Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Pius
Pius VI. führte vor seiner Erhöhung den Namen Johann Angelo Braschi. Er wurde am 27. Dec. 1717 zu Cesena einer Stadt in der Landschaft Romagna, geboren. Er war ein Zögling der Jesuiten, machte ansehnliche Fortschritte in der Rechtswissenschaft, und trat in seinem 26. Jahre als Candidat derselben in Rom auf. Da er aus einem edeln Geschlechte abstammte, so gewann er bald Zutritt bei dem päbstlichen Hofe, und wurde von Benedict XIV. zum geheimen Kämmerer ernannt. Dessen Nachfolger, Clemens XIII. ertheilte ihm, im Jahre 1766, das Amt eines Generalschatzmeisters, das er mit vieler Gewissenhaftigkeit und Treue verwaltete. Weil aber damahls die päpstliche Schatzkammer durch verschiedene widrige Schicksale dermaßen zusammen geschmolzen war, daß man zu dem berühmten Schatze Zuflucht nehmen mußte, den ehemahls Sixtus V. in die Engelsburg deponirt hatte, so wurde man gegen die Verwaltung des Braschi mißtrauisch, und wünschte ihn davon entfernt. Dieses geschah am 26. April 1773, wo er Cardinal ward und die Abtei Subiaco erhielt. Wer hätte vermuthen sollen, daß dieser junge Cardinal nach dem Tode Clemens XIV. die dreifache Krone erhalten würde? und doch gelangte er dazu, weil im Conclave Uneinigkeiten herrschten, und die Parteien sich in ihm, als einem Neutralen, endlich wieder vereinigten. Am 5. Febr.————
1775 wurde er feierlich zum Papst erwählt. Seine tiefe Kenntniß der kirchlichen Rechte ließ gleich anfänglich vermuthen, daß er den Vortheilen des päpstlichen Stuhls nichts vergeben würde. Weniger angenehm war den Höfen seine Vorliebe für den aufgehobenen Orden der Jesuiten; und bloß Spanien erhielt es endlich durch kraftvolle Vorstellungen, daß er ihre Aufhebung bestätigte. Ueberhaupt hat Pius VI. wahrend seiner ganzen Regierung empfindliche Kränkungen an seinen wirklichen oder vermeintlichen Rechten erfahren, und sie mit Geduld ertragen lernen mussen. Die Veränderungen, die Kaiser Joseph II. in Kirchensachen unternahm, waren ihm so auffallend, daß er (am 27. Febr. 1782) selbst nach Wien reiste, um den Neuerungen, wo möglich, noch zu steuern. Der Erfolg dieser Reise entsprach nicht seinen Erwartungen. Er verließ Wien am 22. Apr. und sein Andenken lebte bloß in den Herzen der Gläubigen, die er durch einen allgemeinen Ablaß am 31. März, als am ersten Osterfeiertage, erquickt und durch Austheilung von geweihten Kreuzen und Rosenkränzen aufs neue gestärkt hatte. Eben so unangenehm war ihm das Betragen des Königs von Neapel mit dem bekannten Zelter um 6000 Ducaten; s. Neapel, S. 225 dieses Theils. – Aber der Papst vergaß über alle diese Bekümmernisse doch nicht die Vorsorge für die Verwaltung seiner, freilich schon allzu sehr zerrütteten, Staaten. Er beför-
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derte die Verbesserung der Fabriken, erleichterte dem Volke die Abgaben, unterstützte, so viel als möglich, Wissenschaften und Künste, baute eine prächtige Sakristei an die Peterskirche, und verwendete große Summen auf die Austrocknung der Pontinischen Sümpfe. Diese letzte Arbeit war aber vergeblich, und wurde seit 1786 nur noch schläfrig betrieben, weil das Volk über den Kostenaufwand murrte. Pius erfuhr durch den Ausbruch der Französischen Revolution neue Kränkungen, und erließ Breven und Bullen, um die von der const. Nat. Versamml. begründete Ordnung in geistlichen Sachen zu bekämpfen. Allein er drang nicht durch; das Uebel griff so weit um sich, daß, wenn er im Anfange bloß das Beste der Kirche vertheidigen zu müssen glaubte, er am Ende sogar auf seine eigene Sicherheit und auf die Rettung eines Theils seiner Staaten bedacht sein mußte. Buonaparte machte so siegreiche Fortschritte in Italien, daß der Papst am 23. Juni 1796 unter schweren Bedingungen zu einem Waffenstillstand gezwungen wurde. Da er aber in der Folge die Bedingungen desselben nicht erfüllte, und Buonaparte eine Correspondenz auffand, woraus sich ergab, daß der päpstliche Hof noch mit den Alliirten gegen Frankreich in Verbindung stand; so kündigte dieser Letztere am 1. Febr. 1797 den abgeschlossenen Waffenstillstand wieder auf, und drohte gerade nach Rom zu marschiren. Der Papst schick-
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te eine Gesandtschaft an ihn, und unterwarf sich sehr harten Friedensbedingungen, um das Ungewitter von sich abzuwenden. Am 19. Febr. 1797 kam der Friede zu Tolentino zu Stande; und der Papst leistete in demselben feierlich auf die Grafschaften Avignon und Venaissin (die er schon vorher verloren hatte) in Frankreich, und auf die Landschaften Bologna, Ferrara und Romagna in Iralten Verzicht, und verstand sich überdieß zur Ausantwortung kostbarer Kunstwerke Manuscripte und beträchtlicher Geldsummen. – Seine Gesundheitsumstände waren sehr zerruttet; er erkrankte, und bekam schon 1797 im Oct. die letzte Oehlung, fing sich aber wieder an zu bessern, und nährte sich mit Hoffnungen zur Wiedererlangung seiner vorigen Macht. – Vergl. den Art. Papst zu Ende.
1775 wurde er feierlich zum Papst erwählt. Seine tiefe Kenntniß der kirchlichen Rechte ließ gleich anfänglich vermuthen, daß er den Vortheilen des päpstlichen Stuhls nichts vergeben würde. Weniger angenehm war den Höfen seine Vorliebe für den aufgehobenen Orden der Jesuiten; und bloß Spanien erhielt es endlich durch kraftvolle Vorstellungen, daß er ihre Aufhebung bestätigte. Ueberhaupt hat Pius VI. wahrend seiner ganzen Regierung empfindliche Kränkungen an seinen wirklichen oder vermeintlichen Rechten erfahren, und sie mit Geduld ertragen lernen mussen. Die Veränderungen, die Kaiser Joseph II. in Kirchensachen unternahm, waren ihm so auffallend, daß er (am 27. Febr. 1782) selbst nach Wien reiste, um den Neuerungen, wo möglich, noch zu steuern. Der Erfolg dieser Reise entsprach nicht seinen Erwartungen. Er verließ Wien am 22. Apr. und sein Andenken lebte bloß in den Herzen der Gläubigen, die er durch einen allgemeinen Ablaß am 31. März, als am ersten Osterfeiertage, erquickt und durch Austheilung von geweihten Kreuzen und Rosenkränzen aufs neue gestärkt hatte. Eben so unangenehm war ihm das Betragen des Königs von Neapel mit dem bekannten Zelter um 6000 Ducaten; s. Neapel, S. 225 dieses Theils. – Aber der Papst vergaß über alle diese Bekümmernisse doch nicht die Vorsorge für die Verwaltung seiner, freilich schon allzu sehr zerrütteten, Staaten. Er beför-
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derte die Verbesserung der Fabriken, erleichterte dem Volke die Abgaben, unterstützte, so viel als möglich, Wissenschaften und Künste, baute eine prächtige Sakristei an die Peterskirche, und verwendete große Summen auf die Austrocknung der Pontinischen Sümpfe. Diese letzte Arbeit war aber vergeblich, und wurde seit 1786 nur noch schläfrig betrieben, weil das Volk über den Kostenaufwand murrte. Pius erfuhr durch den Ausbruch der Französischen Revolution neue Kränkungen, und erließ Breven und Bullen, um die von der const. Nat. Versamml. begründete Ordnung in geistlichen Sachen zu bekämpfen. Allein er drang nicht durch; das Uebel griff so weit um sich, daß, wenn er im Anfange bloß das Beste der Kirche vertheidigen zu müssen glaubte, er am Ende sogar auf seine eigene Sicherheit und auf die Rettung eines Theils seiner Staaten bedacht sein mußte. Buonaparte machte so siegreiche Fortschritte in Italien, daß der Papst am 23. Juni 1796 unter schweren Bedingungen zu einem Waffenstillstand gezwungen wurde. Da er aber in der Folge die Bedingungen desselben nicht erfüllte, und Buonaparte eine Correspondenz auffand, woraus sich ergab, daß der päpstliche Hof noch mit den Alliirten gegen Frankreich in Verbindung stand; so kündigte dieser Letztere am 1. Febr. 1797 den abgeschlossenen Waffenstillstand wieder auf, und drohte gerade nach Rom zu marschiren. Der Papst schick-
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te eine Gesandtschaft an ihn, und unterwarf sich sehr harten Friedensbedingungen, um das Ungewitter von sich abzuwenden. Am 19. Febr. 1797 kam der Friede zu Tolentino zu Stande; und der Papst leistete in demselben feierlich auf die Grafschaften Avignon und Venaissin (die er schon vorher verloren hatte) in Frankreich, und auf die Landschaften Bologna, Ferrara und Romagna in Iralten Verzicht, und verstand sich überdieß zur Ausantwortung kostbarer Kunstwerke Manuscripte und beträchtlicher Geldsummen. – Seine Gesundheitsumstände waren sehr zerruttet; er erkrankte, und bekam schon 1797 im Oct. die letzte Oehlung, fing sich aber wieder an zu bessern, und nährte sich mit Hoffnungen zur Wiedererlangung seiner vorigen Macht. – Vergl. den Art. Papst zu Ende.