Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Theodosius der Große, Flavius
Flavius Theodosius der Große, von Cauca in Spanien geburtig, mußte seinen trefflichen Vater, Theodosius, der auf Befehl des Kaisers Valens (373) enthauptet wurde, in seiner Vaterstadt beweinen; allein Gratian, der viel Proben seiner Tapferkeit erfuhr, machte ihn endlich zu seinem Mitregenten, und Theodosius empfing (379) den Purpur zu Sirmio. Von hier ging er sogleich nach Thracien, schlug die Gothen, und ließ sich im folgenden Jahre zu Thessalonich, wo er krank wurde, taufen, gab auch sogleich mehrere Edicte wider die Ketzer, und mehrere andre treffliche Gesetze. Mehrere Barbaren, die Hunnen, Saracenen, Gruthunger, die ins Land fielen, schlug er mit der größten Tapferkeit zurück; und bald ward sein Name in fernen Landen furchtbar, selbst die Perser ließen ihn um eine Allianz bitten. Nach einiger Zeit mußte er wider den Maximus, der den Gratian getödtet und sich selbst hatte zum Kaiser ausrufen lassen, zum Besten des nun auf den Thron gelangten Valentinians die Waffen ergreifen; er schlug ihn in zwei Schlachten, in Ungarn und Italien, verfolgte ihn bis Apuleja, und zwang die Soldaten, ihn auszuliefern. Maximus wurde, wider Theodosius Willen, von den Soldaten ermordet (388). So wurde denn das Reich für Thodosius im Orient eben so gesichert, als für den Valentinian der Occident. 389 kam er nach Rom, um hier die————
Ehre eines Triumphs zu genießen, zerstörte hier zugleich alle noch übrigen Merkmahle des Götzendienstes, kehrte dann nach Constantinopel zurück, mußte aber doch noch einen neuen Krieg gegen die Rebellen anfangen. Arbogast; ein Gallier, der den Valentinian getödtet und einen gewissen Lehrer der Grammatik, Eugenius, zum Kaiser ausgerufen hatte, wurde von ihm bei Aquileja (394) geschlagen, Eugenius enthauptet, und Arbogast entleibte sich selbst. Theodosius, welcher von diesem Siege zurückkam, erkrankte in Mailand, und starb 395 im 60. Jahre, mit Hinterlassung des Arcadius und Honorius. – Unstreitig war Theodosius einer der guten Regenten. Wenn man ihn auch wegen einer Handlung, wo er (390) die Stadt Thessalonich, in welcher bei einem Tumulte ein Gouverneur war ermordet worden, der Plünderung und Wuth seiner Soldaten Preis gab, und 7000 Einwohner dabei getödtet wurden, der Grausamkeit beschuldigen muß – der heil. Ambrosius that ihn deßhalb auf 8 Monathe in den Bann – so zeigte er doch bei so vielen andern Gelegenheiten, daß er der Großmuth und Gnade weit mehr Gehör gab. In einer Verschwörung wider ihn (385) verbot er, diejenigen, welche nicht Mitschuldige waren, aber doch darum gewußt hatten, zur Untersuchung zu ziehen, und schenkte auch den zum Tode verurtheilten Verschwornen das Leben. Bei einer andern Verschwörung zu Antiochia, wo man
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sogar sein und seiner Gemahlin Bildniß umgerissen und durch die Straßen geschleppt hatte, ließ er, so sehr er erzürnt war, doch durch die Vorstellungen des Bischofs Flavianus sich bewegen, den Einwohnern eine allgemeine Verzeihung angedeihen zu lassen. Auch mehrere gute Gesetze und Einrichtungen, besonders zu Abschaffung der großen Weitschweifigkeiten in den Rechten, verdanken ihm ihr Dasein.
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Ansicht: Theodosius der Große, Flavius