Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Strophe
Strophe (Dichtkunst) ist ein Wort, das in der Griechischen Dichtkunst, der es seinen Ursprung dankt, von ganz anderer Bedeutung war, als jetzt. Die lyrischen Gedichte (s. die lyrische Poesie) der Griechen, die von einem Chore gesungen wurden und mit einem Umzuge oder Marsche des Chores verbunden waren, bestanden aus drei Haupttheilen oder Sätzen, deren jeder eine gewisse Anzahl Verse enthielt. Die beiden ersten Sätze waren einander in Ansehung der Anzahl der Verse, Versart und Sylbenmaaß ganz gleich; dagegen der dritte Satz hierin von den beiden erstern abwich. Der erste Satz, welcher so lange dauerte, als der Chor in einem Zuge fortging, hieß Strophe. Sobald sich der Chor wendete, so fing der zweite Satz oder Abschnitt des Liedes an, welcher Antistrophe hieß, und bei welchem der Chor eben so viele Schritte thun mußte, als bei der Strophe. Mit Endigung der Antistrophe blieb der Chor stehen, sang aber noch etliche Verse, als den dritten Satz des Liedes, welcher Epodos genannt wurde. War mit diesen drei Sätzen noch nicht das ganze Lied, sondern nur ein Theil oder Abschnitt desselben geendet, so mußten die folgenden Abschnitte genau nach dem Sylbenmaaße und nach der Anzahl der Verse, welche die ersten drei Sätze gehabt hatten, eingerichtet werden. Die Römer, ohne die Form des Griechischen Gedichts in Ansehung der————
Strophe, Antistrophe und Epodos beizubehalten, fanden doch leicht: daß die Abtheilung eines lyrischen Gedichts in gewisse, in Ansehung des Splbenmaaßes, der Versart und Anzahl der Verse ganz gleiche Abschnitte zur Schönheit desselben beitrage, und behielten daher in dieser Hinsicht die Griechische Form bei. Auch blieben jene Griechischen Benennungen im Gebrauche: allein man legte ihnen eine andere Bedeutung unter. Auch die Deutschen haben besonders das Wort Strophe in der Dichtkunst beibehalten: man bezeichnet mit demselben einen aus mehrern einzelnen Versen bestehenden Abschnitt eines Liedes, oder einer Ode, der in Ansehung des Sylbenmaaßes, der Versart und der Anzahl der Verse allen übrigen Abschnitten zur Regel dient. Besteht also – welches am gewöhnlichsten ist – ein Abschnitt oder eine Strophe des Liedes aus 4 oder 8 einzelnen Versen; so muß jede Strophe ebenfalls aus 4 oder 8 Versen von eben dem Sylbenmaaße und eben derselben Versart bestehen. Daß durch diese gleiche Form poetischer Rhythmus (s. dies. Art.) befördert wird, leuchtet von selbst ein. Man theilt die Strophen in einfache und Doppelstrophen: einfache – diese sind am gewöhnlichsten – heißen solche, die nur aus einer Periode bestehen, welche sich mit der Strophe endigt, oder doch am Ende derselben einen Hauptruhepunkt hat. Theilt sich hingegen eine Strophe durch den Rhythmus in zwei
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Hälften oder Hauptabschnitte, so nennt man sie eine Doppelstrophe. Wenn in einer Strophe Syldenmaaß und Versart durchgehends gleich bleibt so gehört ein feineres poetisches Gefühl dazu, um zu bemerken, daß die Strophe Doppelstrophe ist. Allein bisweilen weicht in derselben der zweite Abschnitt oder Periode, entweder in Ansehung der Versart, oder des Sylbenmaaßes, oder auch beider zugleich, von der erstern Periode, oder dem Anfange der Strophe, ganz ab, und sodann sind die beiden Abschnitte der Strophe sehr merklich.
Strophe (Dichtkunst) ist ein Wort, das in der Griechischen Dichtkunst, der es seinen Ursprung dankt, von ganz anderer Bedeutung war, als jetzt. Die lyrischen Gedichte (s. die lyrische Poesie) der Griechen, die von einem Chore gesungen wurden und mit einem Umzuge oder Marsche des Chores verbunden waren, bestanden aus drei Haupttheilen oder Sätzen, deren jeder eine gewisse Anzahl Verse enthielt. Die beiden ersten Sätze waren einander in Ansehung der Anzahl der Verse, Versart und Sylbenmaaß ganz gleich; dagegen der dritte Satz hierin von den beiden erstern abwich. Der erste Satz, welcher so lange dauerte, als der Chor in einem Zuge fortging, hieß Strophe. Sobald sich der Chor wendete, so fing der zweite Satz oder Abschnitt des Liedes an, welcher Antistrophe hieß, und bei welchem der Chor eben so viele Schritte thun mußte, als bei der Strophe. Mit Endigung der Antistrophe blieb der Chor stehen, sang aber noch etliche Verse, als den dritten Satz des Liedes, welcher Epodos genannt wurde. War mit diesen drei Sätzen noch nicht das ganze Lied, sondern nur ein Theil oder Abschnitt desselben geendet, so mußten die folgenden Abschnitte genau nach dem Sylbenmaaße und nach der Anzahl der Verse, welche die ersten drei Sätze gehabt hatten, eingerichtet werden. Die Römer, ohne die Form des Griechischen Gedichts in Ansehung der————
Strophe, Antistrophe und Epodos beizubehalten, fanden doch leicht: daß die Abtheilung eines lyrischen Gedichts in gewisse, in Ansehung des Splbenmaaßes, der Versart und Anzahl der Verse ganz gleiche Abschnitte zur Schönheit desselben beitrage, und behielten daher in dieser Hinsicht die Griechische Form bei. Auch blieben jene Griechischen Benennungen im Gebrauche: allein man legte ihnen eine andere Bedeutung unter. Auch die Deutschen haben besonders das Wort Strophe in der Dichtkunst beibehalten: man bezeichnet mit demselben einen aus mehrern einzelnen Versen bestehenden Abschnitt eines Liedes, oder einer Ode, der in Ansehung des Sylbenmaaßes, der Versart und der Anzahl der Verse allen übrigen Abschnitten zur Regel dient. Besteht also – welches am gewöhnlichsten ist – ein Abschnitt oder eine Strophe des Liedes aus 4 oder 8 einzelnen Versen; so muß jede Strophe ebenfalls aus 4 oder 8 Versen von eben dem Sylbenmaaße und eben derselben Versart bestehen. Daß durch diese gleiche Form poetischer Rhythmus (s. dies. Art.) befördert wird, leuchtet von selbst ein. Man theilt die Strophen in einfache und Doppelstrophen: einfache – diese sind am gewöhnlichsten – heißen solche, die nur aus einer Periode bestehen, welche sich mit der Strophe endigt, oder doch am Ende derselben einen Hauptruhepunkt hat. Theilt sich hingegen eine Strophe durch den Rhythmus in zwei
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Hälften oder Hauptabschnitte, so nennt man sie eine Doppelstrophe. Wenn in einer Strophe Syldenmaaß und Versart durchgehends gleich bleibt so gehört ein feineres poetisches Gefühl dazu, um zu bemerken, daß die Strophe Doppelstrophe ist. Allein bisweilen weicht in derselben der zweite Abschnitt oder Periode, entweder in Ansehung der Versart, oder des Sylbenmaaßes, oder auch beider zugleich, von der erstern Periode, oder dem Anfange der Strophe, ganz ab, und sodann sind die beiden Abschnitte der Strophe sehr merklich.