Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Tarquinius
Tarquinius: unter diesem Namen sind zwei Römische Könige in der Geschichte bekannt geworden. Der erste, Tarquin der Aeltere (Priscus), der gegen 600 vor der christlichen Zeitreichnung lebte, war als ein Fremdling nach Rom gekommen, und, durch seine Reichthümer unterstützt, hatte er die Vormundschaft über die beiden Söhne des vorigen Königs, Ancus Martius, erhalten. Durch seine Tapferkeit und Popularität wußte er sich zugleich bei dem Volke so beliebt zu machen, daß er, mit Uebergehung der Kinder des Ancus, zum König erwählt wurde, und so die Prophezeihung seiner Frau (Tanaquil) wahr machte, welche, da er einst nach Rom zog, und ihm noch vor seinem Eintritt in die Stadt ein Adler den Huth entführte, aber auch wieder auf den Kopf setzte, sogleich es dahin deutete, daß er einst noch selbst König werden würde. Außer mehreren glücklichen Kriegen, die er mit den benachbarten Völkern führte, hat er sich besonders durch die Befestigung und Verschönerung der Stadt Rom, und durch die Wiederherstellung der großen Wasserleitungen berühmt gemacht. Nach einer 38jährigen Regierung wurde er durch Meuchelmörder, die von den Söhnen des Ancus gedungen waren, ermordet. Der zweite Tarquin, der Stolze (Tarquinius Superbus), ein Enkel des Vorigen, war ein übermüthiger,
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herrschsüchtiger und grausamer Regent. Nachdem er sich durch Ermordung seiner nächsten Anverwandten den Weg ohne alle Formalitäten zum Thron gebahnt hatte, suchte er sich auf demselben durch Despotismus zu befestigen. Er verletzte die eingeführte Verfassung durch willkührliche Gesetze, begegnete dem Senat und Volk mit unerträglichem Stolz, und suchte sich durch die Verbannung und Hinrichtung vieler vornehmen Römer zu bereichern. Dieß übermüthige Betragen aber machte ihn so verhaßt, daß mehrere der Vornehmen schon längst an einer Revolution im Stillen arbeiteten, bis endlich sein eigner Sohn, Sextus, durch die Entehrung der Lucretia (s. dies. Art.) zur Vertreibung der Familie der Tarquinier und zur Einführung einer republikanischen Verfassung Gelegenheit gab. Brutus, der sich, um Tarquins Nachstellungen zu entgehen, wahnsinnig gestellt hatte, stand an der Spitze der Verschwornen. Tarquin suchte bei den benachbarten Völkern Schutz; und ob es ihm gleich glückte, die Vejenter, Clusiner und Lateiner gegen Rom aufzuwiegeln, so konnte er doch nichts ausrichten, sondern mußte zuletzt nach Campanien fliehen, wo er, dem man wenigstens den Ruhm, Kopf und Talent gehabt zu haben, nicht absprechen kann, in seinem 90sten Jahre starb. – Unter seiner Regierung wurde übrigens die Erbauung eines Tempels des Jupiters auf dem Berge, der hernach den Namen Capitoli-
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um erhielt, hauptsächlich vorgenommen, nachdem schon Tarquinius Priscus den Grund dazu gelegt hatte. Die Vollendung des Ganzen kam erst nach Vertreibung der Könige zu Stande.
Tarquinius: unter diesem Namen sind zwei Römische Könige in der Geschichte bekannt geworden. Der erste, Tarquin der Aeltere (Priscus), der gegen 600 vor der christlichen Zeitreichnung lebte, war als ein Fremdling nach Rom gekommen, und, durch seine Reichthümer unterstützt, hatte er die Vormundschaft über die beiden Söhne des vorigen Königs, Ancus Martius, erhalten. Durch seine Tapferkeit und Popularität wußte er sich zugleich bei dem Volke so beliebt zu machen, daß er, mit Uebergehung der Kinder des Ancus, zum König erwählt wurde, und so die Prophezeihung seiner Frau (Tanaquil) wahr machte, welche, da er einst nach Rom zog, und ihm noch vor seinem Eintritt in die Stadt ein Adler den Huth entführte, aber auch wieder auf den Kopf setzte, sogleich es dahin deutete, daß er einst noch selbst König werden würde. Außer mehreren glücklichen Kriegen, die er mit den benachbarten Völkern führte, hat er sich besonders durch die Befestigung und Verschönerung der Stadt Rom, und durch die Wiederherstellung der großen Wasserleitungen berühmt gemacht. Nach einer 38jährigen Regierung wurde er durch Meuchelmörder, die von den Söhnen des Ancus gedungen waren, ermordet. Der zweite Tarquin, der Stolze (Tarquinius Superbus), ein Enkel des Vorigen, war ein übermüthiger,
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herrschsüchtiger und grausamer Regent. Nachdem er sich durch Ermordung seiner nächsten Anverwandten den Weg ohne alle Formalitäten zum Thron gebahnt hatte, suchte er sich auf demselben durch Despotismus zu befestigen. Er verletzte die eingeführte Verfassung durch willkührliche Gesetze, begegnete dem Senat und Volk mit unerträglichem Stolz, und suchte sich durch die Verbannung und Hinrichtung vieler vornehmen Römer zu bereichern. Dieß übermüthige Betragen aber machte ihn so verhaßt, daß mehrere der Vornehmen schon längst an einer Revolution im Stillen arbeiteten, bis endlich sein eigner Sohn, Sextus, durch die Entehrung der Lucretia (s. dies. Art.) zur Vertreibung der Familie der Tarquinier und zur Einführung einer republikanischen Verfassung Gelegenheit gab. Brutus, der sich, um Tarquins Nachstellungen zu entgehen, wahnsinnig gestellt hatte, stand an der Spitze der Verschwornen. Tarquin suchte bei den benachbarten Völkern Schutz; und ob es ihm gleich glückte, die Vejenter, Clusiner und Lateiner gegen Rom aufzuwiegeln, so konnte er doch nichts ausrichten, sondern mußte zuletzt nach Campanien fliehen, wo er, dem man wenigstens den Ruhm, Kopf und Talent gehabt zu haben, nicht absprechen kann, in seinem 90sten Jahre starb. – Unter seiner Regierung wurde übrigens die Erbauung eines Tempels des Jupiters auf dem Berge, der hernach den Namen Capitoli-
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um erhielt, hauptsächlich vorgenommen, nachdem schon Tarquinius Priscus den Grund dazu gelegt hatte. Die Vollendung des Ganzen kam erst nach Vertreibung der Könige zu Stande.