Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Tour d'Auvergne, Theophile Malo Corret La
Theophile Malo Corret La Tour dʼAuvergne, erster Grenadier der Französischen Republik, geboren zu Carhaix, in dem ehemahligen Bretagne, 1743, trat 1767 in Fränzösische Kriegsdienste, in denen er im Jahr 1779 bis zum Staabscapitain stieg. Aus Ungeduld, für Amerikaʼs Freiheit mit zu kämpfen, wohnte er im Jahr 1782 als Freiwilliger und Adjudant des Herzogs von Crillon der Belagerung von Mahon bei. Man übertrug ihm bei dieser Unternehmung das Commando der Freiwilligen; allein er, der zwar stets Auszeichnung verdienen, aber nie annehmen wollte, schlug diese Stelle aus, und begnügte sich damit, durch die That selbst der Erste dieses Corps zu sein, ohne es zu heißen. König Carl III. von Spanien ertheilte ihm daher zum Beweis seiner Achtung und Dankbarkeit seinen Orden mit einer Pension von hundert Pistolen; allein er schlug diese, als den Sold einer fremden Regierung, aus, kehrte, nachdem der Versailler Friede von 1783 Amerikaʼs Unabhängigkeit gegründet hatte, zu seinem Regimente zurück, und widmete von jetzt an bis zu seinem Todte seine Mußestunden den Untersuchungen über den Ursprung und die älteste Geschichte seines Vaterlandes. Es war natürlich, daß der Mann, der mit Wärme für die Freiheit eines fremden Staates gefochten hatte, dieß mit der größten Leidenschaft für sein Vaterland thun mußte.————
Schon 1792 wohnte er daher als Grenadiercapitain dem Feldzuge nach Savoyen bei, und focht dann, seit dem Ausbruche des Kriegs zwischen Frankreich und Spanien, bis zum Frieden zwischen beiden Mächten, ohne den Grad eines Generals annehmen zu wollen, jedoch in der That als General aller vereinigten Grenadierbataillone der Westpyrenäen-Armee in Spanien. Sein Corps, das die Avantgarde dieser Armee ausmachte, war unter dem Namen der höllischen Colonne bekannt – ein Beiname, den es sich durch seine ausgezeichnete Tapferkeit erworben hatte. Der Friede mit Spanien rief Latourʼn ganz zu seinen Lieblingsstudien zurück; und schon hatte er sich nach seiner Vaterstadt eingeschifft, als er auf dem Wege dahin von einem Englischen Corsaren weggenommen wurde, und ein Jahr lang in Gefangenschaft bleiben mußte. Bis zum Jahr 1799 lebte er sodann in gelehrter Muße; als aber beim neuen Ausbruch des Kriegs ein Freund Latourʼs seinen fünften Sohn zur Conscription stellen sollte, ging er an dessen Stelle als bloßer Conscribirter nach der Schweiz, von da er, nach dem Rückzuge der Russen, nach Paris zurückkehrte. Seine Verdienste waren dem Kriegsminister Carnot nicht unbemerkt geblieben; und auf dessen Empfehlung ernannte Bonaparte Latourʼn zum ersten Grenadier der Armeen der Französischen Republik, erkannte ihm einen Ehrensäbel und einen mit seinem neuen Grade
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verbundenen Gehalt zu. Latour schlug, seiner Gewohnheit nach, diesen letztern aus, eilte aber im Jahr 1800 zum letzten Mahle auf das Schlachtfeld. Er kam am 21. Juni bei der Rhein-Armee an, ward aber schon am 27. in einem blutigen Gefechte bei Neuburg in der Oberpfalz, an der Spitze seiner Grenadiere, von einem Uhlanen durch einen Lanzenstoß ins Herz getödtet. General Moreau (s. d. Art.) ließ ihn auf dem Platze, wo er fiel, einen steinernen Sarkophag errichten, und sein Säbel wurde am Feste der Republik, am 22. Sept. 1800, im Marstempel unter den eroberten feindlichen Fahnen aufgehängt. So wie Latour als tapferer, uneigennütziger und menschenfreundlicher Krieger bei seinem Vaterlande immer in ehrenvollem Andenken bleiben wird, so wird er auch außer seinem Vaterlande dem Geschichtsforscher durch sein schätzbares – obschon mit vielen Hypothesen angefülltes – Werk, über die älteste Geschichte Frankreichs (Les origines Gauloises) unvergeßlich bleiben. Bei seinem Eifer für diese Untersuchungen und bei der immer seltner werdenden Anzahl der Forscher in diesem Felde der Geschichte, ist es auf jeden Fall sehr zu bedauern, daß sein vergleichendes Glossarium von fünf und vierzig Sprachen, und sein Gallo-Celtisches Wörterbuch, an welchen beiden Werken er arbeitete, unvollendet geblieben sind.
Schon 1792 wohnte er daher als Grenadiercapitain dem Feldzuge nach Savoyen bei, und focht dann, seit dem Ausbruche des Kriegs zwischen Frankreich und Spanien, bis zum Frieden zwischen beiden Mächten, ohne den Grad eines Generals annehmen zu wollen, jedoch in der That als General aller vereinigten Grenadierbataillone der Westpyrenäen-Armee in Spanien. Sein Corps, das die Avantgarde dieser Armee ausmachte, war unter dem Namen der höllischen Colonne bekannt – ein Beiname, den es sich durch seine ausgezeichnete Tapferkeit erworben hatte. Der Friede mit Spanien rief Latourʼn ganz zu seinen Lieblingsstudien zurück; und schon hatte er sich nach seiner Vaterstadt eingeschifft, als er auf dem Wege dahin von einem Englischen Corsaren weggenommen wurde, und ein Jahr lang in Gefangenschaft bleiben mußte. Bis zum Jahr 1799 lebte er sodann in gelehrter Muße; als aber beim neuen Ausbruch des Kriegs ein Freund Latourʼs seinen fünften Sohn zur Conscription stellen sollte, ging er an dessen Stelle als bloßer Conscribirter nach der Schweiz, von da er, nach dem Rückzuge der Russen, nach Paris zurückkehrte. Seine Verdienste waren dem Kriegsminister Carnot nicht unbemerkt geblieben; und auf dessen Empfehlung ernannte Bonaparte Latourʼn zum ersten Grenadier der Armeen der Französischen Republik, erkannte ihm einen Ehrensäbel und einen mit seinem neuen Grade
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verbundenen Gehalt zu. Latour schlug, seiner Gewohnheit nach, diesen letztern aus, eilte aber im Jahr 1800 zum letzten Mahle auf das Schlachtfeld. Er kam am 21. Juni bei der Rhein-Armee an, ward aber schon am 27. in einem blutigen Gefechte bei Neuburg in der Oberpfalz, an der Spitze seiner Grenadiere, von einem Uhlanen durch einen Lanzenstoß ins Herz getödtet. General Moreau (s. d. Art.) ließ ihn auf dem Platze, wo er fiel, einen steinernen Sarkophag errichten, und sein Säbel wurde am Feste der Republik, am 22. Sept. 1800, im Marstempel unter den eroberten feindlichen Fahnen aufgehängt. So wie Latour als tapferer, uneigennütziger und menschenfreundlicher Krieger bei seinem Vaterlande immer in ehrenvollem Andenken bleiben wird, so wird er auch außer seinem Vaterlande dem Geschichtsforscher durch sein schätzbares – obschon mit vielen Hypothesen angefülltes – Werk, über die älteste Geschichte Frankreichs (Les origines Gauloises) unvergeßlich bleiben. Bei seinem Eifer für diese Untersuchungen und bei der immer seltner werdenden Anzahl der Forscher in diesem Felde der Geschichte, ist es auf jeden Fall sehr zu bedauern, daß sein vergleichendes Glossarium von fünf und vierzig Sprachen, und sein Gallo-Celtisches Wörterbuch, an welchen beiden Werken er arbeitete, unvollendet geblieben sind.