Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Terray, Der Abbé
Der Abbé Terray, der Sohn eines Notars, geb. in einer kleinen Stadt unweit Lyon 1715, kam durch einen Vetter, der Leibarzt des Herzog Regenten war, nach Paris, ward Beisitzer auf der geistlichen Bank des Pariser Parlaments, und nachher, durch die Bemuhungen des Kanzler Maupeou, Finanzminister unter Ludwig XV. Er fand ein beträchtliches Deficit in der Liste, und erlaubte sich, um dieses zu decken, die schändlichsten Mittel. – Dem Staate müsse, wie er sich ausdrückte, zur Ader gelassen werden. Er unternahm diese Operation mit beispielloser Härte, und würgte – um mit den Worten eines neuern Französischen Schriftstellers zu reden, – ohne Zorn und Mitleid, wie ein Scharfrichter. Er erfand neue Abgaben, hob die Gnadengehalte auf, welche Hülfsbedürftigen bewilligt worden waren, und setzte dadurch eine große Anzahl Menschen in die verzweifelndste Lage Dabei war er noch boßhaft genug, die Unglücklichen zu verspotten, welche sich mit ihren Klagen an ihn wendeten. Ludwig XVI. entfernte diesen abscheulichen Minister einige Monathe nach seiner Thronbesteigung, und eine scheußliche Krankheit, die Folge der Lüderlichkeiten, denen er sich ungescheut überlassen hatte, raffte ihn bald darauf in das Grab. Er war der Gegenstand der allgemeinen Verwünschungen: und niemand wußte es ihm Dank, daß er die————
Staatscasse einiger Maßen in Ordnung gebracht hatte; denn er verhinderte dadurch nicht, daß die eingetriebenen Summen von den Höflingen auf einer andern Seite auf die unverantwortlichste Weise wieder verschwendet wurden.
Der Abbé Terray, der Sohn eines Notars, geb. in einer kleinen Stadt unweit Lyon 1715, kam durch einen Vetter, der Leibarzt des Herzog Regenten war, nach Paris, ward Beisitzer auf der geistlichen Bank des Pariser Parlaments, und nachher, durch die Bemuhungen des Kanzler Maupeou, Finanzminister unter Ludwig XV. Er fand ein beträchtliches Deficit in der Liste, und erlaubte sich, um dieses zu decken, die schändlichsten Mittel. – Dem Staate müsse, wie er sich ausdrückte, zur Ader gelassen werden. Er unternahm diese Operation mit beispielloser Härte, und würgte – um mit den Worten eines neuern Französischen Schriftstellers zu reden, – ohne Zorn und Mitleid, wie ein Scharfrichter. Er erfand neue Abgaben, hob die Gnadengehalte auf, welche Hülfsbedürftigen bewilligt worden waren, und setzte dadurch eine große Anzahl Menschen in die verzweifelndste Lage Dabei war er noch boßhaft genug, die Unglücklichen zu verspotten, welche sich mit ihren Klagen an ihn wendeten. Ludwig XVI. entfernte diesen abscheulichen Minister einige Monathe nach seiner Thronbesteigung, und eine scheußliche Krankheit, die Folge der Lüderlichkeiten, denen er sich ungescheut überlassen hatte, raffte ihn bald darauf in das Grab. Er war der Gegenstand der allgemeinen Verwünschungen: und niemand wußte es ihm Dank, daß er die————
Staatscasse einiger Maßen in Ordnung gebracht hatte; denn er verhinderte dadurch nicht, daß die eingetriebenen Summen von den Höflingen auf einer andern Seite auf die unverantwortlichste Weise wieder verschwendet wurden.