Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Tartarei, Die
Die Tartarei wird, wie schon oben erwähnt worden, in die kleine oder Europäische, und in die große oder Asiatische eingetheilt. Jene liegt gegen Mitternacht und Morgen an Rußland, gegen Abend an Volhynien, gegen Mittag an dem schwarzen Meere, und besteht aus der Krimschen u. aus der Nagaischen Tartarei. Die große aber, oder Asiatische, liegt in Asien, und theilt sich in Drei Hauptnationen, nehmlich: in die der eigentlichen so genannten Tartarei, welche den westlichen Theil der großen Tartarei an dem Caspischen Meere bewohnen; in die Kalmucken, welche die Mitte der großen Tartarei inne haben; und in die Mongalen (Mungalen), die den östlichen Theil dieses Landes gegen das Orientalische Meer zu bewohnen. – Ein Theil aller dieser Provinzen hat besondere Namen, z. B. das Königreich Caschgar, die Bucharei, das Königreich Cachemir, das Königreich Astrakan etc.; andre werden bloß nach dem Namen der Nation genannt, z. B. die Mongolische Tartarei, das Land der Kalmucken, der Kosaken etc. Alle einzelne Völkerschaften sind wiederum in mehrere Stämme eingetheilt, welche von Khans1 beherrscht werden, die theils ganz unabhängig regieren, theils unter Russischer, Chinesischer und Türkischer Herrschaft stehen. Die meisten Tartarn führen ein nomadisches Leben; doch sind auch einige seßhaft (wo denn auch z. B. die————
Handelsstädte Astrakan, Samarkand etc. bemerkbar sind). Der großte Theil ist Muhamedanischer Religion, wie wohl es auch Götzendiener (wie die Kalmucken) giebt. Ihr Reichthum besteht in großen Viehheerden, hauptsächlich in Pferden, die bekannter Maßen vortrefflich sind, Schafen und Kamehlen. Außer der Viehzucht beschäftigen sie sich auch häufig mit der Jagd, wobei sie von ihrer Geschicklichkeit im Reiten und Schießen Gebrauch machen können. Sie wohnen in leichten Zelten, die mit geringer Mühe fortzuschaffen sind. Kriegerischer Muth, Kühnheit und Raubsucht zeichnen den Tartar aus, dessen Waffen Schwert, Bogen, auch ein lederner Schild sind, und der übrigens sehr einfach und sparsam lebt, auch gastfrei ist. Pferdefleisch und ein aus Pferdemilch bereitetes Getränk sind seine größten Leckerbissen.
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Fußnoten
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1 Tartar-Khan (Chan) ist bei ihnen eben das, was bei den Persern Schach, oder bei den Türken Sultan ist, ein Ehrentitel, der den Fürsten der Tattarn zukömmt. Aber insgemein versteht man unter Tartar-Khan den Fürst der kleinen Tartarei, weil der Regent der großen Tartarei nicht unter diesem Namen vorkömmt, da er zugleich Kaiser von China ist, und also vielmehr diesen letztern Namen führt.
Die Tartarei wird, wie schon oben erwähnt worden, in die kleine oder Europäische, und in die große oder Asiatische eingetheilt. Jene liegt gegen Mitternacht und Morgen an Rußland, gegen Abend an Volhynien, gegen Mittag an dem schwarzen Meere, und besteht aus der Krimschen u. aus der Nagaischen Tartarei. Die große aber, oder Asiatische, liegt in Asien, und theilt sich in Drei Hauptnationen, nehmlich: in die der eigentlichen so genannten Tartarei, welche den westlichen Theil der großen Tartarei an dem Caspischen Meere bewohnen; in die Kalmucken, welche die Mitte der großen Tartarei inne haben; und in die Mongalen (Mungalen), die den östlichen Theil dieses Landes gegen das Orientalische Meer zu bewohnen. – Ein Theil aller dieser Provinzen hat besondere Namen, z. B. das Königreich Caschgar, die Bucharei, das Königreich Cachemir, das Königreich Astrakan etc.; andre werden bloß nach dem Namen der Nation genannt, z. B. die Mongolische Tartarei, das Land der Kalmucken, der Kosaken etc. Alle einzelne Völkerschaften sind wiederum in mehrere Stämme eingetheilt, welche von Khans1 beherrscht werden, die theils ganz unabhängig regieren, theils unter Russischer, Chinesischer und Türkischer Herrschaft stehen. Die meisten Tartarn führen ein nomadisches Leben; doch sind auch einige seßhaft (wo denn auch z. B. die————
Handelsstädte Astrakan, Samarkand etc. bemerkbar sind). Der großte Theil ist Muhamedanischer Religion, wie wohl es auch Götzendiener (wie die Kalmucken) giebt. Ihr Reichthum besteht in großen Viehheerden, hauptsächlich in Pferden, die bekannter Maßen vortrefflich sind, Schafen und Kamehlen. Außer der Viehzucht beschäftigen sie sich auch häufig mit der Jagd, wobei sie von ihrer Geschicklichkeit im Reiten und Schießen Gebrauch machen können. Sie wohnen in leichten Zelten, die mit geringer Mühe fortzuschaffen sind. Kriegerischer Muth, Kühnheit und Raubsucht zeichnen den Tartar aus, dessen Waffen Schwert, Bogen, auch ein lederner Schild sind, und der übrigens sehr einfach und sparsam lebt, auch gastfrei ist. Pferdefleisch und ein aus Pferdemilch bereitetes Getränk sind seine größten Leckerbissen.
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1 Tartar-Khan (Chan) ist bei ihnen eben das, was bei den Persern Schach, oder bei den Türken Sultan ist, ein Ehrentitel, der den Fürsten der Tattarn zukömmt. Aber insgemein versteht man unter Tartar-Khan den Fürst der kleinen Tartarei, weil der Regent der großen Tartarei nicht unter diesem Namen vorkömmt, da er zugleich Kaiser von China ist, und also vielmehr diesen letztern Namen führt.