Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Raynal, Guillaume Thomas
Guillaume Thomas Raynal, wurde den 11. März 1711 zu St. Geniez, einer kleinen Stadt der ehemahligen Guienne, geboren und in dem Collegium der Jesuiten zu Toulouse erzogen. Sein einziges Bestreben war, als Literator sich auszuzeichnen; und die Verbindungen in welchen er mit Helvetius, Voltaire, dʼAlembert, Diderot, Condillac stand, machten es ihm auch möglich, seinen Zweck zu erreichen. Er wurde indessen in seinem Vaterlande nicht so, wie es seine literarischen Verdienste heischten, geschätzt. Sein vorzüglichstes Werk, die philosophische und politische Geschichte der Besitzungen und des Handels der Europäer in beiden Indien (Histoire des Etablissements des Européens dans les deux Indes) wurde 1781 von dem Pariser Parlament verboten und er selbst aus Frankreich verwiesen. Er floh in die Preußischen Staaten, wo er eine sehr gute Aufnahme fand. Friedrich der zweite würdigte ihn seiner persönlichen Achtung; und nur eine warme Vaterlandsliebe konnte in Raynal den Wunsch erzeugen, wieder nach Frankreich zurückkehren zu dürfen. Dieser Wunsch wurde ihm 1785, jedoch nur unter der Bedingung gewährt, sich nicht dem unter der Gerichtsbarkeit des Pariser Parlaments stehenden Gebiete zu nähern. In der Folge erhielt er durch ein Decret der constituiren den National-Versammlung die————
Erlaubniß, nach Paris zu kommen, wo er in den stürmischen Jahren der großen Französischen Staatsumwälzung lebte, und, wie mancher anderer Gelehrter, in die mißlichste Lage gerieth. Erst nach dem Sturze der Jacobiner konnte er wieder frei athmen und an die Vollendung seiner Werke denken, eine Arbeit, in welcher ihn bald der Tod unterbrach. Er starb den 6. März 1796 zu Chaillot bei Paris an den Folgen einer Erkältung. Durch das angeführte Werk erwarb sich Raynal den Ruhm, muthig gegen Despotismus und Vorurtheile gekämpft, und gewissen Ideen über Menschenwerth und Menschenrechte in Frankreich Eingang verschafft zu haben. Seine Schrift ist zwar nicht arm an Gemeinplätzen und leeren Declamationen; aber diese Fehler, die so vielen Französischen Schriftstellern eigen sind, würden wahrscheinlich bei der weitern Bearbeitung der neuen Ausgabe, mit welcher Raynal bis an seinen Tod sich beschäftigte, ganz hinweggefallen sein. Dieser Schriftsteller ließ im Jahr 1783 auf einer Insel im vier Waldstädter See unweit Lucern den Stiftern der Schweizerschen Freiheit ein Denkmahl mit Beisetzung seines Namens errichten; ein Unternehmen, das man gewöhnlich als einen Beweis seiner Eitelkeit anführt.
Guillaume Thomas Raynal, wurde den 11. März 1711 zu St. Geniez, einer kleinen Stadt der ehemahligen Guienne, geboren und in dem Collegium der Jesuiten zu Toulouse erzogen. Sein einziges Bestreben war, als Literator sich auszuzeichnen; und die Verbindungen in welchen er mit Helvetius, Voltaire, dʼAlembert, Diderot, Condillac stand, machten es ihm auch möglich, seinen Zweck zu erreichen. Er wurde indessen in seinem Vaterlande nicht so, wie es seine literarischen Verdienste heischten, geschätzt. Sein vorzüglichstes Werk, die philosophische und politische Geschichte der Besitzungen und des Handels der Europäer in beiden Indien (Histoire des Etablissements des Européens dans les deux Indes) wurde 1781 von dem Pariser Parlament verboten und er selbst aus Frankreich verwiesen. Er floh in die Preußischen Staaten, wo er eine sehr gute Aufnahme fand. Friedrich der zweite würdigte ihn seiner persönlichen Achtung; und nur eine warme Vaterlandsliebe konnte in Raynal den Wunsch erzeugen, wieder nach Frankreich zurückkehren zu dürfen. Dieser Wunsch wurde ihm 1785, jedoch nur unter der Bedingung gewährt, sich nicht dem unter der Gerichtsbarkeit des Pariser Parlaments stehenden Gebiete zu nähern. In der Folge erhielt er durch ein Decret der constituiren den National-Versammlung die————
Erlaubniß, nach Paris zu kommen, wo er in den stürmischen Jahren der großen Französischen Staatsumwälzung lebte, und, wie mancher anderer Gelehrter, in die mißlichste Lage gerieth. Erst nach dem Sturze der Jacobiner konnte er wieder frei athmen und an die Vollendung seiner Werke denken, eine Arbeit, in welcher ihn bald der Tod unterbrach. Er starb den 6. März 1796 zu Chaillot bei Paris an den Folgen einer Erkältung. Durch das angeführte Werk erwarb sich Raynal den Ruhm, muthig gegen Despotismus und Vorurtheile gekämpft, und gewissen Ideen über Menschenwerth und Menschenrechte in Frankreich Eingang verschafft zu haben. Seine Schrift ist zwar nicht arm an Gemeinplätzen und leeren Declamationen; aber diese Fehler, die so vielen Französischen Schriftstellern eigen sind, würden wahrscheinlich bei der weitern Bearbeitung der neuen Ausgabe, mit welcher Raynal bis an seinen Tod sich beschäftigte, ganz hinweggefallen sein. Dieser Schriftsteller ließ im Jahr 1783 auf einer Insel im vier Waldstädter See unweit Lucern den Stiftern der Schweizerschen Freiheit ein Denkmahl mit Beisetzung seines Namens errichten; ein Unternehmen, das man gewöhnlich als einen Beweis seiner Eitelkeit anführt.