Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Sarti, Giuseppe
Giuseppe Sarti (geb. zu Faenza 1728), einer der bekanntesten und zu seiner Zeit beliebtesten Tonsetzer, war 1756 in Kopenhagen als Lehrer der Prinzen, und ungefähr 1768 in England. Als Kapellmeister zu Venedig machte er durch seine Compositionen auf einmahl außerordentliches Aufsehen, und wurde sogar 1782 vor vielen Uebrigen zum Kapellmeister am Dome zu Mailand gewählt. Die Russische Kaiserin berief ihn endlich 1784 nach Petersburg, wo denn das von ihm 1788 zur Feier der Einnahme von Oczakow aufgeführte Te Deum mit Kanonen – vielleicht nur gerade hier – mit großer Bewunderung aufgenommen wurde. Zwar wurde er auf Veranlassung der Mad. Todi, deren gefährlichsten Rival, Marchesini, er nach Petersburg gezogen hatte, auf einige Zeit hintangesetzt und wirklich verabschiedet; sein Gönner aber, der mächtige Fürst Potemkin, nahm ihn unterdessen in Schutz, schenkte ihm ein Dorf in der Russischen Ukraine und gab ihm Veranlassung, hier eine große Singschule (nach Art der Italiänischen Conservatorien) anzulegen, die er denn auch unter dem Titel eines Russisch-kaiserlichen Oberstlieutenants dirigirte. Im Jahr 1793 kehrte er, da nun jene Kabalen vernichtet waren, nach Petersburg zurück und präsentirte sich der Kaiserin, die ihn sehr gnädig aufnahm und wieder als Hof-Kapellmeister mit 3000 Rubel Gehalt und————
andern großen Vortheilen anstellte. Die außerordentlichen Belohnungen, die ihm an diesem Hofe zu Theil geworden sind, lassen auf die große Zufriedenheit schließen, die man hier seinen Compositionen geschenkt hat. Zu dem Range, den er eine Zeit lang unter den Italiänischen, besonders komischen, Operncomponisten behauptet, hat unter andern besonders die Oper: Fra i due litiganti il terzo gode – gewiß eine seiner besten – viel beigetragen; allein in den meisten seiner Arbeiten will man, wenn auch gleich leichte, gefällige, für den Sänger sehr gute Melodien, dennoch häufige Fehler wider die Harmonie und den reinen Satz finden. Auch dürften wohl in ernsthaften Opern, besonders aber in der Kirchenmusik, seine Verdienste am wenigsten zu suchen sein. – Im Juli 1802, als er auf der Rückreise in sein Vaterland begriffen war, starb er unterwegs zu Berlin in einem Alter von 74 Jahren.
Giuseppe Sarti (geb. zu Faenza 1728), einer der bekanntesten und zu seiner Zeit beliebtesten Tonsetzer, war 1756 in Kopenhagen als Lehrer der Prinzen, und ungefähr 1768 in England. Als Kapellmeister zu Venedig machte er durch seine Compositionen auf einmahl außerordentliches Aufsehen, und wurde sogar 1782 vor vielen Uebrigen zum Kapellmeister am Dome zu Mailand gewählt. Die Russische Kaiserin berief ihn endlich 1784 nach Petersburg, wo denn das von ihm 1788 zur Feier der Einnahme von Oczakow aufgeführte Te Deum mit Kanonen – vielleicht nur gerade hier – mit großer Bewunderung aufgenommen wurde. Zwar wurde er auf Veranlassung der Mad. Todi, deren gefährlichsten Rival, Marchesini, er nach Petersburg gezogen hatte, auf einige Zeit hintangesetzt und wirklich verabschiedet; sein Gönner aber, der mächtige Fürst Potemkin, nahm ihn unterdessen in Schutz, schenkte ihm ein Dorf in der Russischen Ukraine und gab ihm Veranlassung, hier eine große Singschule (nach Art der Italiänischen Conservatorien) anzulegen, die er denn auch unter dem Titel eines Russisch-kaiserlichen Oberstlieutenants dirigirte. Im Jahr 1793 kehrte er, da nun jene Kabalen vernichtet waren, nach Petersburg zurück und präsentirte sich der Kaiserin, die ihn sehr gnädig aufnahm und wieder als Hof-Kapellmeister mit 3000 Rubel Gehalt und————
andern großen Vortheilen anstellte. Die außerordentlichen Belohnungen, die ihm an diesem Hofe zu Theil geworden sind, lassen auf die große Zufriedenheit schließen, die man hier seinen Compositionen geschenkt hat. Zu dem Range, den er eine Zeit lang unter den Italiänischen, besonders komischen, Operncomponisten behauptet, hat unter andern besonders die Oper: Fra i due litiganti il terzo gode – gewiß eine seiner besten – viel beigetragen; allein in den meisten seiner Arbeiten will man, wenn auch gleich leichte, gefällige, für den Sänger sehr gute Melodien, dennoch häufige Fehler wider die Harmonie und den reinen Satz finden. Auch dürften wohl in ernsthaften Opern, besonders aber in der Kirchenmusik, seine Verdienste am wenigsten zu suchen sein. – Im Juli 1802, als er auf der Rückreise in sein Vaterland begriffen war, starb er unterwegs zu Berlin in einem Alter von 74 Jahren.