Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Normänner oder Normannen, Die
Die Normänner oder Normannen, (d. h. Völker aus Norden) die allgemeine Benennung, welche die Völker in Dänemark und Norwegen schon von den Zeiten der Merovingischen Könige an bei den Deutschen und den Nationen Deutschen Ursprungs führten. Sie waren größten Theils von Deutscher Abkunft; und ihre ungemeine Tapferkeit, so wie die großen Räuberzüge, die sie zur See an den Küsten des Atlantischen und Nordmeeres unternahmen, machten sie bald zum Schrecken eines großen Theils des westlichen Europa. Die Dänischen Normänner, die man schlechthin Dänen nannte, verdrängten seit 787 die Angelsachsen in England aus dem größten Theile ihrer Wohnsitze, und behaupteten sich mehrere Jahrhunderte daselbst mit abwechselndem Glück. Andere Normänner plünderten mit ihren Flotten unter Carl dem Großen Friesland: unter Ludwig dem Frommen drangen sie schon bis an die Seeländischen und Flandrischen Küsten vor; aber noch gefährlicher wurden sie seit dem Ende des 9. Jahrhunderts den Carolingischen Königen von Frankreich; und Carl der Dicke räumte ihnen daselbst aus unzeitiger Furcht das Recht ein, westwärts vom Ausflusse der Seine an zu landen und sich niederzulassen. Stolz auf diesen glücklichen Erfolg, eroberten sie den weitläuftigen Landesstrich, der nachher von ihnen die Normandie————
genannt wurde, machten Bretagne sich lehnspflichtig, schlugen die Französischen Könige aus dem Geschlechte der Carolinger in vielen Schlachten, und eroberten sogar unter Wilhelm, Herzogen von der Normandie, ganz England, 1066. Wilhelm machte sich daselbst zum König, nahm den Beinamen des Eroberers an; und seine Nachkommen besaßen bis 1153, in welchem Jahre der Plantagenetische Stamm die Regierung erhielt, den Englischen Thron. Auch hat diese Eroberung auf die Ausbildung der Sprache, Sitten und Gewohnheiten der Engländer bis auf unsre Zeiten einen sehr merklichen Einfluß gehabt. Frankreich hat seit dieser Zeit durch die Engländer, die einen großen Theil der an den Küsten dieses Reichs gelegenen Provinzen besaßen, das ganze Mittelalter hindurch außerordentlich viel gelitten; und in den daraus entstandenen beständigen Kriegen Englands und Frankreichs ist der erste Grund zu dem unauslöschlichen Hasse beider Nationen gelegt worden, der noch bis jetzt in die lebhaftesten Flammen ausbricht. Auch der Neapolitanische Staat empfand durch sie seit dem 10. Jahrhunderte, da eine Schaar Normänner sich (981 oder 82) zu Capua festsetzte, die empfindlichsten Erschütterungen. Sie eroberten sogar seit 1035 alle Neapolitanischen Länder, beherrschten sie, vom Papste unterstützt, durch Könige; und erst 1193 gelang es den Deutschen unter Heinrich VI. ihrer Herrschaft da-
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selbst ein Ende zu machen.
Die Normänner oder Normannen, (d. h. Völker aus Norden) die allgemeine Benennung, welche die Völker in Dänemark und Norwegen schon von den Zeiten der Merovingischen Könige an bei den Deutschen und den Nationen Deutschen Ursprungs führten. Sie waren größten Theils von Deutscher Abkunft; und ihre ungemeine Tapferkeit, so wie die großen Räuberzüge, die sie zur See an den Küsten des Atlantischen und Nordmeeres unternahmen, machten sie bald zum Schrecken eines großen Theils des westlichen Europa. Die Dänischen Normänner, die man schlechthin Dänen nannte, verdrängten seit 787 die Angelsachsen in England aus dem größten Theile ihrer Wohnsitze, und behaupteten sich mehrere Jahrhunderte daselbst mit abwechselndem Glück. Andere Normänner plünderten mit ihren Flotten unter Carl dem Großen Friesland: unter Ludwig dem Frommen drangen sie schon bis an die Seeländischen und Flandrischen Küsten vor; aber noch gefährlicher wurden sie seit dem Ende des 9. Jahrhunderts den Carolingischen Königen von Frankreich; und Carl der Dicke räumte ihnen daselbst aus unzeitiger Furcht das Recht ein, westwärts vom Ausflusse der Seine an zu landen und sich niederzulassen. Stolz auf diesen glücklichen Erfolg, eroberten sie den weitläuftigen Landesstrich, der nachher von ihnen die Normandie————
genannt wurde, machten Bretagne sich lehnspflichtig, schlugen die Französischen Könige aus dem Geschlechte der Carolinger in vielen Schlachten, und eroberten sogar unter Wilhelm, Herzogen von der Normandie, ganz England, 1066. Wilhelm machte sich daselbst zum König, nahm den Beinamen des Eroberers an; und seine Nachkommen besaßen bis 1153, in welchem Jahre der Plantagenetische Stamm die Regierung erhielt, den Englischen Thron. Auch hat diese Eroberung auf die Ausbildung der Sprache, Sitten und Gewohnheiten der Engländer bis auf unsre Zeiten einen sehr merklichen Einfluß gehabt. Frankreich hat seit dieser Zeit durch die Engländer, die einen großen Theil der an den Küsten dieses Reichs gelegenen Provinzen besaßen, das ganze Mittelalter hindurch außerordentlich viel gelitten; und in den daraus entstandenen beständigen Kriegen Englands und Frankreichs ist der erste Grund zu dem unauslöschlichen Hasse beider Nationen gelegt worden, der noch bis jetzt in die lebhaftesten Flammen ausbricht. Auch der Neapolitanische Staat empfand durch sie seit dem 10. Jahrhunderte, da eine Schaar Normänner sich (981 oder 82) zu Capua festsetzte, die empfindlichsten Erschütterungen. Sie eroberten sogar seit 1035 alle Neapolitanischen Länder, beherrschten sie, vom Papste unterstützt, durch Könige; und erst 1193 gelang es den Deutschen unter Heinrich VI. ihrer Herrschaft da-
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selbst ein Ende zu machen.