Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Serizi
Serizi oder Serisy (Richer), ein in den Jahren 1795–1797 berühmter politischer Schriftsteller zu Paris, der durch seinen öffentlichen Aukläger (Accusateur public), den die Royalisten und Emigranten mit großem Beifall aufnahmen, viel Sensation machte. Der Verfasser selbst spielte bei dem Pariser Aufruhr gegen den Nationalconvent, am 5. Oct. 1795, als Secretair von einigen Abtheilungen der Pariser Bürger keine unbedeutende Rolle, ergriff aber, da bekanntlich dieser Aufruhr durch Barras und Bonaparte bald gedämpft wurde, die Flucht. Er wurde darauf abwesend angeklagt, setzte jedoch, nachdem er zwei Mahl angeklagt und zwei Mahl losgesprochen worden war, seine obgedachte Schrift fort, bis am 4. Septbr. 1796 das Directorium zu Paris einen Verhaftsbefehl gegen ihn erließ, kraft dessen er in Basel arretirt und nach Rochefort gebracht wurde, um nach Cayenne deportirt zu werden. Er rettete sich jedoch durch Bestechung, und entfloh von hier (wo er noch einige Stücke seines Anklägers herausgab) mit einigen andern ebenfalls zur Deportation Verurtheilten. Seine fernern Schicksale sind so unbekannt als seine frühern. – Außer seinem Ankläger (von dem sich in Archenholz Minerva vom Jahr 1796 und im Journal Frankreich 1795 (VIII.) und 1796 (III.) Auszüge, auch eben daselbst 1795 (IX.) eine Beurtheilung des-————
selben befinden) hat man von ihm einen Brief gegen Rhulieres Geschichte der Russischen Revolution vom Jahre 1762. Dieser Brief (der P. F. Heneyʼs Französischer Uebersetzung von Swintonʼs Reise durch Norwegen, Dännemark und Rußland in den Jahren 1788–1791, Paris 1797. 8. beigefügt, und abgekürzt im Götting. Rev. Alm. v. 1799 befindlich ist) läßt vermuthen, daß sich Serizi einige Zeit in Rußland aufgehalten habe. Es ist auffallend genug, daß er in einer Stelle dieses Briefes (Revol. Alm. 1799, S. 116) sich zu schwach zu Catharinens II. Lobe fühlt, von der er in einem Stücke seines Anklägers (vergl. Frankreich 1795, IX. S. 59) sagt: »Catharina, die sich auf einem Gebiete von eilf mahl hundert tausend Quadratmeilen zu sehr beengt findet und für Mangel an Raum ersticken möchte, erfüllt endlich, nachdem sie Pohlen verstümmelt und den Freund ihres Herzens entthront hat, ihre schon längst wider uns (wider Frankreich) gemachten betrügerischen Versprechungen u. s. w.« ein Beweis, daß er wohl nicht nach festen Grundsätzen schrieb. Ueberhaupt war wohl der Zweck seines Anklägers kein anderer, als der, eine neue allgemeine Revolution Frankreichs herbei zu führen, die nur durch neues Blutvergießen bewirkt werden konnte; und schon deßhalb verdiente er statt Lob gesetzliche Ahndung, und seine Schrift das Schicksal, das sie jetzt trifft – Vergessenheit.
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