Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Sandoni, Francesca Cuzzoni
Francesca Cuzzoni, verehel. Sandoni (geb. zu Parma ungefähr 1700), die berühmte Rivalin der Faustina Hasse, genoß zuerst bei Lanzi den besten Unterricht, und nahm bei ihrem ersten Auftritt auf dem Theater aller Herzen so ein, daß man sie nachher nicht anders als die goldne Leier nannte. Seit 1722 sang sie in London vier Jahre lang mit dem ungetheiltesten Beifall, der sie aber endlich gegen Händel, welcher in seinen Compositionen immer Rücksicht auf ihre Stimme genommen hatte, eigensinnig und halsstarrig machte. Dieser faßte sie einst, als sie sich weigerte, eine Arie von ihm zu singen, mit den Worten: »Ich weiß, daß Sie ein Teufel sind, aber ich will Ihnen zeigen, daß ich Beelzebub sein kann,« beim Leibe, und schwur, sie augenblicklich zum Fenster hinaus zu werfen, wenn sie ihm nicht sogleich gehorchte. Diese Galanterie unterblieb nun zwar, weil sie sich endlich fügte: allein er trat nun von Stund an mit der Faustina Hasse in Unterhandlung; und die Sandoni hatte nun die gefährlichste Nebenbuhlerin, so daß auch endlich zur großen Beunruhigung der Theater-Direction zwei der ansehnlichsten und hitzigsten Partheien entstanden, wo aber endlich doch die Faustina auf eine Zeit länger das Feld behielt. Sandoni ging endlich 1729 nach Wien, wo sie zwar sehr großen Beifall erndtete, aber wegen der ungeheuern Forderung von 24,000————
Gulden jährlichem Gehalt nicht angenommen wurde. In Holland gerieth sie Schulden halber ins Gefängniß, und als sie nachher 1748 wieder auf dem Londner Theater erschien, fand sie nicht mehr die vorigen Bewunderer: sie starb endlich in der drückendsten Armuth zu Bologna 1770. Schön war sie nicht, aber ihre von Natur angenehme und helle Stimme wußte sie nach und nach in Verbindung mit einem leichten ungekünstelten Vortrage so zu verschönern, daß sie eben jene Bewunderung erregte und immer den Zuhörern Thränen zu entlocken wußte.
Francesca Cuzzoni, verehel. Sandoni (geb. zu Parma ungefähr 1700), die berühmte Rivalin der Faustina Hasse, genoß zuerst bei Lanzi den besten Unterricht, und nahm bei ihrem ersten Auftritt auf dem Theater aller Herzen so ein, daß man sie nachher nicht anders als die goldne Leier nannte. Seit 1722 sang sie in London vier Jahre lang mit dem ungetheiltesten Beifall, der sie aber endlich gegen Händel, welcher in seinen Compositionen immer Rücksicht auf ihre Stimme genommen hatte, eigensinnig und halsstarrig machte. Dieser faßte sie einst, als sie sich weigerte, eine Arie von ihm zu singen, mit den Worten: »Ich weiß, daß Sie ein Teufel sind, aber ich will Ihnen zeigen, daß ich Beelzebub sein kann,« beim Leibe, und schwur, sie augenblicklich zum Fenster hinaus zu werfen, wenn sie ihm nicht sogleich gehorchte. Diese Galanterie unterblieb nun zwar, weil sie sich endlich fügte: allein er trat nun von Stund an mit der Faustina Hasse in Unterhandlung; und die Sandoni hatte nun die gefährlichste Nebenbuhlerin, so daß auch endlich zur großen Beunruhigung der Theater-Direction zwei der ansehnlichsten und hitzigsten Partheien entstanden, wo aber endlich doch die Faustina auf eine Zeit länger das Feld behielt. Sandoni ging endlich 1729 nach Wien, wo sie zwar sehr großen Beifall erndtete, aber wegen der ungeheuern Forderung von 24,000————
Gulden jährlichem Gehalt nicht angenommen wurde. In Holland gerieth sie Schulden halber ins Gefängniß, und als sie nachher 1748 wieder auf dem Londner Theater erschien, fand sie nicht mehr die vorigen Bewunderer: sie starb endlich in der drückendsten Armuth zu Bologna 1770. Schön war sie nicht, aber ihre von Natur angenehme und helle Stimme wußte sie nach und nach in Verbindung mit einem leichten ungekünstelten Vortrage so zu verschönern, daß sie eben jene Bewunderung erregte und immer den Zuhörern Thränen zu entlocken wußte.