Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Rumford, Graf von
Graf von Rumford, einer von denjenigen Wohlthätern der Menschheit, deren Namen sich durch ihre beglückenden Erfindungen im immerwährenden Andenken bei den Nachkommen erhalten. Sein eigentlicher Name war Benjamin Tompson: er wurde 1752 auf der kleinen Insel Rumford von Eltern geboren, die nur in mittelmäßigen Vermögensumständen sich befanden. Früh schon legte er den Grund zu seiner Selbstbildung, und früh schon gab er auch Andern Unterricht. Beim Ausbruche des Kriegs zwischen dem Mutterlande und den Colonien ging er zur brittischen Armee in Dienste, machte sich derselben durch seine Lokalkenntnisse und seinen Scharfsinn bald sehr wichtig, kam bald nach London, wo er sich dem Lord G. Germaine (nachher Sackville) sehr empfohl, und von diesem auch nach Newyork zu Errichtung eines Dragonerregiments, bei welchem er Oberstlieutenant ward, abgesandt wurde. Bei seiner Rückkehr ernannte ihn der König zum Ritter. Nach hergestelltem Frieden erhielt unser Tompson einen Ruf an den Churpfalzbaierschen Hof und erwarb sich sowol um die baiersche Armee, als um das Armenwesen der Hauptstadt München große Verdienste. Als Liebling des Churfürsten, von dem er bald zum geheimen Eratsminister, Kammerherrn und zum Grafen von Rumford (von seiner Geburtsinsel) erhoben wurde, griff er das————
Armen- und Bettlervolk zu München, dessen Uebermuth auf einen sehr hohen Grad gestiegen war, mit Macht und solchem Nachdruck an, daß diese auf einmal insgesammt in öffentliche Arbeitshäuser gebracht, und auf solche Art beschäftigt wurden, daß der Staat eben sowol als jene Versorgten es ihm zum höchsten Dank wußten. Zu Anfange des Revolutionskriegs kehrte der Graf nach England zurück, wo er seine Erfindungen zu Ersparung des Brennmaterials, die er schon in Baiern gemacht hatte, noch mehr vervollkommnete, und auch in öffentlichen Anstalten anwenden ließ. Seine Reisen nach Edinburg und Dublin beförderten die Einführung dieser so höchst nützlichen Einrichtungen auch in Irland. Noch wichtiger, und was bei dem unbemittelten Theile ihm einen dankbaren Ruf bewirkt hat, ist die Erfindung der wohlfeilen Suppen, welche auch von ihm den Namen führen. Auch diese führte er schon in München ein; es gelang ihm bald auch in England, sie so allgemein zu machen, daß fast jede Stadt menschenfreundliche Gesellschaften aufzuweisen hat, welche diese nahrhafte Kost den Armen unentgeldlich oder gegen ein geringes, verabreichen lassen. Dieser philosophische Versorger und Wohlthäter der Armen, dessen Schriften auch in Deutschland hinlänglich bekannt sind, wurde um seiner so vielfachen Verdienste willen von sehr vielen Gesellschaften zum Mitglied ernannt. Als flei-
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ßiges Mitglied und zugleich als Vicepräsident der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu London, schenkte er dieser sowol als der philosophischen Gesellschaft in Philadelphia große Summen zu Vertheilung von Preisen für die wichtigsten Erfindungen; und als Stifter einer in ihrem ersten Plan vortreflich angelegten Lehranstalt für Künstler, Oekonomen und Handwerker (gestiftet 1800 unter dem Namen Royal Institut – königliches Institut), wo diese alle Erfindungen theils in Modellen anschauen, theils auch Vorlesungen über Technologie, Physik etc. anhören sollten, würde er auch das segenvollste Andenken sich erworben haben, wäre dasselbe nicht in der Folge mehr eine Anstalt zum Amüsement für reiche Personen geworden, wodurch jene fast ganz zurückgescheucht worden sind. – Doch der trefliche Menschenfreund, der übrigens sich sehr früh verheirathete, aber schon in Amerika seine Gattin durch den Tod verlor, hat sich schon durch jene Verdienste die ehrenvollste Bürgerkrone erworben, und dankbar segnet ihn der ärmere Theil der Menschheit.
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