Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Westermann, Johann Franz
Johann Franz Westermann war aus Hagenau gebürtig, studirte die Rechte zu Strasburg, und erhielt hernach eine Oberamtmannsstelle auf einem Dorfe im Elsaß. Die unmäßige Verschwendung, die er – größten Theils auf Veranlassung seines schönen, aber äußerst leichtsinnigen Weibes – trieb, und ein Prozeß, der wegen Veruntreuungen gegen ihn angestellt war, und den er verlor, brachten ihn um seine Stelle. Westermann ging darauf nach Paris, und verübte, wahrscheinlich aus drückendem Mangel, einige Diebereien. Er entfloh der Justiz, und begab sich wieder nach Deutschland. Unterdessen war die Revolution ausgebrochen, und Westermann erhielt durch Vermittelung einiger Freunde die Erlaubniß, nach Frankreich zurück zu kommen. Er nahm Kriegsdienste, ging dann nach Paris, und buhlte um die Freundschaft der Demagogen. Danton nahm sich seiner vorzüglich an, und verschaffte ihm am 10. August 1792 das Commando über eine der Volkstruppen, welche gegen die Thuilerien marschirten. Westermann, der einen hohen Grad von Tollkühnheit besaß, bewies sich sehr tapfer, und trug unstreitig das meiste dazu bei, daß das Schloß so bald erobert wurde. Gleich darauf wurde er bei der Nordarmee als General der Cavallerie angestellt, wo er unter Dümouriez stand. Als dieser General seine Armee verließ, kam er in den Verdacht, an seinen————
Verräthereien Theil genommen zu haben, wurde verhaftet, jedoch bald wieder freigesprochen, und mit einer Legion von der Nordarmee in die Vendee geschickt. Hier erkämpfte er am 25. Juni und am 3. Juli 1793 einige Vortheile über die Rebellen: aber dieses Glück war von kurzer Dauer; denn schon am 5. Juli wurde sein Corps bei Chatillon von den Vendeern fast ganz zusammengehauen. Westermann eilte, sich durch einen Bericht bei dem Wohlfahrtsausschuß zu rechtfertigen; allein dieser Bericht beschleunigte seinen Fall, anstatt ihn zu retten. Er hatte sehr freimüthig darin gesprochen, und laut über die elende Disciplin der Truppen und über die Verrätherei der übrigen Generale, welche damahls fast alle mit den Rebellen einverstanden waren, geklagt. Der Wohlfahrtsausschuß, welcher aus geheimen Absichten die Unruhen in der Vendee mehr zu begünstigen, als zu verhindern schien, war mit dieser Freimüthigkeit höchst unzufrieden. Westermann wurde verhaftet, und am 5. April 1794 in Paris guillotinirt. Zugleich mit ihm fiel sein mächtiger Beschützer, Danton, welcher ihm in günstigern Zeiten gewiß das Leben gerettet haben würde.
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Ansicht: Westermann, Johann Franz