Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Pompadour, Die Marquise von
Die Marquise von Pompadour war von sehr dunkler Abkunft – dem Gerüchte nach die Tochter eines Fleischers –, wurde aber von ihrer Mutter wegen ihrer Schönheit schon in der Jugend für einen königlichen Bissen gehalten. Sie heirathete 1741 einen gewissen Etioles, einen Unterpachter von vielem Vermögen. Ihr Haus ward der Sammelplatz von Schöngeistern, hungrigen Dichtern und angenehmen Müßiggängern. Madame suchte indessen den lüsternen Augen des Königs bekannt zu werden, und erhielt bald die hohe Gnade, sich unter dem Titel der Marquise de Pompadour bis zu dessen erster Maitresse emporzuschwingen. Man weiß, welche Allgewalt sie ausübte, und wie alles, vom ersten Minister an bis auf den letzten Kammerdiener, am Hofe von ihr abhing. Weder vorzügliche Geistesgaben noch sonderliche Annehmlichkeiten im Umgange zeichneten sie aus; sie war trocken und kalt und eine ziemlich unberedte Schönheit. Von den Eigenschaften ihres Herzens giebt folgende Anekdote eine sehr unvortheilhafte Idee. Ihr Kutscher überfuhr einst einen armen alten Mann, so daß er auf der Stelle todt blieb. Die Pompadour befahl weiter zu fahren, warf einen Louisdʼor zum Wagen heraus und sagte: »mein Gott! was istʼs denn nun mehr? hier ist ein Louisdʼor zur Beerdigung.« Man könnte noch die traurigen Schicksale des de la Tüde anführen, der aus————
einem Kerker in den andern wandern mußte, weil er das Unglück gehabt hatte, diese Sultanin zu beleidigen; allein es ist der Mühe nicht werth, sich länger bei einer Dirne aufzuhalten, über deren Tod (1764) sich ganz Frankreich freute.
Die Marquise von Pompadour war von sehr dunkler Abkunft – dem Gerüchte nach die Tochter eines Fleischers –, wurde aber von ihrer Mutter wegen ihrer Schönheit schon in der Jugend für einen königlichen Bissen gehalten. Sie heirathete 1741 einen gewissen Etioles, einen Unterpachter von vielem Vermögen. Ihr Haus ward der Sammelplatz von Schöngeistern, hungrigen Dichtern und angenehmen Müßiggängern. Madame suchte indessen den lüsternen Augen des Königs bekannt zu werden, und erhielt bald die hohe Gnade, sich unter dem Titel der Marquise de Pompadour bis zu dessen erster Maitresse emporzuschwingen. Man weiß, welche Allgewalt sie ausübte, und wie alles, vom ersten Minister an bis auf den letzten Kammerdiener, am Hofe von ihr abhing. Weder vorzügliche Geistesgaben noch sonderliche Annehmlichkeiten im Umgange zeichneten sie aus; sie war trocken und kalt und eine ziemlich unberedte Schönheit. Von den Eigenschaften ihres Herzens giebt folgende Anekdote eine sehr unvortheilhafte Idee. Ihr Kutscher überfuhr einst einen armen alten Mann, so daß er auf der Stelle todt blieb. Die Pompadour befahl weiter zu fahren, warf einen Louisdʼor zum Wagen heraus und sagte: »mein Gott! was istʼs denn nun mehr? hier ist ein Louisdʼor zur Beerdigung.« Man könnte noch die traurigen Schicksale des de la Tüde anführen, der aus————
einem Kerker in den andern wandern mußte, weil er das Unglück gehabt hatte, diese Sultanin zu beleidigen; allein es ist der Mühe nicht werth, sich länger bei einer Dirne aufzuhalten, über deren Tod (1764) sich ganz Frankreich freute.