Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Syrien
Syrien ist eine große Türkische Landschaft in Asien, gegen Mittag an das steinige Arabien, gegen Morgen an das wüste Arabien, gegen Mitternacht an Natolien, und gegen Abend an das Mittelländische Meer gränzend. Es ist dieses Land an Producten, besonders aus dem Gewächsreich, sehr gesegnet. So ist Sesam, oder Sisam, woraus Oel gepreßt wird, der Mais, das Zuckerrohr, die Indigo-Pflanze, auch der Oelbaum in den einzelnen Gegenden sehr häufig zu finden. Der weiße Maulbeerbaum giebt dem Lande der Drusen, wegen der Seide, die sie dadurch gewinnen, vielen Wohlstand und Reichthum; und der Wein vortreffliche Ausbeute. Mehrere Provinzen erzeugen Datteln, Pomeranzen, Feigen, Pisaugfrüchte, und in den Gärten zu Damask gedeihen alle Früchte der südlichen und östlichen Länder. Eben so sind auch in Syrien alle Europäischen Hausthiere einheimisch. – Uebrigens ist in Syrien (weiches die Osmannen in zwei Paschaliks vertheilt haben) die gewohnliche Sprache Arabisch, wiewohl in den Städten auch Türkisch gesprochen wird. Juden sowohl als Christen giebt es viele hier; aber auch Griechen, Armenier etc. bewohnen dieses Land, dessen ältere Geschichte man in dem Art. Assyrien nachsehen kann. In der neuesten Zeitgeschichte hat besonders der Syrische Feldzug unter Bonaparte wieder die ganze Aufmerksamkeit auf dieses Land ge-————
zogen. Seitdem die Französische Armee (1798) in Egypten gelandet war, suchte Bonaparte den Engländern die größten Schläge beizubringen, und dagegen die Freundschaft mit der Pforte immer mehr zu erhalten. Da besonders auch der Pascha von Acre, Dgezar – dieses scheußliche Ungeheuer – die Gränzen Egyptens durch feindselige Rüstungen bedrohte, so faßte Bonaparte den Entschluß, nach Syrien zu marschiren; und nachdem er zuvor Suez sich bemächtigt hatte, wurden von Cairo aus die Rüstungen unternommen, und endlich mit einer Armee von beinahe 13,000 Mann die Expedition begonnen. Trotz der häufigen Anfechtungen der Engländer erobern sie El Arisch, Gaza, Jaffa, und rücken nun vor Acre, wo jedoch nach einer 61 tägigen Belagerung, durch die Tapferkeit des Sir Sidney Smith (s. diesen Art.), Bonaparte genöthigt wird, wieder abzuziehen, nachdem er den Krieg drei Monathe lang im Herzen von Syrien geführt, und dem Feinde beträchtlichen Schaden zugefügt hatte.
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* Syrien hat nicht immer einerlei Umfang gehabt, sondern bald mehr, bald weniger Länder in sich begriffen. Ursprünglich erwuchs das Volk der Syrer aus Cananitern und mesoporamischen Aramäern. Es gab in Syrien Anfangs mehrere kleine Staaten, unter denen der von Damascus und Hamath die mächtigsten waren. Anfangs unter eignen Königen lebend, kamen sie 1036 vor Christus unter den König David; allein Reson machte sich 980 los, und herrschte unter dem Titel eines Königs von Damascus über ganz Syrien. Unter Hasael hatte Syrien sein goldnes Zeitalter; aber es verfiel in der Folge, ward 740 vor Chr. eine assyrische Provinz, wurde dann bei Zerstörung der assyrischen Monarchie zugleich von den Chaldäern erobert, kam darauf an die Perser und Macedonier und nach Alexanders Tode an Seleucus. Allein, von den Seleuciden zu sehr gedrückt, machten die Syrer (84 vor Chr.) den König von Armenien, Tigranes, zu ihrem König, bis dann darauf (65) das Land durch den Pompejus zu einer römischen Provinz gemacht wurde. Bei der Theilung des Theodosius erhielt sein ältester Sohn, Arcadius, im J. Chr. 393 Syrien, welches nun zum constantinopolitanischen Kaiserthum geschlagen wurde, bis es, durch eigne Schwäche in Verfall gerathen, von den Arabern im 7. Jahrhundert erobert wurde. Zwar erholte Syrien sich unter den arabischen
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Chalifen, allein, diesen wieder durch die rebellischen Statthalter entrissen, dann durch turkomannische Miliz geraubt, ward es nun bei den entstandenen Kreuzzügen ein Schauplatz der Zerstörung. Von den Kreuzfahrern verlassen, kam es unter Saladins Scepter; allein die Einfälle der Tartarn unter Dschengiskhan und Tamerlan brachten es ganz zu der elenden Verfassung herab, in welcher es, von den Türken 1517 genommen, noch bis jetzt seufzet.
zogen. Seitdem die Französische Armee (1798) in Egypten gelandet war, suchte Bonaparte den Engländern die größten Schläge beizubringen, und dagegen die Freundschaft mit der Pforte immer mehr zu erhalten. Da besonders auch der Pascha von Acre, Dgezar – dieses scheußliche Ungeheuer – die Gränzen Egyptens durch feindselige Rüstungen bedrohte, so faßte Bonaparte den Entschluß, nach Syrien zu marschiren; und nachdem er zuvor Suez sich bemächtigt hatte, wurden von Cairo aus die Rüstungen unternommen, und endlich mit einer Armee von beinahe 13,000 Mann die Expedition begonnen. Trotz der häufigen Anfechtungen der Engländer erobern sie El Arisch, Gaza, Jaffa, und rücken nun vor Acre, wo jedoch nach einer 61 tägigen Belagerung, durch die Tapferkeit des Sir Sidney Smith (s. diesen Art.), Bonaparte genöthigt wird, wieder abzuziehen, nachdem er den Krieg drei Monathe lang im Herzen von Syrien geführt, und dem Feinde beträchtlichen Schaden zugefügt hatte.
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* Syrien hat nicht immer einerlei Umfang gehabt, sondern bald mehr, bald weniger Länder in sich begriffen. Ursprünglich erwuchs das Volk der Syrer aus Cananitern und mesoporamischen Aramäern. Es gab in Syrien Anfangs mehrere kleine Staaten, unter denen der von Damascus und Hamath die mächtigsten waren. Anfangs unter eignen Königen lebend, kamen sie 1036 vor Christus unter den König David; allein Reson machte sich 980 los, und herrschte unter dem Titel eines Königs von Damascus über ganz Syrien. Unter Hasael hatte Syrien sein goldnes Zeitalter; aber es verfiel in der Folge, ward 740 vor Chr. eine assyrische Provinz, wurde dann bei Zerstörung der assyrischen Monarchie zugleich von den Chaldäern erobert, kam darauf an die Perser und Macedonier und nach Alexanders Tode an Seleucus. Allein, von den Seleuciden zu sehr gedrückt, machten die Syrer (84 vor Chr.) den König von Armenien, Tigranes, zu ihrem König, bis dann darauf (65) das Land durch den Pompejus zu einer römischen Provinz gemacht wurde. Bei der Theilung des Theodosius erhielt sein ältester Sohn, Arcadius, im J. Chr. 393 Syrien, welches nun zum constantinopolitanischen Kaiserthum geschlagen wurde, bis es, durch eigne Schwäche in Verfall gerathen, von den Arabern im 7. Jahrhundert erobert wurde. Zwar erholte Syrien sich unter den arabischen
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Chalifen, allein, diesen wieder durch die rebellischen Statthalter entrissen, dann durch turkomannische Miliz geraubt, ward es nun bei den entstandenen Kreuzzügen ein Schauplatz der Zerstörung. Von den Kreuzfahrern verlassen, kam es unter Saladins Scepter; allein die Einfälle der Tartarn unter Dschengiskhan und Tamerlan brachten es ganz zu der elenden Verfassung herab, in welcher es, von den Türken 1517 genommen, noch bis jetzt seufzet.