Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Rühl, Der geh. Rath
Der geh. Rath Rühl war der Sohn eines Pfarrers unweit Straßburg. Er erhielt das Rectorat in Türkheim, wurde von dem Grafen von Leiningen-Dachsburg sehr begünstigt, und von ihm bei dem Ausbruche der Revolution als Agent bei dem Französischen Hofe angestellt. Er besaß gelehrte Kenntnisse, aber zugleich viel Eigendünkel und Ehrgeitz. Wenn man der Erzählung des berüchtigten Dr. Bahrdt, der eine Zeit lang General-Superintendent bei dem Grafen von Leiningen-Dachsburg war. trauen darf, so war Rühl einer der verworfensten Menschen, der bei gänzlicher Unwissenheit in Regierungsgeschäften sich dessen ungeachtet dem Grafen unentbehrlich zu machen gewußt hatte, und ein sonderbares Vergnügen darin fand, andre Menschen zu quälen und zu unterdrücken. Dieses Zeugniß ist durch Rühlʼs Betragen während der Revolution bestätigt worden. Er verließ die Leiningischen Dienste ohne alle Veranlassung, und beschloß, sich als Revolutionair berühmt zu machen. Die Deutschen Orkschaften an der Französischen Grenze, welche Frankreich einverleibt zu werden wünschten, die Grafschaft Saarwerden, die Herrschaften Diemeringen und Aßweiler wendeten sich an Rühl als einen gemeinschaftlichen Agenten in Paris. Dieser betrieb die Nationalisirung derselben bei der gesetzgebenden Versammlung, zu deren Mitglied er gewählt worden————
war, und wurde deßwegen für einen eifrigen Patrioten gehalten. Während der Herrschaft des Convents, bei welchem ihn das Departement des niedern Rheins zum Deputirten erwählt hatte, mußte er einige Mahl nach Elsaß und der umliegenden Gegend reisen, um die neue Verfassung zu befestigen. Immer war Rühl heftiger Jakobiner und tumultuarischer Freiheitsapostel. Er hatte sich auf seinen Sendungen die Gewaltthätigkeiten eines Carrier und Collot dʼHerbois zu Schulden kommen lassen, und mußte deßwegen wünschen, daß sein Betragen nie untersucht würde. Nichts war ihm so unwillkommen, als das Ende des Jakobinerregiments; er unterstützte daher aus allen Kräften die letzten Versuche der Jakobiner in Paris (am 20. Mai 1795), die vorige Herrschaft wieder herzustellen. Allein der Convent wendete den Schlag von sich ab; Rühl wurde nebst einigen andern Jakobinisch gesinnten Deputirten auf der Stelle verhaftet, und er erstach sich am folgenden Tage selbst, um der Untersuchung zu entgehen. Man sieht aus dem Ende dieses Mannes, daß er eben nicht mit ruhigem Bewußtsein auf seinen vorigen Lebenswandel zurückgesehn haben mag.
Der geh. Rath Rühl war der Sohn eines Pfarrers unweit Straßburg. Er erhielt das Rectorat in Türkheim, wurde von dem Grafen von Leiningen-Dachsburg sehr begünstigt, und von ihm bei dem Ausbruche der Revolution als Agent bei dem Französischen Hofe angestellt. Er besaß gelehrte Kenntnisse, aber zugleich viel Eigendünkel und Ehrgeitz. Wenn man der Erzählung des berüchtigten Dr. Bahrdt, der eine Zeit lang General-Superintendent bei dem Grafen von Leiningen-Dachsburg war. trauen darf, so war Rühl einer der verworfensten Menschen, der bei gänzlicher Unwissenheit in Regierungsgeschäften sich dessen ungeachtet dem Grafen unentbehrlich zu machen gewußt hatte, und ein sonderbares Vergnügen darin fand, andre Menschen zu quälen und zu unterdrücken. Dieses Zeugniß ist durch Rühlʼs Betragen während der Revolution bestätigt worden. Er verließ die Leiningischen Dienste ohne alle Veranlassung, und beschloß, sich als Revolutionair berühmt zu machen. Die Deutschen Orkschaften an der Französischen Grenze, welche Frankreich einverleibt zu werden wünschten, die Grafschaft Saarwerden, die Herrschaften Diemeringen und Aßweiler wendeten sich an Rühl als einen gemeinschaftlichen Agenten in Paris. Dieser betrieb die Nationalisirung derselben bei der gesetzgebenden Versammlung, zu deren Mitglied er gewählt worden————
war, und wurde deßwegen für einen eifrigen Patrioten gehalten. Während der Herrschaft des Convents, bei welchem ihn das Departement des niedern Rheins zum Deputirten erwählt hatte, mußte er einige Mahl nach Elsaß und der umliegenden Gegend reisen, um die neue Verfassung zu befestigen. Immer war Rühl heftiger Jakobiner und tumultuarischer Freiheitsapostel. Er hatte sich auf seinen Sendungen die Gewaltthätigkeiten eines Carrier und Collot dʼHerbois zu Schulden kommen lassen, und mußte deßwegen wünschen, daß sein Betragen nie untersucht würde. Nichts war ihm so unwillkommen, als das Ende des Jakobinerregiments; er unterstützte daher aus allen Kräften die letzten Versuche der Jakobiner in Paris (am 20. Mai 1795), die vorige Herrschaft wieder herzustellen. Allein der Convent wendete den Schlag von sich ab; Rühl wurde nebst einigen andern Jakobinisch gesinnten Deputirten auf der Stelle verhaftet, und er erstach sich am folgenden Tage selbst, um der Untersuchung zu entgehen. Man sieht aus dem Ende dieses Mannes, daß er eben nicht mit ruhigem Bewußtsein auf seinen vorigen Lebenswandel zurückgesehn haben mag.