Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Philipp
Philipp, König von Macedonien, Vater Alexanders des Großen, lebte in der Mitte des 4. Jahrhunderts vor unsrer Zeitrechnung. Da er in seinen jüngern Jahren als Geißel nach Theben gekommen war, so hatte er das Glück, in dem Hause des berühmten Epaminondas eine vorzügliche Bildung zu erhalten. In einem Alter von 22 Jahren (361 vor der Geb. Chr.) bestieg er den Macedonischen Thron, den er in seiner Grundfeste erschüttert und von zahlreichen Feinden umgeben fand. Seinem Genie gelang es bald, denselben zu befestigen und zu einem noch nie gehabten Ansehen zu erheben, indem er sich von einem Theil seiner Feinde durch einige Aufopferungen, von dem andern durch Gewalt der Waffen befreite. Nicht zufrieden damit, bekriegte er ruhige Völkerschaften; und nachdem er in Thessalien und Thracien beträchtliche Fortschritte gemacht hatte, suchte er allmählich seine Herrschaft über ganz Griechenland zu verbreiten. Hierzu war auch nie ein günstigerer Zeitpunkt als jetzt. Die einzelnen Griechischen Staaten, an Statt sich gegen einen so furchtbaren Nachbar zu vereinigen, waren selbst, von verderblicher Eifersucht getrieben, unter einander uneins; und Philipps List verstand es trefflich, diese Uneinigkeit zu vermehren. Als er daher von den Thebanern gegen die Phocenser, welche den Schatz des Delphischen Tempels geplün-————
dert hatten, zu Hülfe gerufen wurde, säumte er nicht, diese so schöne Gelegenheit zur Befriedigung seiner Herrschsucht zu ergreifen. Die Unterjochung der Phocenser war bald vollendet; aber nun öffnete das treulose Betragen Philipps gegen seine eigenen Bundesgenossen, die gleich Feinden von ihm behandelt wurden, den Griechen die Augen. Mehrere Staaten vereinigten sich mit den Atheniensern, fest entschlossen, sich den ehrgeitzigen Absichten des Macedonischen Königs zu widersetzen; andere hingegen erniedrigten sich zur schimpflichsten Schmeichelei gegen diesen schlauen Eroberer. Noch verzögerte eine tödtliche Wunde, die er bei der Rückkehr von seinem Zuge gegen die Scythen empfangen hatte, den Schlag, welcher die Freiheit Griechenlands vernichten sollte, bis endlich der große Siegbei Chäronea (338 vor Chr. Geb.) das Schicksal derselben entschied. Philipp versammelte die Abgesandten der Griechischen Staaten zu Corinth, und dictirte nach Willkühr den Frieden, der ihnen die Freiheit raubte. Doch eben, als er im Begriff war, sich zum Oberbefehlshaber gegen die Perser erwählen zu lassen, wurde er in seinem 47. Jahre vom Pausanias, einem jungen Macedonier, ermordet. – Dieser Fürst, der Schöpfer der unüberwindlichen Macedonischen Phalanx, zeigte übrigens zuweilen eine Mäßigung und Großmuth, die ihm selbst die Achtung seiner Feinde erwarb. Da ihn bei der Be-
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lagerung von Methona das rechte Auge ausgeschossen worden war, so war er weit entfernt, sich dafür an den Ueberwundenen zu rächen, vielmehr befahl er, sie auf das gelindeste zu behandeln. Mit den größten Feldherrntalenten verband er die Unerschrockenheit des tapfersten Soldaten in seinem Heere. Aber freilich waren Ehrgeitz und Herrschsucht die Grundzüge seines Charakters, die ihn oft zu den ungerechtesten Handlungen verleiteten.
Philipp, König von Macedonien, Vater Alexanders des Großen, lebte in der Mitte des 4. Jahrhunderts vor unsrer Zeitrechnung. Da er in seinen jüngern Jahren als Geißel nach Theben gekommen war, so hatte er das Glück, in dem Hause des berühmten Epaminondas eine vorzügliche Bildung zu erhalten. In einem Alter von 22 Jahren (361 vor der Geb. Chr.) bestieg er den Macedonischen Thron, den er in seiner Grundfeste erschüttert und von zahlreichen Feinden umgeben fand. Seinem Genie gelang es bald, denselben zu befestigen und zu einem noch nie gehabten Ansehen zu erheben, indem er sich von einem Theil seiner Feinde durch einige Aufopferungen, von dem andern durch Gewalt der Waffen befreite. Nicht zufrieden damit, bekriegte er ruhige Völkerschaften; und nachdem er in Thessalien und Thracien beträchtliche Fortschritte gemacht hatte, suchte er allmählich seine Herrschaft über ganz Griechenland zu verbreiten. Hierzu war auch nie ein günstigerer Zeitpunkt als jetzt. Die einzelnen Griechischen Staaten, an Statt sich gegen einen so furchtbaren Nachbar zu vereinigen, waren selbst, von verderblicher Eifersucht getrieben, unter einander uneins; und Philipps List verstand es trefflich, diese Uneinigkeit zu vermehren. Als er daher von den Thebanern gegen die Phocenser, welche den Schatz des Delphischen Tempels geplün-————
dert hatten, zu Hülfe gerufen wurde, säumte er nicht, diese so schöne Gelegenheit zur Befriedigung seiner Herrschsucht zu ergreifen. Die Unterjochung der Phocenser war bald vollendet; aber nun öffnete das treulose Betragen Philipps gegen seine eigenen Bundesgenossen, die gleich Feinden von ihm behandelt wurden, den Griechen die Augen. Mehrere Staaten vereinigten sich mit den Atheniensern, fest entschlossen, sich den ehrgeitzigen Absichten des Macedonischen Königs zu widersetzen; andere hingegen erniedrigten sich zur schimpflichsten Schmeichelei gegen diesen schlauen Eroberer. Noch verzögerte eine tödtliche Wunde, die er bei der Rückkehr von seinem Zuge gegen die Scythen empfangen hatte, den Schlag, welcher die Freiheit Griechenlands vernichten sollte, bis endlich der große Siegbei Chäronea (338 vor Chr. Geb.) das Schicksal derselben entschied. Philipp versammelte die Abgesandten der Griechischen Staaten zu Corinth, und dictirte nach Willkühr den Frieden, der ihnen die Freiheit raubte. Doch eben, als er im Begriff war, sich zum Oberbefehlshaber gegen die Perser erwählen zu lassen, wurde er in seinem 47. Jahre vom Pausanias, einem jungen Macedonier, ermordet. – Dieser Fürst, der Schöpfer der unüberwindlichen Macedonischen Phalanx, zeigte übrigens zuweilen eine Mäßigung und Großmuth, die ihm selbst die Achtung seiner Feinde erwarb. Da ihn bei der Be-
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lagerung von Methona das rechte Auge ausgeschossen worden war, so war er weit entfernt, sich dafür an den Ueberwundenen zu rächen, vielmehr befahl er, sie auf das gelindeste zu behandeln. Mit den größten Feldherrntalenten verband er die Unerschrockenheit des tapfersten Soldaten in seinem Heere. Aber freilich waren Ehrgeitz und Herrschsucht die Grundzüge seines Charakters, die ihn oft zu den ungerechtesten Handlungen verleiteten.