Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Ramazzini, Bernardino
Bernardino Ramazzini, einer der größten Aerzte Italiens, wurde den 5. November 1633 zu Carpi geboren. Er studirte in Parma die Philosophie und die Heilkunde, und nahm den 21. Februar 1659 die medicinische Doctorwurde an. Der Wunsch, Erfahrungen über dasjenige zu sammeln, was ihm das Studium der Medicin gelehrt hatte, leitete ihn nach Rom, wo er sich unter der Aufsicht des Antonio Maria Rubei, eines damahls sehr berühmten Arztes, am Krankenbette übte. Auf Veranlassung des Genaunten ging er nach Castra, begab sich aber, nachdem er hier einige Zeit practicirt hatte, in seine Vaterstadt, um im Gennsse der vaterländischen Luft seine wankende Gesundheit wieder zu befestigen. Endlich verließ er Carpi, und wählte Modena zu seinem Aufenthalte wo er 1671 die Heilkunde auszuüben anfing. Die Vorstellungen, die sich hier die Professoren der Medicin von seinen Kenntnissen machten, waren nicht vortheilhaft; allein er klärte diese bald durch die Erfolge seiner Curen und durch den Gehalt einiger literarischer Arbeiten über seinen Werth als Heilkünstler auf. Im Jahre 1682 wurde er auch bei der Universität, welche Modena durch den Herzog Franz den zweiten erhalten hatte, als Lehrer der theoretischen Theile der Arzneiwissenschaft angestellt; ein Amt, das ihn den hülfsbedurftigen Kranken eben so wenig als den————
Musen raubte. Er legte diese Stelle nach einer achtzehnjährigen Verwaltung nieder, um einem Rufe nach Padua zu folgen, wo er das Practische der Heilkunde vortragen sollte. Auch hier erfüllte er gewissenhaft die ihm obliegenden Pflichten; und nur späterhin nöthigten ihn zuweilen die Schwächen des zunehmenden Alters, den Gang seiner Geschäfte zu unterbrechen. Schon war er gesonnen, die letzten Jahre seines Lebens der Ruhe zu weihen, als ihm der Senat zu Venedig die erste der medicinischen Professuren in Padua übertrug. Er ermangelte nicht, seinen Beförderern die Gründe zu eröffnen, die in ihm den Wunsch erzeugten, jene Ehre nicht annehmen zu dürfen: aber weder sein Alter, das ihn ganz des Gesichts beraubt hatte, noch auch seine häufigen Unpäßlichkeiten konnten den Entschluß des Senats ändern; und er erhielt zur Antwort, daß man schon durch den Gedanken befriedigt werde, ihn als ersten Lehrer bei der Universität der Republik zu besitzen, und daß er daher nur dann, wenn es seine Gesundheitsumstände gestatteten, vortragen möchte. Er trat endlich die neue Lehrstelle an, die er aber nur bis 1714 bekleidete, wo er an seinem Geburtstage vom Schlage getroffen starb. – Ramazzini war von einer sehr sanften Gemüthsart, war traulich und scherzhaft im Umgange mit seinen Freunden, aber ernst und zurückhaltend gegen diejenigen, die er nicht kannte. Man hat von ihm mehrere physische
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und medicinische Schriften, Schriften, welche immer den Namen ihres Verfassers dem Naturforscher und dem Arzte ehrwürdig machen werden.
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