Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Trajanus, Marcus Ulpius Nerva
Marcus Ulpius Nerva Trajanus verdient in die Reihe der guten Römischen Imperatoren gestellt zu werden. Geboren in Spanien zu Italica bei Sevilla, machte er sich jung schon seines Vaters (der, unter die Patricier erhoben, das Consulat und die Ehre des Triumphs erlangt hatte) im Kriege am Euphrat und Rheine würdig. An Geist und Körper gleich ausgebildet, erwarb er sich so viel Achtung, daß ihn der Kaiser Nerva unter feierlichem Gepränge und dem allgemeinen Zujauchzen des Volks zum Sohn und Mitregenten erklärte: eine Erhebung, von welcher Trajan nicht einmahl etwas wußte, indem er erst die Nachricht davon zu Kölln am Rhein erhielt. Nach bald darauf erfolgtem Todte des Nerva (98) brachte er die damahls gefährlichen Deutschen in die Schranken zurück, und begab sich dann erst nach Rom, wo er seinen Einzug zu Fuße und ohne das gewöhnliche Gepränge hielt. Durch außerordentliche Bescheidenheit, durch Gute, Herablassung und Wohlwollen erwarb er sich in kurzem die Liebe des ganzen Römischen Volks so sehr, daß ihm der Name: der Beste beigelegt wurde, und daß er – ein ungewöhnlicher Fall – auch wirklich Freunde hatte, mit denen er im ungezwungensten Umgang lebte. Nur das verächtliche Heer der Angeber mußte seine ganze Strenge fühlen: er bestrafte sie mit Verweisung auf wüste Inseln. Mit dem————
Senat im besten Einverständnisse, hatte er auch der Armee und namentlich der sonst so sehr verwöhnten Leibwache Liebe und Ehrfurcht gegen sich eingefloßt. Auch die Gesetze verdankten ihm, der selbst die Rechtswissenschaft vorzüglich studirt hatte, viele Verbesserungen. Weniger auf neue Abgaben bedacht, suchte er vielmehr die schon bestehenden zu vermindern; und dennoch wußte er durch Oekonomie es dahin zu bringen, daß er prächtige Gebäude und Kunstwerke auffuhren konnte: der große Circus wurde von ihm so wieder hergestellt und erweitert, daß auf 50,000 Zuschauer darin Platz hatten; mehrere Häfen, eine große Heerstraße vom schwarzen Meere bis nach Gallien etc. waren sein Werk; und durch eine von seinem Privat-Vermögen gestiftete Anstalt zur Unterhaltung armer Kinder stiftete er zugleich das schönste Denkmahl seiner Menschenliebe und Großmuth. – Aber auch als Feldherr zeigte er sich aufs neue in dem Kriege gegen Decebalus, König von Dacien, einen gefährlichen Feind der Römer, welchen er ganz demüthigte, und sein Land sich unterwürfig machte; ingleichen bei dem Morgenländischen Feldzuge, den er – vielleicht etwas zu abenteuerlich – unternahm, wo er, als der einzige unter den Römischen Feldherren, den Tigris besuchte, dem Parthischen Reiche ein Ende und viele Völkerschaften zu Römischen Provinzen machte. Schon hatte der Senat zu
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Rom zu einem außerordentlichen prächtigen Triumphe alle Anstalten getroffen, als Trajan im Laufe seiner Siege erkrankte, und (im J. 117.) zu Salinunt in Cilicien, wohin er sich eingeschifft hatte, mit Todte abging (dieser Ort wurde seitdem Trajanopolis genannt). Neunzehn Jahre und sechs Monate hatte seine Regierung – gewiß eine der beglückendsten für die Römer – gedauert. Wenn man ihm auch hie und da Fehler z. B. eine, besonders im Alter zunehmende, Ruhmsucht, eine gewisse Härte bei Verfolgung der Christen etc. schuld giebt; so verdienen diese, namentlich die letztere, Entschuldigung, da diese Verfolgung mehr das Werk des erbitterten Volks war, und der Kaiser doch die einmahl vom Staate autorisirte Religion in Schutz nehmen mußte. Seine Tugenden überwogen jene Fehler bei weitem, und er bleibt immer einer der merkwürdigsten Römischen Imperatoren. Seine nach Rom gebrachte Asche wurde unter der Trajanischen Säule (die von der den Daciern abgenommenen Beute errichtet worden) beigesetzt.
Marcus Ulpius Nerva Trajanus verdient in die Reihe der guten Römischen Imperatoren gestellt zu werden. Geboren in Spanien zu Italica bei Sevilla, machte er sich jung schon seines Vaters (der, unter die Patricier erhoben, das Consulat und die Ehre des Triumphs erlangt hatte) im Kriege am Euphrat und Rheine würdig. An Geist und Körper gleich ausgebildet, erwarb er sich so viel Achtung, daß ihn der Kaiser Nerva unter feierlichem Gepränge und dem allgemeinen Zujauchzen des Volks zum Sohn und Mitregenten erklärte: eine Erhebung, von welcher Trajan nicht einmahl etwas wußte, indem er erst die Nachricht davon zu Kölln am Rhein erhielt. Nach bald darauf erfolgtem Todte des Nerva (98) brachte er die damahls gefährlichen Deutschen in die Schranken zurück, und begab sich dann erst nach Rom, wo er seinen Einzug zu Fuße und ohne das gewöhnliche Gepränge hielt. Durch außerordentliche Bescheidenheit, durch Gute, Herablassung und Wohlwollen erwarb er sich in kurzem die Liebe des ganzen Römischen Volks so sehr, daß ihm der Name: der Beste beigelegt wurde, und daß er – ein ungewöhnlicher Fall – auch wirklich Freunde hatte, mit denen er im ungezwungensten Umgang lebte. Nur das verächtliche Heer der Angeber mußte seine ganze Strenge fühlen: er bestrafte sie mit Verweisung auf wüste Inseln. Mit dem————
Senat im besten Einverständnisse, hatte er auch der Armee und namentlich der sonst so sehr verwöhnten Leibwache Liebe und Ehrfurcht gegen sich eingefloßt. Auch die Gesetze verdankten ihm, der selbst die Rechtswissenschaft vorzüglich studirt hatte, viele Verbesserungen. Weniger auf neue Abgaben bedacht, suchte er vielmehr die schon bestehenden zu vermindern; und dennoch wußte er durch Oekonomie es dahin zu bringen, daß er prächtige Gebäude und Kunstwerke auffuhren konnte: der große Circus wurde von ihm so wieder hergestellt und erweitert, daß auf 50,000 Zuschauer darin Platz hatten; mehrere Häfen, eine große Heerstraße vom schwarzen Meere bis nach Gallien etc. waren sein Werk; und durch eine von seinem Privat-Vermögen gestiftete Anstalt zur Unterhaltung armer Kinder stiftete er zugleich das schönste Denkmahl seiner Menschenliebe und Großmuth. – Aber auch als Feldherr zeigte er sich aufs neue in dem Kriege gegen Decebalus, König von Dacien, einen gefährlichen Feind der Römer, welchen er ganz demüthigte, und sein Land sich unterwürfig machte; ingleichen bei dem Morgenländischen Feldzuge, den er – vielleicht etwas zu abenteuerlich – unternahm, wo er, als der einzige unter den Römischen Feldherren, den Tigris besuchte, dem Parthischen Reiche ein Ende und viele Völkerschaften zu Römischen Provinzen machte. Schon hatte der Senat zu
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Rom zu einem außerordentlichen prächtigen Triumphe alle Anstalten getroffen, als Trajan im Laufe seiner Siege erkrankte, und (im J. 117.) zu Salinunt in Cilicien, wohin er sich eingeschifft hatte, mit Todte abging (dieser Ort wurde seitdem Trajanopolis genannt). Neunzehn Jahre und sechs Monate hatte seine Regierung – gewiß eine der beglückendsten für die Römer – gedauert. Wenn man ihm auch hie und da Fehler z. B. eine, besonders im Alter zunehmende, Ruhmsucht, eine gewisse Härte bei Verfolgung der Christen etc. schuld giebt; so verdienen diese, namentlich die letztere, Entschuldigung, da diese Verfolgung mehr das Werk des erbitterten Volks war, und der Kaiser doch die einmahl vom Staate autorisirte Religion in Schutz nehmen mußte. Seine Tugenden überwogen jene Fehler bei weitem, und er bleibt immer einer der merkwürdigsten Römischen Imperatoren. Seine nach Rom gebrachte Asche wurde unter der Trajanischen Säule (die von der den Daciern abgenommenen Beute errichtet worden) beigesetzt.