Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Rochefoucauld, François Herzog von
François Herzog von Rochefoucauld, wurde 1693 geboren, und widmete sich dem Kriegsdienst. Er war ein heftiger Gegner des Cardinal Mazarin, und einer von den Häuptern der Fronde. Nachdem die Unruhen im Reiche geendigt waren, widmete er sich bis an seinen Tod (1680) ganz den Wissenschaften, und öffnete sein Haus den Gelehrten und Künstlern. Er selbst schrieb einige historische Werke, welche die Geschichte seiner Zeit betreffen und zu den besten in ihrer Art gehören. Am schätzbarsten ist jedoch seine Sammlung moralischer Grundsätze, welche Schulz neuerlich wieder herausgegeben hat. Er zeigt darin eine treffende Welt- und Menschenkenntniß, welche hauptsächlich aus den höhern Ständen abstrahirt ist, und die menschliche Natur nicht allemahl von der vortheilhaftesten Seite beleuchtet. Rochefoucauld hatte in den Zeiten, da er schrieb, so häufige Gelegenheit, den Hang der Großen zu Intriguen und Niederträchtigkeiten zu beobachten, daß man sich nicht wundern darf, wenn er Eigennutz und Selbstsucht zur Triebfeder der menschlichen Handlungen macht, und von der ursprünglichen Güte des menschlichen Herzens sehr kleine Begriffe hat. Er selbst war ein ganz rechtschaffner Mann, und sein vortrefflicher Charakter ging auf seine Nachkommen über, und beseelte die beiden Brüder gleiches Namens, welche sich in der————
Französischen Revolution auszeichneten. Der eine von ihnen, der Herzog von Rochefoucauld, war ein vorzügliches Mitglied der constituirenden National- Versammlung, und einer der ersten unter dem Adel, die sich zum Besten der Nation zu großmüthigen Aufopferungen entschlossen. Als am 4. August 1789 alle Frohnen und Feudalrechte abgeschafft wurden, machte er auf das Schicksal der unglücklichen Negersclaven aufmerksam, und rieth zur Linderung desselben; und auch in der Folge wurde nie eine wahrhaft patriotische Motion gemacht, welche er nicht unterstützt hätte. Bei diesem Bestreben, das Elend der untern Volksclassen zu erleichtern, war doch der Herzog von Rochefoucauld weit entfernt, die Plane der Unruhstifter und Volksverführer zu begünstigen. Als am 20. Juni 1792 der Pöbelaufstand gegen das königliche Schloß ausbrach, gab er sich als dermahliger Präsident des Pariser Departements alle Mühe, die Anstifter jenes Aufruhrs zu entdecken und zur Strafe zu ziehen. Er unterzeichnete den Befehl des Departements, wodurch der Maire Petion und der Municipalbeamte Manuel von ihren Aemtern suspendirt wurden, und zog sich dadurch den Haß der Volkspartei zu. Er blieb immer gemäßigter Royalist, und wurde als solcher von gedungnen Meuchelmördern im Sept. 1792 auf seinem Landgute zu Chisoes in den Armen seiner Gemahlin ermordet. Sein Bruder, der Cardinal von
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Rochefoucauld, hatte einen eben so vortrefflichen Charakter. Er war Erzbischof von Rouen, und verlor durch die Revolution einen beträchtlichen Theil seiner Einkünfte. Da er sich dadurch genöthigt sah, die meisten seiner Bedienten abzuschaffen, so vertheilte er sein kostbares Hausgeräthe unter sie, damit es ihnen in der Folge nicht am nöthigen Lebensunterhalte fehlen möchte.
François Herzog von Rochefoucauld, wurde 1693 geboren, und widmete sich dem Kriegsdienst. Er war ein heftiger Gegner des Cardinal Mazarin, und einer von den Häuptern der Fronde. Nachdem die Unruhen im Reiche geendigt waren, widmete er sich bis an seinen Tod (1680) ganz den Wissenschaften, und öffnete sein Haus den Gelehrten und Künstlern. Er selbst schrieb einige historische Werke, welche die Geschichte seiner Zeit betreffen und zu den besten in ihrer Art gehören. Am schätzbarsten ist jedoch seine Sammlung moralischer Grundsätze, welche Schulz neuerlich wieder herausgegeben hat. Er zeigt darin eine treffende Welt- und Menschenkenntniß, welche hauptsächlich aus den höhern Ständen abstrahirt ist, und die menschliche Natur nicht allemahl von der vortheilhaftesten Seite beleuchtet. Rochefoucauld hatte in den Zeiten, da er schrieb, so häufige Gelegenheit, den Hang der Großen zu Intriguen und Niederträchtigkeiten zu beobachten, daß man sich nicht wundern darf, wenn er Eigennutz und Selbstsucht zur Triebfeder der menschlichen Handlungen macht, und von der ursprünglichen Güte des menschlichen Herzens sehr kleine Begriffe hat. Er selbst war ein ganz rechtschaffner Mann, und sein vortrefflicher Charakter ging auf seine Nachkommen über, und beseelte die beiden Brüder gleiches Namens, welche sich in der————
Französischen Revolution auszeichneten. Der eine von ihnen, der Herzog von Rochefoucauld, war ein vorzügliches Mitglied der constituirenden National- Versammlung, und einer der ersten unter dem Adel, die sich zum Besten der Nation zu großmüthigen Aufopferungen entschlossen. Als am 4. August 1789 alle Frohnen und Feudalrechte abgeschafft wurden, machte er auf das Schicksal der unglücklichen Negersclaven aufmerksam, und rieth zur Linderung desselben; und auch in der Folge wurde nie eine wahrhaft patriotische Motion gemacht, welche er nicht unterstützt hätte. Bei diesem Bestreben, das Elend der untern Volksclassen zu erleichtern, war doch der Herzog von Rochefoucauld weit entfernt, die Plane der Unruhstifter und Volksverführer zu begünstigen. Als am 20. Juni 1792 der Pöbelaufstand gegen das königliche Schloß ausbrach, gab er sich als dermahliger Präsident des Pariser Departements alle Mühe, die Anstifter jenes Aufruhrs zu entdecken und zur Strafe zu ziehen. Er unterzeichnete den Befehl des Departements, wodurch der Maire Petion und der Municipalbeamte Manuel von ihren Aemtern suspendirt wurden, und zog sich dadurch den Haß der Volkspartei zu. Er blieb immer gemäßigter Royalist, und wurde als solcher von gedungnen Meuchelmördern im Sept. 1792 auf seinem Landgute zu Chisoes in den Armen seiner Gemahlin ermordet. Sein Bruder, der Cardinal von
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Rochefoucauld, hatte einen eben so vortrefflichen Charakter. Er war Erzbischof von Rouen, und verlor durch die Revolution einen beträchtlichen Theil seiner Einkünfte. Da er sich dadurch genöthigt sah, die meisten seiner Bedienten abzuschaffen, so vertheilte er sein kostbares Hausgeräthe unter sie, damit es ihnen in der Folge nicht am nöthigen Lebensunterhalte fehlen möchte.