Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Münzer, Thomas
Thomas Münzer, ein Prediger des Aufruhrs im 16. Jahrh. Er hatte zu Wittenberg Theologie studirt, und trat im Jahr 1520 als Prediger in Zwickau auf. Seine überspannte Phantasie und sein natürlicher Hang zur Schwärmerei verleiteten ihn zu sonderbaren und verwerflichen Meinungen. Seiner Ueberzeugung nach hatte Luther das Werk der Reformation nur halb vollendet und die größten Mißbräuche in der Kirche nicht ausgerottet; er hätte vielmehr die Clerisei und den Adel demüthigen, eine völlige Gleichheit der Stände und Gemeinschaft der Güter einführen sollen. Münzer, der zur Ausführung dieses großen Werks einen höhern Beruf in sich zu fühlen glaubte, fing an, den gemeinen Mann in seinen Predigten, die er deßwegen in Dentscher Sprache hielt, vorzubereiten, und kündigte der Obrigkeit den Gehorsam auf. Man nöthigte ihn deßwegen Zwickau zu verlassen; und er schweifte nachher in Sachsen und Franken umher, um sich einen Anhang zu verschaffen. Im Jahre 1525 hatte er die Bürger in Mühlhausen so sehr zu seinem Vortheil einzunehmen gewußt, daß sie ihn wider Willen des Magistrats zum Prediger erwählten. Während daß er in Verbreitung seiner gefährlichen Lehre unermüdet fortfuhr, fingen seine Anhänger an der Fränkischen Gränze an, die Grundsätze ihres Lehrers thätig in Ausübung zu bringen, und plünderten und mordeten————
unter dem Adel und der Clerisei. Die Sache gewann ein ernsthaftes Ansehen; und der Herzog Georg von Sachsen sah sich nebst einigen andern benachbarten Fürsten genöthigt, mit bewaffneter Macht gegen die Aufrührer zu Felde zu ziehen. Münzer hatte sich auf einen Berg gelagert, und sein Anhang bestand aus 8000 Bauern. Die Fürsten wählten erst den Weg der Unterhandlung; aber Münzer schlug jedes Anerbieten aus, und richtete die Seinigen durch den Gedanken auf, daß sie für die Sache Gottes stritten, und daß sie der unmittelbare göttliche Schutz unüberwindlich mache. Die leichtgläubigen Bauern stürzten auf den Feind los, und verzweifelten nicht eher an dem glücklichen Ausgange ihres Unternehmens, als bis der größte Theil von ihnen niedergemacht und die übrigen zerstreut waren. Münzer entfloh nach Frankenhausen, wurde aber entdeckt und nachher mit mehrern seiner Genossen vor dem Lager der Fürsten vor Mühlhausen 1525 hingerichtet. Man muß den Aufruhr der Bauern unter Münzer nicht mit den Empörungen verwechseln, welche einige Jahre vorher unter den Bauern in Schwaben ausbrachen; diese hatten ganz andere Ursachen, und standen mit Münzers Unternehmungen in keiner Verbindung.
Thomas Münzer, ein Prediger des Aufruhrs im 16. Jahrh. Er hatte zu Wittenberg Theologie studirt, und trat im Jahr 1520 als Prediger in Zwickau auf. Seine überspannte Phantasie und sein natürlicher Hang zur Schwärmerei verleiteten ihn zu sonderbaren und verwerflichen Meinungen. Seiner Ueberzeugung nach hatte Luther das Werk der Reformation nur halb vollendet und die größten Mißbräuche in der Kirche nicht ausgerottet; er hätte vielmehr die Clerisei und den Adel demüthigen, eine völlige Gleichheit der Stände und Gemeinschaft der Güter einführen sollen. Münzer, der zur Ausführung dieses großen Werks einen höhern Beruf in sich zu fühlen glaubte, fing an, den gemeinen Mann in seinen Predigten, die er deßwegen in Dentscher Sprache hielt, vorzubereiten, und kündigte der Obrigkeit den Gehorsam auf. Man nöthigte ihn deßwegen Zwickau zu verlassen; und er schweifte nachher in Sachsen und Franken umher, um sich einen Anhang zu verschaffen. Im Jahre 1525 hatte er die Bürger in Mühlhausen so sehr zu seinem Vortheil einzunehmen gewußt, daß sie ihn wider Willen des Magistrats zum Prediger erwählten. Während daß er in Verbreitung seiner gefährlichen Lehre unermüdet fortfuhr, fingen seine Anhänger an der Fränkischen Gränze an, die Grundsätze ihres Lehrers thätig in Ausübung zu bringen, und plünderten und mordeten————
unter dem Adel und der Clerisei. Die Sache gewann ein ernsthaftes Ansehen; und der Herzog Georg von Sachsen sah sich nebst einigen andern benachbarten Fürsten genöthigt, mit bewaffneter Macht gegen die Aufrührer zu Felde zu ziehen. Münzer hatte sich auf einen Berg gelagert, und sein Anhang bestand aus 8000 Bauern. Die Fürsten wählten erst den Weg der Unterhandlung; aber Münzer schlug jedes Anerbieten aus, und richtete die Seinigen durch den Gedanken auf, daß sie für die Sache Gottes stritten, und daß sie der unmittelbare göttliche Schutz unüberwindlich mache. Die leichtgläubigen Bauern stürzten auf den Feind los, und verzweifelten nicht eher an dem glücklichen Ausgange ihres Unternehmens, als bis der größte Theil von ihnen niedergemacht und die übrigen zerstreut waren. Münzer entfloh nach Frankenhausen, wurde aber entdeckt und nachher mit mehrern seiner Genossen vor dem Lager der Fürsten vor Mühlhausen 1525 hingerichtet. Man muß den Aufruhr der Bauern unter Münzer nicht mit den Empörungen verwechseln, welche einige Jahre vorher unter den Bauern in Schwaben ausbrachen; diese hatten ganz andere Ursachen, und standen mit Münzers Unternehmungen in keiner Verbindung.