nach Eduards Todte sogleich der Regierung, und weigerte sich, solche Wilhelmen abzutreten. Wilhelm, der sein Recht zum Throne auf jene Aeußerung Eduards gründete, brachte daher eine starke Armee zusammen; und da der damahlige König von Frankreich, Philipp I. († 1108), noch unter der Vormundschaft Balduins des Frommen, Grafens von Flandern, stand, dessen Tochter, Mathilde, Wilhelm zur Gemahlin hatte, so wurden ihm von Seiten Frankreichs bei dieser Unternehmung nicht allein keine Hindernisse in den Weg gelegt, sondern er sogar von seinem Schwiegervater noch mit Truppen unterstützt. Wilhelm landete nun gegen Ende des Jahres 1066 mit seiner Flotte in England, verbrannte sogleich einen Theil derselben, und schickte den andern nach der Normandie zurück, um auf diese Art sich und den Seinigen jeden Weg zur
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Rückkehr abzuschneiden, und diese dadurch zu desto größerer Tapferkeit anzufeuern. Harald rückte ihm sogleich mit einer Armee entgegen, und es kam bei Hastings (einer kleinen Stadt in der Grafschaft Sussex) zur Schlacht, die lange unentschieden blieb, bis endlich Haralds und seiner Brüder Todt für Wilhelm entschied, der sogleich auf dem Schlachtfelde als König von England ausgerufen, und gleich darauf in einer Versammlung der Großen nochmahls als solcher anerkannt wurde. Er nahm nun den Beinamen der Eroberer an. Von diesem Zeitpunct, da Wilhelm den Englischen Thron bestieg, schreibt sich der Haß zwischen Franzosen und Engländern her. Denn die Herzoge der Normandie wollten nun nicht mehr die Oberherrschaft der Könige von Frankreich anerkennen, und es entstanden zwischen beiden häufige Kriege. Besonders war es aber den Königen von England sehr empfindlich, Frankreichs Vasallen zu sein, was sie doch, als Herzoge der Normandie, sein mußten. – Wilhelm (der einen neuen Regentenstamm auf dem Englischen Thron begründete) führte in England das Lehussystem ein, und herrschte bis an seinen Todt (1087) mit Willkühr und Strenge. Dieß war auch die Ursache, warum sein Sohn, Heinrich I. († 1135), der Englischen Nation einen wichtigen Freiheitsbrief ertheilen mußte, der nachher zur Magna charta (s. dies. Art.) Veranlassung gab.
nonisation bewirkte). Da auch er keine Kinder hatte, so war seines Bruders Sohn der vermuthliche Erbe des Englischen Throns; allein Eduard fürchtete, daß sich dieser nicht behaupten möchte, und äußerte daher, wie man sagt, den Wunsch: daß der Herzog der Normandie, Wilhelm, mit dem er verwandt war, sein Thronfolger werden möchte. Er starb jedoch, ohne etwas ganz Bestimmtes darüber verordnet zu haben, im Jahr 1060. Noch lebte damahls Harald, ein Sohn des Königs von England Cnut, der vor Eduarden regiert hatte. Dieser bemächtigte sich nach Eduards Todte sogleich der Regierung, und weigerte sich, solche Wilhelmen abzutreten. Wilhelm, der sein Recht zum Throne auf jene Aeußerung Eduards gründete, brachte daher eine starke Armee zusammen; und da der damahlige König von Frankreich, Philipp I. († 1108), noch unter der Vormundschaft Balduins des Frommen, Grafens von Flandern, stand, dessen Tochter, Mathilde, Wilhelm zur Gemahlin hatte, so wurden ihm von Seiten Frankreichs bei dieser Unternehmung nicht allein keine Hindernisse in den Weg gelegt, sondern er sogar von seinem Schwiegervater noch mit Truppen unterstützt. Wilhelm landete nun gegen Ende des Jahres 1066 mit seiner Flotte in England, verbrannte sogleich einen Theil derselben, und schickte den andern nach der Normandie zurück, um auf diese Art sich und den Seinigen jeden Weg zur
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Rückkehr abzuschneiden, und diese dadurch zu desto größerer Tapferkeit anzufeuern. Harald rückte ihm sogleich mit einer Armee entgegen, und es kam bei Hastings (einer kleinen Stadt in der Grafschaft Sussex) zur Schlacht, die lange unentschieden blieb, bis endlich Haralds und seiner Brüder Todt für Wilhelm entschied, der sogleich auf dem Schlachtfelde als König von England ausgerufen, und gleich darauf in einer Versammlung der Großen nochmahls als solcher anerkannt wurde. Er nahm nun den Beinamen der Eroberer an. Von diesem Zeitpunct, da Wilhelm den Englischen Thron bestieg, schreibt sich der Haß zwischen Franzosen und Engländern her. Denn die Herzoge der Normandie wollten nun nicht mehr die Oberherrschaft der Könige von Frankreich anerkennen, und es entstanden zwischen beiden häufige Kriege. Besonders war es aber den Königen von England sehr empfindlich, Frankreichs Vasallen zu sein, was sie doch, als Herzoge der Normandie, sein mußten. – Wilhelm (der einen neuen Regentenstamm auf dem Englischen Thron begründete) führte in England das Lehussystem ein, und herrschte bis an seinen Todt (1087) mit Willkühr und Strenge. Dieß war auch die Ursache, warum sein Sohn, Heinrich I. († 1135), der Englischen Nation einen wichtigen Freiheitsbrief ertheilen mußte, der nachher zur Magna charta (s. dies. Art.) Veranlassung gab.