Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Quiberon, Die Halbinsel
Die Halbinsel Quiberon liegt an dem ehemahligen Nieder-Bretagne, und wurde wegen der Expedition merkwürdig, welche die von England übergeschifften Französischen Emigranten im Jahre 1795 von da aus in das Innre von Frankreich unternehmen wollten. Das Waffenglück der Chouans zur damahligen Zeit, und der unruhige Geist der Vendeer, welche den mit den Republikanern geschloßnen Frieden alle Augenblicke zu brechen drohten, versprachen den Ausgewanderten einen guten Erfolg. Graf Artois begab sich in aller Eil aus Deutschland nach England, um auf die erste Nachricht von einem Siege mit aller Gemächlichkeit nach Quiberon überzuschiffen, und den Rest des Sommers im Mittelpunkt von Frankreich zu verleben. Ein Heer von 7508 Mann Emigranten schiffte sich auf der Flotte des Contre-Admiral Warren ein, und landete unter den Befehlen der Herren Puisaye, Hervilly und Sombreuil am 28. Juni unterhalb der Halbinsel Quiberon. Die Emigranten hatten, um den Chouans und Vendeern einen Begriff von dem Ueberfluß zu geben, der auf ihrer Flotte herrschte, große Brote an die Mastbäume befestigt, und sich überdieß hinlänglich mit falschen Assignaten versehen. Man hatte auch nicht unterlassen, eine große Anzahl Diplome drucken zu lassen, um auf dem Kampfplatz zur Belohnung der Tapferkeit sogleich Ludwigs-————
ritter ausrufen zu können. Aber ungeachtet dieser großen Zurüstungen schlug doch der ganze Kreuzzug fehl; Uneinigkeit der Anführer, Verrätherei der Gemeinen und die wohlberechneten Manoeuvres des republikanischen Generals Hoche waren hauptsächlich Ursache davon. Zwar bemächtigten sich die Emigranten eines ansehnlichen Strichs auf dem festen Lande, und besetzten sogar das Fort Penthievre; allein Hoche vertrieb sie aus dem erstern, und ein Theil seiner Truppen erstieg in der Nacht des 20. Juli das letztere. Das Englische Ministerium war so unvorsichtig gewesen, viele Französische Kriegsgefangne dem Corps der Emigranten einzuverleiben, und diese erleichterten den Republikanern die Einnahme der Festung. Eine große Anzahl Emigranten blieb auf dem Platze, die übrigen flohen zu den Schiffen nach dem Hafen zurück. Heftige Winde und anhaltende Regengüsse erschwerten das Einschiffen; und der größre Theil der gelandeten Truppen wurde daher genöthigt, sich zu Kriegsgefangnen zu ergeben. Die Republikaner ließen die angesehensten unter ihnen, nach gehaltnem Kriegsgericht, als Verräther am Vaterlande niederschießen. Die Anzahl der nach England Zurückkehrenden betrug nur 2234. Graf Artois machte zwar im September desselben Jahrs einen neuen Landungsversuch in eigner Person: dieser war aber noch unbedeutender als der erstere; und die ganze Erobe-
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rung schränkte sich auf eine kleine Insel Dieu ein, welche aber aus Mangel an Lebensmitteln eben so schnell verlassen werden mußte, als sie eingenommen worden war. (Vergl. die Art. Puisaye und Sombreuil.)
Die Halbinsel Quiberon liegt an dem ehemahligen Nieder-Bretagne, und wurde wegen der Expedition merkwürdig, welche die von England übergeschifften Französischen Emigranten im Jahre 1795 von da aus in das Innre von Frankreich unternehmen wollten. Das Waffenglück der Chouans zur damahligen Zeit, und der unruhige Geist der Vendeer, welche den mit den Republikanern geschloßnen Frieden alle Augenblicke zu brechen drohten, versprachen den Ausgewanderten einen guten Erfolg. Graf Artois begab sich in aller Eil aus Deutschland nach England, um auf die erste Nachricht von einem Siege mit aller Gemächlichkeit nach Quiberon überzuschiffen, und den Rest des Sommers im Mittelpunkt von Frankreich zu verleben. Ein Heer von 7508 Mann Emigranten schiffte sich auf der Flotte des Contre-Admiral Warren ein, und landete unter den Befehlen der Herren Puisaye, Hervilly und Sombreuil am 28. Juni unterhalb der Halbinsel Quiberon. Die Emigranten hatten, um den Chouans und Vendeern einen Begriff von dem Ueberfluß zu geben, der auf ihrer Flotte herrschte, große Brote an die Mastbäume befestigt, und sich überdieß hinlänglich mit falschen Assignaten versehen. Man hatte auch nicht unterlassen, eine große Anzahl Diplome drucken zu lassen, um auf dem Kampfplatz zur Belohnung der Tapferkeit sogleich Ludwigs-————
ritter ausrufen zu können. Aber ungeachtet dieser großen Zurüstungen schlug doch der ganze Kreuzzug fehl; Uneinigkeit der Anführer, Verrätherei der Gemeinen und die wohlberechneten Manoeuvres des republikanischen Generals Hoche waren hauptsächlich Ursache davon. Zwar bemächtigten sich die Emigranten eines ansehnlichen Strichs auf dem festen Lande, und besetzten sogar das Fort Penthievre; allein Hoche vertrieb sie aus dem erstern, und ein Theil seiner Truppen erstieg in der Nacht des 20. Juli das letztere. Das Englische Ministerium war so unvorsichtig gewesen, viele Französische Kriegsgefangne dem Corps der Emigranten einzuverleiben, und diese erleichterten den Republikanern die Einnahme der Festung. Eine große Anzahl Emigranten blieb auf dem Platze, die übrigen flohen zu den Schiffen nach dem Hafen zurück. Heftige Winde und anhaltende Regengüsse erschwerten das Einschiffen; und der größre Theil der gelandeten Truppen wurde daher genöthigt, sich zu Kriegsgefangnen zu ergeben. Die Republikaner ließen die angesehensten unter ihnen, nach gehaltnem Kriegsgericht, als Verräther am Vaterlande niederschießen. Die Anzahl der nach England Zurückkehrenden betrug nur 2234. Graf Artois machte zwar im September desselben Jahrs einen neuen Landungsversuch in eigner Person: dieser war aber noch unbedeutender als der erstere; und die ganze Erobe-
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rung schränkte sich auf eine kleine Insel Dieu ein, welche aber aus Mangel an Lebensmitteln eben so schnell verlassen werden mußte, als sie eingenommen worden war. (Vergl. die Art. Puisaye und Sombreuil.)