Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Vergennes, Carl Gravier Graf von
Carl Gravier Graf von Vergennes war der Sohn eines Parlaments-Präsidenten zu Dijon, und wurde 1720 geboren. Er war unstreitig der letzte Französische Minister, der Kenntnisse mit Ansehn vereinigte, und an den auswärtigen Höfen nicht weniger geschätzt oder gefürchtet wurde, je nachdem es die Umstände so haben wollten, als in Frankreich selbst. Man konnte auch von einem Manne, der seit dem ein und zwanzigsten Jahre sich den Staatsgeschäften gewidmet, und in Lissabon, Trier, Constantinopel und Stockholm als Gesandter gestanden hatte, nichts Gewöhnliches erwarten. Als Ludwig XVI. zur Regierung kam, berief er ihn von Stockholm zurück, und machte ihn auf Maurepas Rath zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Dieses Amt behielt Vergennes in der Folge stets bei, und leitete also während Ludwigs Regierung vor der Revolution alle Bündnisse, Friedensschlüsse und Commerztractaten, welche Frankreich mit den benachbarten Staaten schloß. Der Staat hatte Ursache, mit seiner Verwaltung zufrieden zu sein; er behielt immer das Interesse Frankreichs und seiner Alliirten im Auge, und verletzte es vielleicht nur durch den Beitritt zum Englisch-Amerikanischen Kriege, wobei nicht sowohl Erkämpfung der Freiheit für Amerikas Eingeborne, als vielmehr die Schwächung der Englischen Seemacht seine Hauptab-————
sicht sein mochte, und in dem Handelstractat, den er 1786 mit England schloß. Vergennes, der den größten Theil seines Lebens in ununterbrochener Thätigkeit zugebracht hatte, war glücklich genug, den Anfang der Revolution nicht zu erleben, sondern starb plötzlich am 13. Febr. 1787. Es hat nicht an solchen gefehlt, welche behaupten, man habe ihm Gift beigebracht, weil er mit der Versammlung der Notabeln, welche Calonne zusammenberufen hatte, nicht zufrieden gewesen wäre, und überhaupt die Operationen des damahligen Staatsraths durchaus gemißbilligt hätte. Man kann hierüber nichts mit Zuverlässigkeit bestimmen; gewiß ist es aber, daß Ludwig XVI über den Verlust dieses Ministers tief bekümmert war, und daß mit ihm eine mächtige Stütze der Monarchie dahin sank.
Carl Gravier Graf von Vergennes war der Sohn eines Parlaments-Präsidenten zu Dijon, und wurde 1720 geboren. Er war unstreitig der letzte Französische Minister, der Kenntnisse mit Ansehn vereinigte, und an den auswärtigen Höfen nicht weniger geschätzt oder gefürchtet wurde, je nachdem es die Umstände so haben wollten, als in Frankreich selbst. Man konnte auch von einem Manne, der seit dem ein und zwanzigsten Jahre sich den Staatsgeschäften gewidmet, und in Lissabon, Trier, Constantinopel und Stockholm als Gesandter gestanden hatte, nichts Gewöhnliches erwarten. Als Ludwig XVI. zur Regierung kam, berief er ihn von Stockholm zurück, und machte ihn auf Maurepas Rath zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Dieses Amt behielt Vergennes in der Folge stets bei, und leitete also während Ludwigs Regierung vor der Revolution alle Bündnisse, Friedensschlüsse und Commerztractaten, welche Frankreich mit den benachbarten Staaten schloß. Der Staat hatte Ursache, mit seiner Verwaltung zufrieden zu sein; er behielt immer das Interesse Frankreichs und seiner Alliirten im Auge, und verletzte es vielleicht nur durch den Beitritt zum Englisch-Amerikanischen Kriege, wobei nicht sowohl Erkämpfung der Freiheit für Amerikas Eingeborne, als vielmehr die Schwächung der Englischen Seemacht seine Hauptab-————
sicht sein mochte, und in dem Handelstractat, den er 1786 mit England schloß. Vergennes, der den größten Theil seines Lebens in ununterbrochener Thätigkeit zugebracht hatte, war glücklich genug, den Anfang der Revolution nicht zu erleben, sondern starb plötzlich am 13. Febr. 1787. Es hat nicht an solchen gefehlt, welche behaupten, man habe ihm Gift beigebracht, weil er mit der Versammlung der Notabeln, welche Calonne zusammenberufen hatte, nicht zufrieden gewesen wäre, und überhaupt die Operationen des damahligen Staatsraths durchaus gemißbilligt hätte. Man kann hierüber nichts mit Zuverlässigkeit bestimmen; gewiß ist es aber, daß Ludwig XVI über den Verlust dieses Ministers tief bekümmert war, und daß mit ihm eine mächtige Stütze der Monarchie dahin sank.