Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Sheridan, Richard Brinsley
Richard Brinsley Sheridan (geb. zu Dublin 1751) als trefflicher Redner eben so die als Künstler und Schriftsteller berühmt, ist der dritte Sohn des berühmten Schauspielers und Schriftstellers Thomas Sheridan (dessen Werk über die Declamation hinlänglich seinen Ruf begründet). In seiner Jugend schien er eben nicht große Anlagen zu verrathen, und seine Mutter selbst – die sich ebenfalls durch mehrere Schauspiele und Erzählungen einen Ruf erworben hat – übergab ihn im siebenten Jahre dem Vorsteher einer Schule als einen ganz vernagelten Kopf; allein bald wurde sein Ehrgefühl auf der Schule zu Harrow rege, und im dreizehnten Jahre ward er schon durch seinen Witz und Scharfsinn der Gegenstand aller Bewunderung. Sein Vater brachte ihn nun in den Tempel nach London – dieser bekannten Lehranstalt für Juristen. – Schon im zwanzigsten Jahre fing er hier an, einige kleine Lustspiele zu schreiben, die aber durchfielen. Bald machte seine Liebe für eine der ersten Schauspielerinnen, Linley, ihn auch zum Kämpfer und eben deßhalb bekannt, indem er sich mit einem Andern, der sie beschimpft hatte, heftig schlug, dann mit seiner Geliebten übers Meer floh, und endlich doch die Einwilligung seiner Aeltern zu ihrer Heirath erhielt. Sheridan war jedoch zu stolz, als daß er die außerordentlichsten Anerbietungen, welche seiner Gattin gemacht————
wurden, und die er in seiner drückenden Lage recht gut gebrauchen konnte, hätte annehmen sollen. Sich selbst wollte er sein Glück verdanken, und er fing daher aufs neue an – da ohnehin schon mehrere seiner Gedichte ausgezeichneten Beifall erlangt hatten – fürs Theater zu schreiben; seine Stücke erhielten nach und nach vielen Beifall; ja endlich kaufte er selbst 1776 mit seinem Schwiegervater und einem Dritten den Antheil an dem Theater von Drury Laue von dem berühmten Garrick für 30,000 Pfund Sterl., und von jetzt an wurde sein Haus der Versammlungsort der feinen Welt und der vorzüglichsten Köpfe, so daß er nun auch in genauere Verbindung mit Fox kam, und so seine politische Laufbahn anfing. Immer noch arbeitete er fürs Theater, und seine Lästerschule, die er 1777 darauf brachte, erwarb ihm nun bald den Ruf eines der ersten Dichter in England. Auch wurde sein Witz zugleich bei dieser Gelegenheit in einem Bonmot sehr bewundert, das er über seinen Nebenbuhler, Cumberland, machte. Als ihm nehmlich ein Freund hinterbrachte, daß dieser bei seinem Stücke ganz ernsthaft geblieben wäre, und auch nicht eine Muskel zum Lachen verzogen habe, erwiederte Sher.: »Ei, ei, das war verteufelt undankbar; denn als sein neues Trauerspiel in voriger Woche zum ersten Mahl gegeben wurde, habe ich alle Acte hindurch gleich herzlich gelacht.« – Im J. 1780 wußte er sich nun auch im Un-
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terhause einen Sitz zu verschaffen, und hier hielt er es gleich, als eifriger Anhänger von Fox, mit der Opposition; nach und nach ward er der Liebling des Volks und die Geißel Pittʼs, der ihm als einem Theater-Unternehmer, immer mit Verachtung begegnete, aber dafür von Sh. mit schneidendem Witz und dem beißendsten Spott gezüchtigt und lächerlich gemacht wurde. Auch als Parlamentsredner machte Sheridan sich besonders in dem berühmten Prozeß gegen Hastings (m. s. dies. Art.) ehrwürdig, und seine Reden, die er dazumahl hielt, sind die höchsten Meisterstücke dieser Art. – Neuerlich fing er, nachdem er seit 20 Jahren nichts für die Bühne geschrieben hatte, an, die Schauspiele von Kotzebue für sein Theater, und zwar – jedoch zur Mißbilligung sehr vieler Engländer selbst – nach seiner Art, zu bearbeiten, d. h. indem er sie dem Geschmacke des Pöbels auf alle Art anpaßte; Pizarro (nach Kotzebueʼs Rolla geformt) machte in dieser Zeit viel Lärmen und Aufsehen. »Ueber seine politische und über seine dramatische Treue« – sagt ein sehr achtungswerther neuerer Reisebeschreiber von England, Gode – »sind die Meinungen getheilt; doch scheint er jene Rolle wahrer und redlicher zu spielen, als die des Schauspiel-Directors und Schauspiel Dichters. Seine vielseitigen Kenntnisse und seine glänzenden Rednertalente stellen ihn den großen Staatsmännern seines Vaterlandes an die Seite; jedoch
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fehlt es ihm an Würde und Ansehen, um jemahls an die Spitze einer Partei sich zu stellen.« – Nach einem der neuesten Englischen Berichte hat er vom gegenwärtigen Cabinet eine Stelle erhalten, die ihm jährlich 4000 Pfund einträgt. Er feierte diese für ihn so erfreuliche Begebenheit durch ein Fest, das ihm auf 8000 Pfund gekostet haben soll. Grund genug zu neuen bittern Bemerkungen über seine Verschwendungssucht!
wurden, und die er in seiner drückenden Lage recht gut gebrauchen konnte, hätte annehmen sollen. Sich selbst wollte er sein Glück verdanken, und er fing daher aufs neue an – da ohnehin schon mehrere seiner Gedichte ausgezeichneten Beifall erlangt hatten – fürs Theater zu schreiben; seine Stücke erhielten nach und nach vielen Beifall; ja endlich kaufte er selbst 1776 mit seinem Schwiegervater und einem Dritten den Antheil an dem Theater von Drury Laue von dem berühmten Garrick für 30,000 Pfund Sterl., und von jetzt an wurde sein Haus der Versammlungsort der feinen Welt und der vorzüglichsten Köpfe, so daß er nun auch in genauere Verbindung mit Fox kam, und so seine politische Laufbahn anfing. Immer noch arbeitete er fürs Theater, und seine Lästerschule, die er 1777 darauf brachte, erwarb ihm nun bald den Ruf eines der ersten Dichter in England. Auch wurde sein Witz zugleich bei dieser Gelegenheit in einem Bonmot sehr bewundert, das er über seinen Nebenbuhler, Cumberland, machte. Als ihm nehmlich ein Freund hinterbrachte, daß dieser bei seinem Stücke ganz ernsthaft geblieben wäre, und auch nicht eine Muskel zum Lachen verzogen habe, erwiederte Sher.: »Ei, ei, das war verteufelt undankbar; denn als sein neues Trauerspiel in voriger Woche zum ersten Mahl gegeben wurde, habe ich alle Acte hindurch gleich herzlich gelacht.« – Im J. 1780 wußte er sich nun auch im Un-
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terhause einen Sitz zu verschaffen, und hier hielt er es gleich, als eifriger Anhänger von Fox, mit der Opposition; nach und nach ward er der Liebling des Volks und die Geißel Pittʼs, der ihm als einem Theater-Unternehmer, immer mit Verachtung begegnete, aber dafür von Sh. mit schneidendem Witz und dem beißendsten Spott gezüchtigt und lächerlich gemacht wurde. Auch als Parlamentsredner machte Sheridan sich besonders in dem berühmten Prozeß gegen Hastings (m. s. dies. Art.) ehrwürdig, und seine Reden, die er dazumahl hielt, sind die höchsten Meisterstücke dieser Art. – Neuerlich fing er, nachdem er seit 20 Jahren nichts für die Bühne geschrieben hatte, an, die Schauspiele von Kotzebue für sein Theater, und zwar – jedoch zur Mißbilligung sehr vieler Engländer selbst – nach seiner Art, zu bearbeiten, d. h. indem er sie dem Geschmacke des Pöbels auf alle Art anpaßte; Pizarro (nach Kotzebueʼs Rolla geformt) machte in dieser Zeit viel Lärmen und Aufsehen. »Ueber seine politische und über seine dramatische Treue« – sagt ein sehr achtungswerther neuerer Reisebeschreiber von England, Gode – »sind die Meinungen getheilt; doch scheint er jene Rolle wahrer und redlicher zu spielen, als die des Schauspiel-Directors und Schauspiel Dichters. Seine vielseitigen Kenntnisse und seine glänzenden Rednertalente stellen ihn den großen Staatsmännern seines Vaterlandes an die Seite; jedoch
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fehlt es ihm an Würde und Ansehen, um jemahls an die Spitze einer Partei sich zu stellen.« – Nach einem der neuesten Englischen Berichte hat er vom gegenwärtigen Cabinet eine Stelle erhalten, die ihm jährlich 4000 Pfund einträgt. Er feierte diese für ihn so erfreuliche Begebenheit durch ein Fest, das ihm auf 8000 Pfund gekostet haben soll. Grund genug zu neuen bittern Bemerkungen über seine Verschwendungssucht!