Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Opitz von Boberfeld, Martin
Martin Opitz von Boberfeld, der beste Deutsche Dichter des vorigen Jahrhunderts, war 1597 zu Bunzlau in Schlesien geboren. Er erhielt von dem Kaiser Ferdinand II. wegen seiner Gedichte den damahls sehr ehrenvollen Titel eines gekrönten Poeten und den Adelstand nebst den Beinamen eines Herrn von Boberfeld (weil seine Geburtsstadt am Fluß Bober lag); er ward, nachdem er mehrere andre Stellen verwaltet hatte, zuletzt, 1635, königlich Polnischer Secretair und Historiograph, starb aber schon im 42. Jahre seines Lebens zum großen Nachtheil für Deutsche schöne Literatur 1639 zu Danzig an der Pest. Seine Lateinischen Gedichte sind sehr schön; allein noch weit berühmter ist er durch seine Deutschen geworden, die alle andern aus dem 17. Jahrhundert übertreffen und noch jetzt großen Theils sehr geschätzt werden; sie sind voll von Kraft, Feinheit und Exsindung. Er brach durch sie und durch seine Anweisung zur Deutschen Dichtkunst die erste Bahn zur Cultur der Deutschen Sprache, die durch Geschmacklosigkeit seit den Zeiten des Untergangs der Minnesänger verdorben, und bei der Liebhaberei an Lateinischen Gedichten und alten Rittermährchen vernachläßigt worden war. Er schrieb rein und schön, und erhob seine Muttersprache zu einer beträchtlichen Höhe, von der sie erst zu Ende bes 17. Jahrhunderts————
aus Mangel an Geschmack und durch die Einmischung Französischer Wörter und Wortfügungen herabsank, bis sie von den Neuern, die in Opitzens Fußtapfen traten, gereinigt und wieder hergestellt wurde. Mit Recht nennt ihn daher die Nachwelt den Vater und Wiederhersteller der Deutschen Dichtkunst. Seine vorzüglichern Gedichte sind Lobgedichte, Lehrgedichte (z. B. Vielgut oder von dem höchsten Gute), Epigrammen, vermischte geistliche und weltliche Gedichte und andre mehr. Alle Deutschen Gedichte hat Dr. Triller 1746 zusammen in 4 Bäuden in 8. mit Anmerkungen, jedoch ohne alle Kritik, herausgegeben; und einige sind gesammelt in Zachariaʼs anserles. Stücken der besten Deutschen Dichter, Braunschweig, 1776, Bd. 1.
Martin Opitz von Boberfeld, der beste Deutsche Dichter des vorigen Jahrhunderts, war 1597 zu Bunzlau in Schlesien geboren. Er erhielt von dem Kaiser Ferdinand II. wegen seiner Gedichte den damahls sehr ehrenvollen Titel eines gekrönten Poeten und den Adelstand nebst den Beinamen eines Herrn von Boberfeld (weil seine Geburtsstadt am Fluß Bober lag); er ward, nachdem er mehrere andre Stellen verwaltet hatte, zuletzt, 1635, königlich Polnischer Secretair und Historiograph, starb aber schon im 42. Jahre seines Lebens zum großen Nachtheil für Deutsche schöne Literatur 1639 zu Danzig an der Pest. Seine Lateinischen Gedichte sind sehr schön; allein noch weit berühmter ist er durch seine Deutschen geworden, die alle andern aus dem 17. Jahrhundert übertreffen und noch jetzt großen Theils sehr geschätzt werden; sie sind voll von Kraft, Feinheit und Exsindung. Er brach durch sie und durch seine Anweisung zur Deutschen Dichtkunst die erste Bahn zur Cultur der Deutschen Sprache, die durch Geschmacklosigkeit seit den Zeiten des Untergangs der Minnesänger verdorben, und bei der Liebhaberei an Lateinischen Gedichten und alten Rittermährchen vernachläßigt worden war. Er schrieb rein und schön, und erhob seine Muttersprache zu einer beträchtlichen Höhe, von der sie erst zu Ende bes 17. Jahrhunderts————
aus Mangel an Geschmack und durch die Einmischung Französischer Wörter und Wortfügungen herabsank, bis sie von den Neuern, die in Opitzens Fußtapfen traten, gereinigt und wieder hergestellt wurde. Mit Recht nennt ihn daher die Nachwelt den Vater und Wiederhersteller der Deutschen Dichtkunst. Seine vorzüglichern Gedichte sind Lobgedichte, Lehrgedichte (z. B. Vielgut oder von dem höchsten Gute), Epigrammen, vermischte geistliche und weltliche Gedichte und andre mehr. Alle Deutschen Gedichte hat Dr. Triller 1746 zusammen in 4 Bäuden in 8. mit Anmerkungen, jedoch ohne alle Kritik, herausgegeben; und einige sind gesammelt in Zachariaʼs anserles. Stücken der besten Deutschen Dichter, Braunschweig, 1776, Bd. 1.