Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Recitativ
Recitativ, a. d. Lat. von recitare, hersagen, erzählen (Musik). Das Recitativ ist der musikalische leidenschaftliche Vortrag einer in den Tönen einer Tonleiter erfolgenden Rede, bei welcher jedoch das Metrische und Rhythmische des eigentlichen Gesanges nicht genau beobachtet wird. Es unterscheidet sich also das Recitativ von der Declamation und von dem Gesange. Von der Declamation weicht es darin ab, daß es in musikalischen Tönen, welche noch von einem die volle Harmonie angebenden Basse begleitet werden, vorträgt. Von dem Gesange ist es dadurch unterschieden, daß es sich nicht so streng wie dieser an Takt und Rhythums bindet, nicht, wie er, eine wirkliche Melodie hat, überhaupt aber den Ton nicht länger als bei einer guten Declamation aushält. Das Recitativ, das sich größten Theils auch in lyrischer Hinsicht, nehmlich durch das Freie und Ungebundene des Sylbenmaßes seines Textes charakterisirt, wird in dem Oratorium, in der Cantate und in der Oper gebraucht. Man hat übrigens zweierlei Arten des Recitativs, nehmlich das einfache und das obligate. Das einfache nimmt von der Instrumental-Musik nur den Baß an, der, um die Singstimme zu unterstützen und die Wendungen der zum Grunde liegenden Harmonie merkbar zu machen, mit den zu ihm gehörenden Accorden auf einem Flügel oder auch auf einem Violon-————
cello angegeben wird. Aber bei dem obligaten accompagniren mehrere Instrumente; und das Accompagnement besteht bald in lang aushaltenden Accorden, bald in abwechselnden Sätzen. In diesem Recitativ, das zur Schilderung einer tiefer gefühlten Situation gebraucht wird, oder doch gebraucht werden soll, muß die Instrumental-Musik nicht selten dasjenige ausdrücken, was der Sänger verschweigt, des endlich in dem Momente einer stärkern Rührung seiner schon gerührten Empfindsamkeit zu den Tönen einer Arie übergeht. Oefters trifft man auch im obligaten Recitativ auf Stellen, wo der Sänger verbunden ist, im Takt zu singen (s. d. Art. Arioso). In Deutschland und Italien wird das Recitativ nur in schlechten oder 4/4 Takt gesetzt: aber in den Französischen Recitativen kommen alle Taktarten vor; ein Umstand, der das Accompaguement sehr erschwert. – Als den Verbesserer des Recitativs giebt man den Giacomo Carissimt an, der ungefähr um das Jahr 1649 in Rom als päpstlicher Kapellmeister lebte. Das obligate Recitativ ist durch Vinci, und nach diesem besonders durch Nicolo Porpora und Rinaldo da Capua vervollkommnet worden.
Recitativ, a. d. Lat. von recitare, hersagen, erzählen (Musik). Das Recitativ ist der musikalische leidenschaftliche Vortrag einer in den Tönen einer Tonleiter erfolgenden Rede, bei welcher jedoch das Metrische und Rhythmische des eigentlichen Gesanges nicht genau beobachtet wird. Es unterscheidet sich also das Recitativ von der Declamation und von dem Gesange. Von der Declamation weicht es darin ab, daß es in musikalischen Tönen, welche noch von einem die volle Harmonie angebenden Basse begleitet werden, vorträgt. Von dem Gesange ist es dadurch unterschieden, daß es sich nicht so streng wie dieser an Takt und Rhythums bindet, nicht, wie er, eine wirkliche Melodie hat, überhaupt aber den Ton nicht länger als bei einer guten Declamation aushält. Das Recitativ, das sich größten Theils auch in lyrischer Hinsicht, nehmlich durch das Freie und Ungebundene des Sylbenmaßes seines Textes charakterisirt, wird in dem Oratorium, in der Cantate und in der Oper gebraucht. Man hat übrigens zweierlei Arten des Recitativs, nehmlich das einfache und das obligate. Das einfache nimmt von der Instrumental-Musik nur den Baß an, der, um die Singstimme zu unterstützen und die Wendungen der zum Grunde liegenden Harmonie merkbar zu machen, mit den zu ihm gehörenden Accorden auf einem Flügel oder auch auf einem Violon-————
cello angegeben wird. Aber bei dem obligaten accompagniren mehrere Instrumente; und das Accompagnement besteht bald in lang aushaltenden Accorden, bald in abwechselnden Sätzen. In diesem Recitativ, das zur Schilderung einer tiefer gefühlten Situation gebraucht wird, oder doch gebraucht werden soll, muß die Instrumental-Musik nicht selten dasjenige ausdrücken, was der Sänger verschweigt, des endlich in dem Momente einer stärkern Rührung seiner schon gerührten Empfindsamkeit zu den Tönen einer Arie übergeht. Oefters trifft man auch im obligaten Recitativ auf Stellen, wo der Sänger verbunden ist, im Takt zu singen (s. d. Art. Arioso). In Deutschland und Italien wird das Recitativ nur in schlechten oder 4/4 Takt gesetzt: aber in den Französischen Recitativen kommen alle Taktarten vor; ein Umstand, der das Accompaguement sehr erschwert. – Als den Verbesserer des Recitativs giebt man den Giacomo Carissimt an, der ungefähr um das Jahr 1649 in Rom als päpstlicher Kapellmeister lebte. Das obligate Recitativ ist durch Vinci, und nach diesem besonders durch Nicolo Porpora und Rinaldo da Capua vervollkommnet worden.