Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Neapel
Die Hauptstadt Neapel, die königliche Residenz, mit fünf Castellen und einem Hafen, liegt an einem sehr angenehmen Meerbusen, und ist die größte Stadt in Italien. Sie zählt 400,000 Einwohner. Die Häuser sind überaus hoch, und der Geschmack in der Baukunst fällt zu Neapel in das Sonderbare und Abenteuerliche; doch giebt es auch Gebäude von edlerm Styl, worunter vorzüglich der königliche Pallast zu rechnen ist, den ehedem die Vicekönige bewohnten. Die beiden größten, schönsten und lebhaftesten Straßen Neapels sind die Straße Monte Oliveto und die Straße Toledo. In der erzbischöflichen Domkirche befindet sich das Blut des heil. Januarius (s. d. Art.), und in der Kirche San Severo ist einer von den Eingängen zu den berühmten Neapolitanischen Catacomben (s. dies. Art.). Uebrigens hat Neapel eine Universität, mehrere Sammlungen, (unter denen sich das Cabinet des Campo di Monte, welches große Schätze an geschnittenen Steinen, Gemählden u. a. enthält, die Sammlungen des Ritters Hamilton u. a. auszeichnen) u. nicht unbeträchtliche Fabriken, vorzüglich von Seide, Galanteriewaren, Macaroni, Porcellan u. s. f. die dasige Handlung könnte jedoch weit blühender sein. Die Neapolitaner werden als im Ganzen zwar gutartige, aber höchst eingeschränkte und sinnliche Menschen geschildert. Merkwürdig ist übrigens Nea-————
pel als das Vaterland der Castraten, der Hauptsitz der Banditen, der einzige Ort in der Welt, wo das berüchtigte Gift Aqua Tofana verferrigt wird (s. d. Art. Banditen und Aqua Tofana), endlich als der einzige Wohnplatz der Lazaroni. Die Lazaroni sind Menschen, die weder Stand, Beschäftigung, Eigenthum noch Wohnung haben, sich durch die äußerste Dürftigkeit und Mäßigkeit auszeichnen, und dessen ungeachtet in einer gewissen Verbindung leben, trotz der zahlreichen Haufen aber, die sie bilden – man zählt deren 60,000 –, dennoch äußerst gutherzig und geduldig sind. Die große Wohlfeilheit, welche in Neapel herrscht, das heiße Clima (zwei Ursachen, aus welchen eine solche Art Menschen vielleicht nirgends in der Welt weiter würden existiren können) und die Trägheit haben diese Menschenclasse erzeugt, für deren äußerst geringe Bedürfnisse der kleinste Gewinn hinreichend ist, den sie auf mannigfaltige Art (durch Tragen, Boten gehen u. s. f.) erlangen. Bei den im vor. Art. erwähnten großen Rüstungen wider die Franzosen erklärten sich die Lazaroni bereit, ihren letzten Blutstropfen für den König zu lassen. Die Fastnachtszeit wird in Neapel sehr angenehm gefeiert. Die Presepioʼs, oder Vorstellungen des Bethlehemitischen Hauses, zeichnen sich daselbst durch ihre Pracht aus; manches davon kostet 9 – 12,000 Thaler. – Aeußerst wichtig sind übrigens die Merkwürdigkei-
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ten, die sich in der Nähe von Neapel befinden, unter denen ich den Vesuv (dritthalb bis drei Stunden von Neapel, bis zum Crater gerechnet), Herculanum, und gerade darüber Portici mit einem königlichen Pallast und den Herculanischen Alterthümern (eine Deutsche Meile von Neapel), Pompeja (zwei Deutsche Meilen davon), Pästum (in einer Entfernung von drei Tagereisen), die berühmte Höhle von Pausilippo, auf dem Wege der von Neapel nach Puzzoli führt (ein kühnes auf Befehl des Agrippa unternommenes Werk, den Berg zu durchbrechen, an deren Eingange ein mit Lorbern bewachsener Ort ist, denn man für Virgils Grab hält, welches aber noch manchem Zweifel unterworfen ist), auszeichne. (S. die Art. Vesuv, Herculanum, Pompeja.)
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* Neapel. Wir setzen hier kürzlich die neuesten Ereignisse in diesem Königreich hinzu. Im Sommer 1798. wurde der König von Neapel, durch den Sieg Nelsons bei Alexandrien, durch die Schwäche der französischen Armee in Italien, hauptsächlich aber durch Englands Antrieb bewogen, aufs neue sich gegen Frankreich zu verbünden. Die Armee war bis auf 70,000 Mann vermehrt worden und General Mack wurde an ihre Spitze gestellt. Sie brach im November auf; allein die Truppen, die an allem Mangel litten, wurden bald aufgerieben. Mack mußte sich von Rom zurückziehen; der Schrecken am Neapolitanischen Hofe war allgemein; die ganze Nation wurde zu den Waffen aufgerufen und wirklich war auch der Enthusiasmus des Volks außerordentlich; allein der König wurde durch die Königin und Acton immer fort zur Abreise angetrieben: diese erfolgte endlich den 25. Dec. und das Volk, dessen Bitten um Zurückkehrung nicht gehört wurden, erkaltete. Bei der Unentschiedenheit, in welcher die Nation blieb, bildeten sich zugleich mehrere Factionen, indessen mehrere Festungen an die Franzosen übergingen. Plötzlich schloß (d. 12. Januar 1799) der in Neapel zurückgelassene General-Vicarius Pignatelli einen Waffenstillstand, worüber die Patrioten in die höchste Wuth geriethen – ein fürchterlicher Aufstand (den 16. Jan.) war die Folge
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davon. Der General-Vicarius flüchtet sich, läßt aber vorher die mit großen Summen erbauten Fahrzeuge, welche auf der Rhede liegen, in Brand stecken. Auch Mack flüchtet sich; er sucht bei den Feinden Schutz, und ergiebt sich nebst dem General-Stabe dem feindlichen General Championet. Jetzt ward Neapel ein grausender Schauplatz des Mordes, des Brandes, der Plünderung; zumal da ein, auf Aurathen einiger Edlen, die die wüthende Menge etwas besänftiget hatten, den Franzosen aufs neue angetragener Waffenstillstand abgeschlagen wurde. – Der Einzug der Franzosen in die offene Stadt dauerte beinahe drei volle Tage, weil das Volk, ohne militairische Anführer, dennoch sich so tapfer vertheidigte, daß jene jeden Fuß breit theuer erkaufen mußten. Erst den 22. Jan. bemächtigte sich Macdonal der ganzen Stadt, nachdem die Lazzaroni auf mancherlei Art gewonnen worden waren. Alle die feindseligen Verhältnisse wurden endlich durch den Tractat zu Florenz (28. Mai 1801.) ausgeglichen, dessen 3ter Artikel unter andern festsetzte: daß die neapolitanischen und sicilianischen Häfen allen englischen, türkischen Handels- und Kriegsschiffen, bis zum Frieden mit diesen Mächten, geschlossen sein sollten, dagegen Frankreich dem König von Neapel auf den Fall eines Angriffs, auf dessen Verlangen, ein Truppen-Corps zur Disposition überlassen wollte. Diese Bestimmungen fielen nun
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zwar nachher durch die Traktaten von Amiens und Paris weg; als aber in der Folge wieder ein Continental-Krieg auszubrechen schien, schloß Kaiser Napoleon im Jahr 1805 einen Neutralitäts-Vergleich mit Neapel, vermöge dessen der König während des Kriegs zwischen Frankreich und England, Oestreich, Rußland etc. neutral bleiben und keinem Truppencorps der Kriegführenden Mächte gestatten sollte, in seinem Gebiete zu landen oder einzurücken. Als nun im November die rußisch-englische Flotte auf der Rhede von Neapel landete, und diese nicht nur nicht daran gehindert, sondern sogar freundschaftlich aufgenommen wurde, so ward nun von Napoleon unvermeidlicher Untergang dem Könige von Neapel geschworen. Eine Armee unter dem Befehle Massenaʼs, nachher unter Napoleons Bruder, Prinz Joseph, rückte sogleich gegen Neapel vor, welches sein König verließ und (am 23. Jan. 1806) nach Sicilien ging, indem er die Regierung dem Kronprinzen überließ; auch die Königin flüchtete den 11. Febr. mit dem Kassenvorrathe, dem Schatze etc.; der Prinz begab sich zur Armee nach Calabrien, die französische Armee rückte immer weiter vor, und endlich den 14. Febr. ohne weitere Gegenwehr, in Neapel ein – Gaëta war die einzige Festung, welche sich unter dem braven Prinz von Hessen-Philippsthal nicht ergab (s. Gaëta in d. N.) – und so erfolgte am 21. Febr. die förmliche Be-
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sitznahme des Königreichs durch den bestellten Gouverneur desselben, Prinz Joseph Napoleon (geb. 1768.) im Namen seines Bruders, des Kaisers, welcher denn auch denselben durch ein Decret vom 31. März zum wirklichen König von Neapel und Sicilien erklärte, bis bei den nachher im J. 1808 vor, gefallenen Veränderungen, dieser zum König von Spanien, und statt dessen der Herzog von Berg, Joachim Napoleon vom 1. August an zum König von Neapel und Sicilien gemacht wurde.
Zu Folge dieser neuen Constitution nun, und besonders der v. 20. Jun. 1808 bleibt die Krone von Neapel in grader und männlicher Linie nach dem Rechte der Erstgeburt erblich; auf den Fall der Minderjährigkeit kommt die Regentschaft auf die Königin und in deren Ermangelung auf den Prinzen von der königlichen Familie, welchen der französische Kaiser als Oberhaupt der Familie dazu ernennt. In Ermangelung natürlicher und rechtmäßiger Erben fällt die Krone an Frankreich, dann an Spanien, Holland, Westphalen etc. Jeder König von Neapel ist Großwahlherr von Frankreich. Von sieben angestellten Ministern ist jeder in seinem Departement für Beobachtung der Gesezze und Ausführung der königlichen Befehle verantwortlich. Der Staatsrath besteht aus 26 bis 36 Mitgliedern; übrigens giebt es ein Nationalparlament, aus 100 Mitgliedern bestehend, welches,
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vom König zusammen berufen, sich wenigstens alle 3 Jahr einmal versammlet. – Auch ist ein Orden, nämlich der Orden beider Sicilien 1808 gestiftet worden, welcher aus 650 Rittern besteht, deren jeder jährlich 50 Ducaten – die Einkünfte zusammen betragen 100,000 Ducaten – erhält: die Dotation dieses Ordens machen die Güter des Maltheser- und Constantinusordens im Königreiche Neapel aus. Das Königreich selbst, in welchem übrigens durch ein Gesetz vom 2. Aug. 1807 alle Lehnsgerichtsbarkeiten aufgehoben worden sind, ist durch ein Dekret vom 8. Aug. desselben Jahres in 13 Provinzen eingetheilt worden, in deren jeder ein Intendant die Civil- und Finanzverwaltung über sich hat.
pel als das Vaterland der Castraten, der Hauptsitz der Banditen, der einzige Ort in der Welt, wo das berüchtigte Gift Aqua Tofana verferrigt wird (s. d. Art. Banditen und Aqua Tofana), endlich als der einzige Wohnplatz der Lazaroni. Die Lazaroni sind Menschen, die weder Stand, Beschäftigung, Eigenthum noch Wohnung haben, sich durch die äußerste Dürftigkeit und Mäßigkeit auszeichnen, und dessen ungeachtet in einer gewissen Verbindung leben, trotz der zahlreichen Haufen aber, die sie bilden – man zählt deren 60,000 –, dennoch äußerst gutherzig und geduldig sind. Die große Wohlfeilheit, welche in Neapel herrscht, das heiße Clima (zwei Ursachen, aus welchen eine solche Art Menschen vielleicht nirgends in der Welt weiter würden existiren können) und die Trägheit haben diese Menschenclasse erzeugt, für deren äußerst geringe Bedürfnisse der kleinste Gewinn hinreichend ist, den sie auf mannigfaltige Art (durch Tragen, Boten gehen u. s. f.) erlangen. Bei den im vor. Art. erwähnten großen Rüstungen wider die Franzosen erklärten sich die Lazaroni bereit, ihren letzten Blutstropfen für den König zu lassen. Die Fastnachtszeit wird in Neapel sehr angenehm gefeiert. Die Presepioʼs, oder Vorstellungen des Bethlehemitischen Hauses, zeichnen sich daselbst durch ihre Pracht aus; manches davon kostet 9 – 12,000 Thaler. – Aeußerst wichtig sind übrigens die Merkwürdigkei-
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ten, die sich in der Nähe von Neapel befinden, unter denen ich den Vesuv (dritthalb bis drei Stunden von Neapel, bis zum Crater gerechnet), Herculanum, und gerade darüber Portici mit einem königlichen Pallast und den Herculanischen Alterthümern (eine Deutsche Meile von Neapel), Pompeja (zwei Deutsche Meilen davon), Pästum (in einer Entfernung von drei Tagereisen), die berühmte Höhle von Pausilippo, auf dem Wege der von Neapel nach Puzzoli führt (ein kühnes auf Befehl des Agrippa unternommenes Werk, den Berg zu durchbrechen, an deren Eingange ein mit Lorbern bewachsener Ort ist, denn man für Virgils Grab hält, welches aber noch manchem Zweifel unterworfen ist), auszeichne. (S. die Art. Vesuv, Herculanum, Pompeja.)
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* Neapel. Wir setzen hier kürzlich die neuesten Ereignisse in diesem Königreich hinzu. Im Sommer 1798. wurde der König von Neapel, durch den Sieg Nelsons bei Alexandrien, durch die Schwäche der französischen Armee in Italien, hauptsächlich aber durch Englands Antrieb bewogen, aufs neue sich gegen Frankreich zu verbünden. Die Armee war bis auf 70,000 Mann vermehrt worden und General Mack wurde an ihre Spitze gestellt. Sie brach im November auf; allein die Truppen, die an allem Mangel litten, wurden bald aufgerieben. Mack mußte sich von Rom zurückziehen; der Schrecken am Neapolitanischen Hofe war allgemein; die ganze Nation wurde zu den Waffen aufgerufen und wirklich war auch der Enthusiasmus des Volks außerordentlich; allein der König wurde durch die Königin und Acton immer fort zur Abreise angetrieben: diese erfolgte endlich den 25. Dec. und das Volk, dessen Bitten um Zurückkehrung nicht gehört wurden, erkaltete. Bei der Unentschiedenheit, in welcher die Nation blieb, bildeten sich zugleich mehrere Factionen, indessen mehrere Festungen an die Franzosen übergingen. Plötzlich schloß (d. 12. Januar 1799) der in Neapel zurückgelassene General-Vicarius Pignatelli einen Waffenstillstand, worüber die Patrioten in die höchste Wuth geriethen – ein fürchterlicher Aufstand (den 16. Jan.) war die Folge
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davon. Der General-Vicarius flüchtet sich, läßt aber vorher die mit großen Summen erbauten Fahrzeuge, welche auf der Rhede liegen, in Brand stecken. Auch Mack flüchtet sich; er sucht bei den Feinden Schutz, und ergiebt sich nebst dem General-Stabe dem feindlichen General Championet. Jetzt ward Neapel ein grausender Schauplatz des Mordes, des Brandes, der Plünderung; zumal da ein, auf Aurathen einiger Edlen, die die wüthende Menge etwas besänftiget hatten, den Franzosen aufs neue angetragener Waffenstillstand abgeschlagen wurde. – Der Einzug der Franzosen in die offene Stadt dauerte beinahe drei volle Tage, weil das Volk, ohne militairische Anführer, dennoch sich so tapfer vertheidigte, daß jene jeden Fuß breit theuer erkaufen mußten. Erst den 22. Jan. bemächtigte sich Macdonal der ganzen Stadt, nachdem die Lazzaroni auf mancherlei Art gewonnen worden waren. Alle die feindseligen Verhältnisse wurden endlich durch den Tractat zu Florenz (28. Mai 1801.) ausgeglichen, dessen 3ter Artikel unter andern festsetzte: daß die neapolitanischen und sicilianischen Häfen allen englischen, türkischen Handels- und Kriegsschiffen, bis zum Frieden mit diesen Mächten, geschlossen sein sollten, dagegen Frankreich dem König von Neapel auf den Fall eines Angriffs, auf dessen Verlangen, ein Truppen-Corps zur Disposition überlassen wollte. Diese Bestimmungen fielen nun
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zwar nachher durch die Traktaten von Amiens und Paris weg; als aber in der Folge wieder ein Continental-Krieg auszubrechen schien, schloß Kaiser Napoleon im Jahr 1805 einen Neutralitäts-Vergleich mit Neapel, vermöge dessen der König während des Kriegs zwischen Frankreich und England, Oestreich, Rußland etc. neutral bleiben und keinem Truppencorps der Kriegführenden Mächte gestatten sollte, in seinem Gebiete zu landen oder einzurücken. Als nun im November die rußisch-englische Flotte auf der Rhede von Neapel landete, und diese nicht nur nicht daran gehindert, sondern sogar freundschaftlich aufgenommen wurde, so ward nun von Napoleon unvermeidlicher Untergang dem Könige von Neapel geschworen. Eine Armee unter dem Befehle Massenaʼs, nachher unter Napoleons Bruder, Prinz Joseph, rückte sogleich gegen Neapel vor, welches sein König verließ und (am 23. Jan. 1806) nach Sicilien ging, indem er die Regierung dem Kronprinzen überließ; auch die Königin flüchtete den 11. Febr. mit dem Kassenvorrathe, dem Schatze etc.; der Prinz begab sich zur Armee nach Calabrien, die französische Armee rückte immer weiter vor, und endlich den 14. Febr. ohne weitere Gegenwehr, in Neapel ein – Gaëta war die einzige Festung, welche sich unter dem braven Prinz von Hessen-Philippsthal nicht ergab (s. Gaëta in d. N.) – und so erfolgte am 21. Febr. die förmliche Be-
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sitznahme des Königreichs durch den bestellten Gouverneur desselben, Prinz Joseph Napoleon (geb. 1768.) im Namen seines Bruders, des Kaisers, welcher denn auch denselben durch ein Decret vom 31. März zum wirklichen König von Neapel und Sicilien erklärte, bis bei den nachher im J. 1808 vor, gefallenen Veränderungen, dieser zum König von Spanien, und statt dessen der Herzog von Berg, Joachim Napoleon vom 1. August an zum König von Neapel und Sicilien gemacht wurde.
Zu Folge dieser neuen Constitution nun, und besonders der v. 20. Jun. 1808 bleibt die Krone von Neapel in grader und männlicher Linie nach dem Rechte der Erstgeburt erblich; auf den Fall der Minderjährigkeit kommt die Regentschaft auf die Königin und in deren Ermangelung auf den Prinzen von der königlichen Familie, welchen der französische Kaiser als Oberhaupt der Familie dazu ernennt. In Ermangelung natürlicher und rechtmäßiger Erben fällt die Krone an Frankreich, dann an Spanien, Holland, Westphalen etc. Jeder König von Neapel ist Großwahlherr von Frankreich. Von sieben angestellten Ministern ist jeder in seinem Departement für Beobachtung der Gesezze und Ausführung der königlichen Befehle verantwortlich. Der Staatsrath besteht aus 26 bis 36 Mitgliedern; übrigens giebt es ein Nationalparlament, aus 100 Mitgliedern bestehend, welches,
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vom König zusammen berufen, sich wenigstens alle 3 Jahr einmal versammlet. – Auch ist ein Orden, nämlich der Orden beider Sicilien 1808 gestiftet worden, welcher aus 650 Rittern besteht, deren jeder jährlich 50 Ducaten – die Einkünfte zusammen betragen 100,000 Ducaten – erhält: die Dotation dieses Ordens machen die Güter des Maltheser- und Constantinusordens im Königreiche Neapel aus. Das Königreich selbst, in welchem übrigens durch ein Gesetz vom 2. Aug. 1807 alle Lehnsgerichtsbarkeiten aufgehoben worden sind, ist durch ein Dekret vom 8. Aug. desselben Jahres in 13 Provinzen eingetheilt worden, in deren jeder ein Intendant die Civil- und Finanzverwaltung über sich hat.