Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Nordamerikanische Krieg, Der
Der Nordamerikanische Krieg. – Die vereinigten Staaten von Nordamerika waren vormahls Englische Colonien, die sich seit dem 16. Jahrhundert daselbst niedergelassen hatten und von ihrem Mutterlande sehr begünstigt worden waren. Sie hatten eine der Brittischen ähnliche Verfassung, und entrichteten außer einigen Zöllen keine unmittelbaren Abgaben. Doch mußten sie die Waren, welche sie brauchten, von England nehmen, dessen Handel dadurch viel gewann. Da nun aber die Einkünfte aus den Colonien zur Vertheidigung derselben nicht hinreichten; so beschloß die Englische Regierung zuförderst, den Schleichhandel durch schärfere Zolleinrichtungen einzuschränken, wozu im Jahr 1765 noch die bekannte Stempelacte kam, nach welcher alle öffentliche Schriften in den Colonien auf Stempelpapier abgefaßt werden sollten. Diese Beschlüsse verursachten ein allgemeines Mißvergnügen. Als daher das erste Schiff mit Stempelpapier in Boston anlangte, widersetzte man sich unter tumultuarischen Auftritten der Einführung desselben, wodurch alle Geschäfte in Stocken geriethen; ja, man ging so weit, die Verbindung mit England aufzuheben. Durch diesen Widerstand wurde das Parlament genöthiget, die Stempelacte (1768) zurückzunehmen; allein eben diese Nachgiebigkeit vermehrte die Kühnheit der Colonien. Indeß dauerte die————
Ruhe, außer einigen Ausschweifungen des Volks, bis zum J. 1773 fort, wo das Theemonopol, welches die Englisch-Ostindische Compagnie vom Parlamente erhalten hatte, das Signal zum Aufstande gab. Man faßte nun den Entschluß, keinen Thee mehr zu trinken. Drei mit Thee beladene Schiffe, die zu Boston angekommen waren, wurden geplündert und ihre Ladung ins Meer geworfen. Der Aufstand verbreitete sich bald durch alle Provinzen, die schon im folgenden Jahre einen Congreß zu Philadelphia errichteten und alle Anstalten zu ihrer Vertheidigung trafen. Auf der andern Seite hatte aber auch England seit einiger Zeit seine Truppen in Amerika sehr verstärkt. Im April des J. 1775 fielen die ersten Feindseligkeiten vor, und nun griff alles zu den Waffen. Der Congreß trat von neuen zusammen, und wählte Georg Washington zum Oberbefehlshaber der bewaffneten Nordamerikaner, die schon heimlich von Frankreich unterstützt wurden. Unter Washington diente Gates und der bekannte La Fayette nebst vielen Französischen Offizieren. Aus England war jetzt ein Heer von 55,000 Mann, bei welchem sich auch viele Deutsche Truppen befanden, unter Howe und Cornwallis angekommen; und selbst in den Colonien fanden sich Anhänger der Englischen Regierung, die unter dem Namen der Loyalisten bekannt sind. Der Krieg wurde anfangs mit abwechselndem Glück geführt, war aber
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wegen des unbekannten und noch wenig angebauten Landes mit vielen Beschwerlichkeiten für die Engländer verbunden. Die Amerikaner hatten hauptsächlich mit Geldmangel zu kämpfen. Im J. 1776 erklärten sich alle dreizehn Colonien auf dem Congreß zu Philadelphia für freie und unabhängige Staaten. Aber eben jetzt waren die Englischen Waffen fast überall glücklich und die Geldnoth bei den Amerikanern auf das höchste gestiegen. Der Congreß, welcher von Philadelphia nach Baltimore fliehen mußte, verlor trotz aller Gefahren den Muth nicht; und bald änderte sich auch die Lage der Sachen. Denn da der Englische General Bourgoine (im Oct. 1777) mit 3500 Mann von den Amerikanern gefangen wurde, so erkannte Frankreich die Unabhängigkeit der vereinigten Staaten förmlich an, und schloß sogar 1778 mit ihnen ein Bündniß. Dadurch entstand nun ein neuer Krieg zwischen Frankreich und England, dessen Feinde noch durch Spanien (1779) und Holland (1780) vermehrt wurden. Die Amerikaner, von Frankreich mit Geld und Truppen unterstützt, erlangten nun das Uebergewicht über die Engländer, die i. J. 1781 eine empfindliche Niederlage erlitten, indem sich Cornwallis mit 8500 Mann in Virginien zu Kriegsgefangenen ergeben mußte. Ungeachtet übrigens England den Seekrieg nicht unglücklich führte – der berühmte Rodney erfocht sehr wichtige Siege – so konnte es doch nicht
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verhindern, daß die Franzosen und Spanier mehrere von seinen Inseln eroberten. Durch diesen Verlust, durch die Unfälle in Amerika und die kühne Sprache der Opposition, welche den ganzen Krieg mißbilligte, wurde endlich das Brittische Ministerium zu den Frieden geneigt gemacht, der nach vorläufigen Tractaten d. 3. Sept. 1783 zu Versailles unterzeichnet wurde. In diesem Frieden mußte England die Unabhängigkeit der Amerikanischen Freistaaten anerkennen, und an Frankreich die Insel Tabago, so wie an Spanien Florida nebst Minorca abtreten. Holland, welches diesem Frieden 1784 beitrat, mußte dagegen einige Aufopferungen an England machen.
Ruhe, außer einigen Ausschweifungen des Volks, bis zum J. 1773 fort, wo das Theemonopol, welches die Englisch-Ostindische Compagnie vom Parlamente erhalten hatte, das Signal zum Aufstande gab. Man faßte nun den Entschluß, keinen Thee mehr zu trinken. Drei mit Thee beladene Schiffe, die zu Boston angekommen waren, wurden geplündert und ihre Ladung ins Meer geworfen. Der Aufstand verbreitete sich bald durch alle Provinzen, die schon im folgenden Jahre einen Congreß zu Philadelphia errichteten und alle Anstalten zu ihrer Vertheidigung trafen. Auf der andern Seite hatte aber auch England seit einiger Zeit seine Truppen in Amerika sehr verstärkt. Im April des J. 1775 fielen die ersten Feindseligkeiten vor, und nun griff alles zu den Waffen. Der Congreß trat von neuen zusammen, und wählte Georg Washington zum Oberbefehlshaber der bewaffneten Nordamerikaner, die schon heimlich von Frankreich unterstützt wurden. Unter Washington diente Gates und der bekannte La Fayette nebst vielen Französischen Offizieren. Aus England war jetzt ein Heer von 55,000 Mann, bei welchem sich auch viele Deutsche Truppen befanden, unter Howe und Cornwallis angekommen; und selbst in den Colonien fanden sich Anhänger der Englischen Regierung, die unter dem Namen der Loyalisten bekannt sind. Der Krieg wurde anfangs mit abwechselndem Glück geführt, war aber
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wegen des unbekannten und noch wenig angebauten Landes mit vielen Beschwerlichkeiten für die Engländer verbunden. Die Amerikaner hatten hauptsächlich mit Geldmangel zu kämpfen. Im J. 1776 erklärten sich alle dreizehn Colonien auf dem Congreß zu Philadelphia für freie und unabhängige Staaten. Aber eben jetzt waren die Englischen Waffen fast überall glücklich und die Geldnoth bei den Amerikanern auf das höchste gestiegen. Der Congreß, welcher von Philadelphia nach Baltimore fliehen mußte, verlor trotz aller Gefahren den Muth nicht; und bald änderte sich auch die Lage der Sachen. Denn da der Englische General Bourgoine (im Oct. 1777) mit 3500 Mann von den Amerikanern gefangen wurde, so erkannte Frankreich die Unabhängigkeit der vereinigten Staaten förmlich an, und schloß sogar 1778 mit ihnen ein Bündniß. Dadurch entstand nun ein neuer Krieg zwischen Frankreich und England, dessen Feinde noch durch Spanien (1779) und Holland (1780) vermehrt wurden. Die Amerikaner, von Frankreich mit Geld und Truppen unterstützt, erlangten nun das Uebergewicht über die Engländer, die i. J. 1781 eine empfindliche Niederlage erlitten, indem sich Cornwallis mit 8500 Mann in Virginien zu Kriegsgefangenen ergeben mußte. Ungeachtet übrigens England den Seekrieg nicht unglücklich führte – der berühmte Rodney erfocht sehr wichtige Siege – so konnte es doch nicht
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verhindern, daß die Franzosen und Spanier mehrere von seinen Inseln eroberten. Durch diesen Verlust, durch die Unfälle in Amerika und die kühne Sprache der Opposition, welche den ganzen Krieg mißbilligte, wurde endlich das Brittische Ministerium zu den Frieden geneigt gemacht, der nach vorläufigen Tractaten d. 3. Sept. 1783 zu Versailles unterzeichnet wurde. In diesem Frieden mußte England die Unabhängigkeit der Amerikanischen Freistaaten anerkennen, und an Frankreich die Insel Tabago, so wie an Spanien Florida nebst Minorca abtreten. Holland, welches diesem Frieden 1784 beitrat, mußte dagegen einige Aufopferungen an England machen.