Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Thespis
Thespis, ein alter Griechischer Tragödienschreiber von Icaria in Attica gebürtig, lebte ungefähr 500 Jahr vor Chr. Geb. Zu seiner Zeit wurden die Trauerspiele durch Chöre von Musikern und Tänzern vorgestellt, welche unter dem Tanze Loblieder zu Ehren des Bacchus sangen. Thespis führte denn nun eine Person ein, die allemahl zwischen den Gesängen des Chors eine Fabel von tragischer Art, oder etwas ähnliches recitirte; diese nennte man Episode: und eben daher hat man ihn auch für den Erfinder der Tragödie gehalten, die freilich in ihrem Entstehen höchst roh und unvollkommen gewesen sein mag. Horaz sagt, daß dieser Thespis seine Schauspieler auf einem Karren umhergeführt habe, wo sie denn ihre Stücke vorgestellt und die Gesichter dabei mit Weinhefen oder, wie andere versichern, mit Bleiweiß und Zinnober beschmiert hätten. Der Karren des Thespis wird daher oft erwähnt, wenn man noch von der ersten Kindheit, in welcher sich das Trauerspiel befand, spricht. Noch erzählt man, daß, als ihn Solon selbst spielen sehen, er ihn nach Endigung des Spiels zu sich kommen lassen und gefragt habe: ob er sich nicht schäme, vor so viel Zeugen zu lügen? Auf Thespis Antwort: daß dieß im Scherze zu thun wohl erlaubt sei, habe ihm Solon mit seinen Gesetzen gedroht, und auch wirklich verboten, in Athen zu spielen. – Von seinen Gedichten ist————
nichts auf uns gekommen.
Thespis, ein alter Griechischer Tragödienschreiber von Icaria in Attica gebürtig, lebte ungefähr 500 Jahr vor Chr. Geb. Zu seiner Zeit wurden die Trauerspiele durch Chöre von Musikern und Tänzern vorgestellt, welche unter dem Tanze Loblieder zu Ehren des Bacchus sangen. Thespis führte denn nun eine Person ein, die allemahl zwischen den Gesängen des Chors eine Fabel von tragischer Art, oder etwas ähnliches recitirte; diese nennte man Episode: und eben daher hat man ihn auch für den Erfinder der Tragödie gehalten, die freilich in ihrem Entstehen höchst roh und unvollkommen gewesen sein mag. Horaz sagt, daß dieser Thespis seine Schauspieler auf einem Karren umhergeführt habe, wo sie denn ihre Stücke vorgestellt und die Gesichter dabei mit Weinhefen oder, wie andere versichern, mit Bleiweiß und Zinnober beschmiert hätten. Der Karren des Thespis wird daher oft erwähnt, wenn man noch von der ersten Kindheit, in welcher sich das Trauerspiel befand, spricht. Noch erzählt man, daß, als ihn Solon selbst spielen sehen, er ihn nach Endigung des Spiels zu sich kommen lassen und gefragt habe: ob er sich nicht schäme, vor so viel Zeugen zu lügen? Auf Thespis Antwort: daß dieß im Scherze zu thun wohl erlaubt sei, habe ihm Solon mit seinen Gesetzen gedroht, und auch wirklich verboten, in Athen zu spielen. – Von seinen Gedichten ist————
nichts auf uns gekommen.