Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Piccolomini
Piccolomini: Dies Geschlecht, welches ursprünglich aus Rom stammte, aber nachher in Siena sich niederließ, gehört unter die berühmtesten und ältesten Geschlechter Italiens. Schon im Jahre 1325 war es im Stande, auf seine Kosten ein Regiment Cavallerie zur Unterstützung der Florentiner auszurüsten. Am berühmtesten wurde es aber durch die Männer, die es hervorbrachte. Die vorzüglichsten unter ihnen waren: 1) Aeneas Sylvius Bartholomäus Piccolomini, der unter dem Namen Pius II. 1458 den päpstlichen Thron bestieg. Er war einer der gelehrtesten Päpste und für sein Zeitalter ein sehr wichtiger Mann, der Anfangs die Rechte der Kirche und besonders der Kirchenversammlungen gegen die Päpste vertheidigte – so lange, bis er selbst Papst wurde, worauf er alle seine, vorher zur Schmälerung des päpstlichen Ansehens gethanen, Aeußerungen widerrief. Sein vorzüglichster Plan, eine allgemeine Verbindung der europäischen Fürsten gegen die Türken zu Stande zu bringen, den er so sehr verfolgte, daß er sogar über einige selbst zusammengebrachte Truppen das Commando übernehmen wollte, wurde durch seinen am 12. August 1464 erfolgten Tod, vernichtet. – Nächst ihm verdient 2) Octavio Piccolomini bemerkt zu werden, der – was in seinem Zeitalter keine Kleinigkeit war – sich durch seine Verdienste den Stand eines deutschen————
Reichsfürsten erwarb. Er war 1599 geboren und trat sehr jung in Kriegsdienste. Nachdem er Anfangs in Mailand unter den spanischen Truppen gewesen, kam er mit einem Regiment, das der Großherzog von Florenz dem Kaiser Ferdinand II. gegen die Böhmen zu Hülfe sendete, als Rittmeister nach Deutschland, und focht mit vieler Tapferkeit gegen Gustav Adolph. In der Schlacht bei Lützen soll er sogar gerade das Corps, gegen welches Gustav persönlich focht und fiel, commandirt haben. Als die Schweden durch die Schlacht bei Nördlingen einige Zeit sehr geschwächt worden waren, kämpfte er gegen die Franzosen und Holländer. Seine ferneren glücklichen Unternehmungen gegen die Schweden, besonders die Eroberung von Höxter 1640, die Gefangennehmung des schwedischen Obersten Schlang bei Neuburg in der Oberpfalz 1641, der Entsatz der Stadt Freiberg in Sachsen, welche die Schweden einige Monate belagert hatten, 1643, bewogen den König von Spanien, sich ihn von dem Kaiser zum Feldherrn zu erbitten. Er war auch nun als spanischer General gegen die Franzosen und Holländer glücklich, hingegen vermißte ihn der Kaiser, als 1648 die Schweden von neuem sehr siegreich fochten. Piccolomini wurde daher wieder zurückgerufen und zum Feldmarschall ernannt. Er suchte nun des Kaisers Zutrauen zu verdienen, allein der noch in demselben Jahre abgeschlossene westphäli-
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sche Friede hinderte ihn, dies als Feldherr zu thun. Dagegen wurde er – nicht blos als Krieger, sondern auch als Staatsmann bekannt – im Jahr 1649 als kaiserlicher Principal-Gevollmächtigker auf den Convent nach Nürnberg gesendet, um für die Vollstreckung des Friedens sorgen zu helfen, und darauf zur Belohnung seiner Thaten in den Reichs-Fürstenstand erhoben, so wie ihm auch schon vorher der König von Svanien das, von seinen Vorfahren besessene, Herzogthum Amalphi wieder ertheilt hatte. Piccolomini starb jedoch schon am 10. August 1656 zu Wien, mit dem Ruhme, unter den Feldherren der deutschen Kaiser auf eine ehrenvolle Stelle Anspruch machen zu dürfen.
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