Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Sedaine, Michel-Jean
Michel-Jean Sedaine, ein berühmter Schauspiel- Dichter der Franzosen, der 40 Jahre lang für die Bühne seiner Nation mit ausgezeichnetem Beifall arbeitete, war 1719 zu Paris geboren, und starb erst im 78sten Lebensjahre den 19ten Mai des Jahres 1797 als Mitglied des Lyceums der Künste. Er gehört, obschon seine Sprache bisweilen etwas unrein und die Versification nicht immer schön ist, dennoch unter die vorzüglichsten Französischen Theaterdichter: denn er verbindet Anmuth und Grazie mit Mannichfaltigkeit, Nachdruck, Kraft und Ueberraschung, hat trefflich gewählte Situationen; und sein äußerst lebhaftes Gefühl, das von dem unbescholtensten und trefflichsten Charakter herrührte, macht seine Stücke zu den rührendsten und hinreißendsten, auch empfehlen sie sich durch echt moralische Zwecke und tiefe Menschenkenntniß. Die schönsten sind la Gageure inprévue (ein Nachspiel) und le Philosophe sans le savoir (der Weise in der That, wie es Gotter in seiner musterhaften Uebersetzung betitelt); vorzüglich verdient das letztere die nächste Stelle nach Diderots Hausvater. Auch seine komischen Opern, z. B. der Deserteur, Röschen und Colas, Themire und andere haben ihm vielen Ruhm erworben.
Michel-Jean Sedaine, ein berühmter Schauspiel- Dichter der Franzosen, der 40 Jahre lang für die Bühne seiner Nation mit ausgezeichnetem Beifall arbeitete, war 1719 zu Paris geboren, und starb erst im 78sten Lebensjahre den 19ten Mai des Jahres 1797 als Mitglied des Lyceums der Künste. Er gehört, obschon seine Sprache bisweilen etwas unrein und die Versification nicht immer schön ist, dennoch unter die vorzüglichsten Französischen Theaterdichter: denn er verbindet Anmuth und Grazie mit Mannichfaltigkeit, Nachdruck, Kraft und Ueberraschung, hat trefflich gewählte Situationen; und sein äußerst lebhaftes Gefühl, das von dem unbescholtensten und trefflichsten Charakter herrührte, macht seine Stücke zu den rührendsten und hinreißendsten, auch empfehlen sie sich durch echt moralische Zwecke und tiefe Menschenkenntniß. Die schönsten sind la Gageure inprévue (ein Nachspiel) und le Philosophe sans le savoir (der Weise in der That, wie es Gotter in seiner musterhaften Uebersetzung betitelt); vorzüglich verdient das letztere die nächste Stelle nach Diderots Hausvater. Auch seine komischen Opern, z. B. der Deserteur, Röschen und Colas, Themire und andere haben ihm vielen Ruhm erworben.