Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Octavia
Octavia, Tochter des C. Octavius und Schwester des Kaiser Augusts. Erst an den Marcellus verheirathet, vermählte sie sich, nach dessen Tode, mit M. Antonius. Ihre Schönheit sowol als ihre Tugend hatten nicht den Reitz für Antonius, welcher diese Vermählung mehr aus politischen Absichten einging. Octavia folgte ihrem Gemahl nach den Morgenländern, und wußte die nachher zwischen ihrem Bruder, und dem Antonius ausgebrochenen Mishelligkeiten beizulegen. Bald ging nun ihr Gemahl wider die Parther zu Felde, wo er in den Armen der Cleopatra sich allen Lüsten überließ. Ihr Bruder Octavianus, aufs neue dadurch und durch mehrere unbesonnene Handlungen aufgebracht, befahl seiner Schwester Octavia, zu ihrem Gemahl zu reisen; sie gelangte auch bis Athen, allein als sie von hier aus dem Antonius ihre Ankunft meldete, schickte dieser, von der Cleopatra verleitet, ihr den Befehl, zurückzukehren. Der hierüber aufs höchste entrüstete Bruder wollte schlechterdings, daß sie sich von diesem undankbaren, ausgearteten Gatten trennen sollte; allein im hohen Gefühl ihrer Pflichten, wollte doch dies edle Weib diese lieber erfüllen, blieb in dem Hause des Antonius, und besänftigte noch einmal den Bruder; erzog ihre eignen und ihre Stief-Kinder mit gleicher Zärtlichkeit und gewann durch dieses gresmüthige Betragen aller Römer Herzen, nur nicht————
das ihres eignen Gemahls. Dieser ging endlich so weit, ihr einen förmlichen Scheidebrief zu senden, und zu befehlen, daß sie sein Haus verlassen sollte. Bald brach auch der bürgerl. Krieg wieder aus, und Octavia, von Schmerz und von allen jenen Kränkungen überwältigt, starb im J. Roms 742. innigst betrauert von ihrem Bruder und von allen edlen Römern.
Octavia, Tochter des C. Octavius und Schwester des Kaiser Augusts. Erst an den Marcellus verheirathet, vermählte sie sich, nach dessen Tode, mit M. Antonius. Ihre Schönheit sowol als ihre Tugend hatten nicht den Reitz für Antonius, welcher diese Vermählung mehr aus politischen Absichten einging. Octavia folgte ihrem Gemahl nach den Morgenländern, und wußte die nachher zwischen ihrem Bruder, und dem Antonius ausgebrochenen Mishelligkeiten beizulegen. Bald ging nun ihr Gemahl wider die Parther zu Felde, wo er in den Armen der Cleopatra sich allen Lüsten überließ. Ihr Bruder Octavianus, aufs neue dadurch und durch mehrere unbesonnene Handlungen aufgebracht, befahl seiner Schwester Octavia, zu ihrem Gemahl zu reisen; sie gelangte auch bis Athen, allein als sie von hier aus dem Antonius ihre Ankunft meldete, schickte dieser, von der Cleopatra verleitet, ihr den Befehl, zurückzukehren. Der hierüber aufs höchste entrüstete Bruder wollte schlechterdings, daß sie sich von diesem undankbaren, ausgearteten Gatten trennen sollte; allein im hohen Gefühl ihrer Pflichten, wollte doch dies edle Weib diese lieber erfüllen, blieb in dem Hause des Antonius, und besänftigte noch einmal den Bruder; erzog ihre eignen und ihre Stief-Kinder mit gleicher Zärtlichkeit und gewann durch dieses gresmüthige Betragen aller Römer Herzen, nur nicht————
das ihres eignen Gemahls. Dieser ging endlich so weit, ihr einen förmlichen Scheidebrief zu senden, und zu befehlen, daß sie sein Haus verlassen sollte. Bald brach auch der bürgerl. Krieg wieder aus, und Octavia, von Schmerz und von allen jenen Kränkungen überwältigt, starb im J. Roms 742. innigst betrauert von ihrem Bruder und von allen edlen Römern.