Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Totilas
Totila (Totilas), König der Gothen in der Mitte des sechsten Jahrhunderts, und einer der wichtigsten Helden seiner Nation. Das schon äußerst geschwächte Reich der Gothen konnte er zwar nicht wieder ganz herstellen, aber dennoch hielt sein Heldenmuth den gänzlichen Untergang noch sehr zurück. Den Römern brachte er die ansehnlichsten Niederlagen bei, nahm ihnen Städte und ganze Provinzen weg, machte sich nicht nur von Unter-Italien, so wie von den Inseln Corsica, Sardinien und Sicilien Meister, sondern nahm auch sogar im Jahr 546 Rom selbst ein, welches er der Plünderung der Soldaten Preis geben mußte. Mehrere Gothen trugen sogar auf die völlige Schleifung des ehemahls so stolzen Roms an; allein Totilas Edelmuth hinderte diese gänzliche Vernichtung: nur einen Theil der Mauern ließ er niederreißen, und zog dann nach Lukanien. Allein plötzlich kehrte Belisar, dieser derühmte Feldherr des Kaisers Justinian, nach Rom zurück, ließ die Mauern, und so gleichsam das alte Rom wieder herstellen; und obgleich Totila plötzlich wieder vor dieser Stadt erschien, um sie zu überrumpeln, so hatte er doch den Verdruß, durch diesen ihm von Belisar gespielten Streich die Früchte seiner bisherigen Siege sich entrissen zu sehen. Er stand zwar jetzt von der Belagerung ab; allein kurz darauf, als Belisar wieder nach Constantinopel abge-————
rufen wurde, rückte er vor Rom, und kam sogleich ohne Verlust in die Stadt, die er aber dennoch sehr schonend behandelte, ja die zerstreuten Römer zurückrief und vieles wieder erbauen ließ, was vorher zerstört worden war. Falsch ist es daher, wenn man dem Totila die Vernichtung vieler wichtigen Denkmäler, des Circus, des Amphitheaters, der Obelisken etc. schuld giebt, die wohl mehr der einreißenden Armuth der Einwohner, zum Theil wohl auch der Bigotterie derselben zuzuschreiben war, welche vielleicht die Ueberbleibsel des Heidenthums nicht mehr achtete. – Indessen ging es mit Totilas glücklichen Eroberungen rückwärts: ein unglückliches Seetreffen bei Ancona brachte ihnen einen empfindlichen Stoß bei; den Franken, welche einen neuen Einfall in Italien unternommen hatten, mußte er ihre Eroberungen lassen, und als nun Narses, ein kaiserlicher Feldherr, ausm Occident wieder mit neuer Macht anrückte, so wurde Totila in einem Treffen in Thuscien geschlagen, und starb bald darauf (552) an seinen Wunden. Bald nach seinem Todte eilte nun auch das Gothische Reich seinem gänzlichen Untergange entgegen.
Totila (Totilas), König der Gothen in der Mitte des sechsten Jahrhunderts, und einer der wichtigsten Helden seiner Nation. Das schon äußerst geschwächte Reich der Gothen konnte er zwar nicht wieder ganz herstellen, aber dennoch hielt sein Heldenmuth den gänzlichen Untergang noch sehr zurück. Den Römern brachte er die ansehnlichsten Niederlagen bei, nahm ihnen Städte und ganze Provinzen weg, machte sich nicht nur von Unter-Italien, so wie von den Inseln Corsica, Sardinien und Sicilien Meister, sondern nahm auch sogar im Jahr 546 Rom selbst ein, welches er der Plünderung der Soldaten Preis geben mußte. Mehrere Gothen trugen sogar auf die völlige Schleifung des ehemahls so stolzen Roms an; allein Totilas Edelmuth hinderte diese gänzliche Vernichtung: nur einen Theil der Mauern ließ er niederreißen, und zog dann nach Lukanien. Allein plötzlich kehrte Belisar, dieser derühmte Feldherr des Kaisers Justinian, nach Rom zurück, ließ die Mauern, und so gleichsam das alte Rom wieder herstellen; und obgleich Totila plötzlich wieder vor dieser Stadt erschien, um sie zu überrumpeln, so hatte er doch den Verdruß, durch diesen ihm von Belisar gespielten Streich die Früchte seiner bisherigen Siege sich entrissen zu sehen. Er stand zwar jetzt von der Belagerung ab; allein kurz darauf, als Belisar wieder nach Constantinopel abge-————
rufen wurde, rückte er vor Rom, und kam sogleich ohne Verlust in die Stadt, die er aber dennoch sehr schonend behandelte, ja die zerstreuten Römer zurückrief und vieles wieder erbauen ließ, was vorher zerstört worden war. Falsch ist es daher, wenn man dem Totila die Vernichtung vieler wichtigen Denkmäler, des Circus, des Amphitheaters, der Obelisken etc. schuld giebt, die wohl mehr der einreißenden Armuth der Einwohner, zum Theil wohl auch der Bigotterie derselben zuzuschreiben war, welche vielleicht die Ueberbleibsel des Heidenthums nicht mehr achtete. – Indessen ging es mit Totilas glücklichen Eroberungen rückwärts: ein unglückliches Seetreffen bei Ancona brachte ihnen einen empfindlichen Stoß bei; den Franken, welche einen neuen Einfall in Italien unternommen hatten, mußte er ihre Eroberungen lassen, und als nun Narses, ein kaiserlicher Feldherr, ausm Occident wieder mit neuer Macht anrückte, so wurde Totila in einem Treffen in Thuscien geschlagen, und starb bald darauf (552) an seinen Wunden. Bald nach seinem Todte eilte nun auch das Gothische Reich seinem gänzlichen Untergange entgegen.