Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Wallis
Das Fürstenthum Wallis oder Wales. Großbritannien (s. dies. Art.) wird bekanntlich in drei Königreiche: England, Schottland und Irland, eingetheilet; allein England an und für sich theit man wieder in England und Wales, welches kleine, dreißig Deutsche Meilen lange, und fünfzehn Meilen breite, Land auf der linken Seite an dem Irländischen Meere liegt. Dieses Land konnten die Angelsachsen (s. Th. V. S. 6.) ihrer Heptarchie nicht unterwerfen, sondern es wurde von seinen eigenen Herzogen regieret, die an die Könige von England bloß einen jährlichen Tribut zu entrichten hatten. Doch auch diese, wenn schon weniger fühlbare, Abhängigkeit war den Einwohnern von Wallis sehr verhaßt, und ihre Herzoge unterstützten, so oft in England Unruhen entstanden, die Rebellen. Besonders hatte dieß der Herzog von Wallis, Lewellyn, bei den Streitigkeiten König Heinrichs III. von England († 1272) mit dem Grafen Leicester gethan. Er hatte zwar, nach der allgemeinen Beilegung jener Unruhen, Verzeihung erhalten; allein er traute Heinrichs Nachfolger und Sohne, Eduard I. († 1307), nicht, und suchte die Verbindung mit Leicesters Anhängern fortzusetzen, wollte auch sogar mit dessen Tochter sich vermählen. Eduard ließ aber diese bei ihrer Ueberfahrt von Frankreich nach Wallis auffangen, und befahl Lewellyn nach London zu kommen,————
und ihm zu huldigen. Allein, da dieser Eduards eignen Sohn und ein paar Große des Reichs als Unterpfand für seine Sicherheit und die Freiheit seiner Braut forderte, sich auch auf abschlägliche Antwort nicht zur Huldigung stellte, fiel Eduard in Wallis ein, und zwang ihn zum Frieden, den Lewellyn aber, auf Anrathen seines Bruders, bald wieder brach. Es kam von neuem zum Kriege; Lewellyn blieb selbst 1282 in einem Gefechte, und sein Bruder, der in Eduards Hände fiel, wurde im folgenden Jahre hingerichtet. Eduard verband nun das Land Wallis mit England, führte in demselben Englische Gesetze und Gerichtsverfassung ein, und gab es 1301 seinem Sohne und Thronfolger, Eduard II. († 1327), mit dem Titel eines Prinzen von Wales zur Lehn, seit welcher Zeit der Kronprinz von England stets diesen Titel führt, ob er wohl jetzt nur noch wenige Einkünfte von diesem Lande hat. – Wallis wird in Süd- und Nord-Wallis (Soud Wales und Nord Wales) eingetheilt, von denen jedes sechs kleine Landschaften (Shiren) enthält. Das Land ist sehr gebirgig und nicht allzu fruchtbar. Noch jetzt, nach fünf hundert Jahren, sind die Spuren von dem zwischen England und Wales ehemahls herrschenden Hasse in etwas sichtbar, indem die mittlere und niedere Volksclasse in Wallis in Sprache, äußerem Ansehen, Sitten und Lebensart sich auffallend und durch vieles Eigenthümliche von den Engländern
————
unterscheiden. Ueberhaupt steht Wallis an Reinlichkeit und Geschäftigkeit England eben so sehr, als an Fruchtbarkeit des Landes nach.
Das Fürstenthum Wallis oder Wales. Großbritannien (s. dies. Art.) wird bekanntlich in drei Königreiche: England, Schottland und Irland, eingetheilet; allein England an und für sich theit man wieder in England und Wales, welches kleine, dreißig Deutsche Meilen lange, und fünfzehn Meilen breite, Land auf der linken Seite an dem Irländischen Meere liegt. Dieses Land konnten die Angelsachsen (s. Th. V. S. 6.) ihrer Heptarchie nicht unterwerfen, sondern es wurde von seinen eigenen Herzogen regieret, die an die Könige von England bloß einen jährlichen Tribut zu entrichten hatten. Doch auch diese, wenn schon weniger fühlbare, Abhängigkeit war den Einwohnern von Wallis sehr verhaßt, und ihre Herzoge unterstützten, so oft in England Unruhen entstanden, die Rebellen. Besonders hatte dieß der Herzog von Wallis, Lewellyn, bei den Streitigkeiten König Heinrichs III. von England († 1272) mit dem Grafen Leicester gethan. Er hatte zwar, nach der allgemeinen Beilegung jener Unruhen, Verzeihung erhalten; allein er traute Heinrichs Nachfolger und Sohne, Eduard I. († 1307), nicht, und suchte die Verbindung mit Leicesters Anhängern fortzusetzen, wollte auch sogar mit dessen Tochter sich vermählen. Eduard ließ aber diese bei ihrer Ueberfahrt von Frankreich nach Wallis auffangen, und befahl Lewellyn nach London zu kommen,————
und ihm zu huldigen. Allein, da dieser Eduards eignen Sohn und ein paar Große des Reichs als Unterpfand für seine Sicherheit und die Freiheit seiner Braut forderte, sich auch auf abschlägliche Antwort nicht zur Huldigung stellte, fiel Eduard in Wallis ein, und zwang ihn zum Frieden, den Lewellyn aber, auf Anrathen seines Bruders, bald wieder brach. Es kam von neuem zum Kriege; Lewellyn blieb selbst 1282 in einem Gefechte, und sein Bruder, der in Eduards Hände fiel, wurde im folgenden Jahre hingerichtet. Eduard verband nun das Land Wallis mit England, führte in demselben Englische Gesetze und Gerichtsverfassung ein, und gab es 1301 seinem Sohne und Thronfolger, Eduard II. († 1327), mit dem Titel eines Prinzen von Wales zur Lehn, seit welcher Zeit der Kronprinz von England stets diesen Titel führt, ob er wohl jetzt nur noch wenige Einkünfte von diesem Lande hat. – Wallis wird in Süd- und Nord-Wallis (Soud Wales und Nord Wales) eingetheilt, von denen jedes sechs kleine Landschaften (Shiren) enthält. Das Land ist sehr gebirgig und nicht allzu fruchtbar. Noch jetzt, nach fünf hundert Jahren, sind die Spuren von dem zwischen England und Wales ehemahls herrschenden Hasse in etwas sichtbar, indem die mittlere und niedere Volksclasse in Wallis in Sprache, äußerem Ansehen, Sitten und Lebensart sich auffallend und durch vieles Eigenthümliche von den Engländern
————
unterscheiden. Ueberhaupt steht Wallis an Reinlichkeit und Geschäftigkeit England eben so sehr, als an Fruchtbarkeit des Landes nach.