Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Motte, Die Gräfin de la
Die Gräfin de la Motte, war ein äußerst ränkevolles und verschlagnes Frauenzimmer, welche ihre Abkunft aus dem ehemahls in Frankreich berühmten Hause Valois ableitete, und seit dem Jahre 1781 mit dem weibersüchtigen Cardinal Rohan in Verbindung stand. Sie spielte die vorzüglichste Rolle in der berüchtigten Halsband-Geschichte, durch welche die Königin von Frankreich und mit ihr der ganze Hof so viel in den Augen der Unterthanen verloren, ob sich gleich aus den Acten des Prozesses ergab, daß die Königin keinen unmittelbaren Antheil an der Intrigue hatte. Die de la Motte hatte nehmlich den Cardinal Rohan beredet, einen kostbaren Halsschmuck, den man anderthalb Millionen am Werth schätzte, zu kaufen, um dadurch die Königin, deren Haß er sich zugezogen hatte, mit sich zu versöhnen. Eine nächtliche Zusammenkunft, bei welcher ein gewisses Mädchen, Oliva, auf die Verabredung der de la Motte die Königin vorstellte, verblendete den Cardinal noch mehr in seinen leichtgläubigen Hoffnungen, und machte ihn ganz von den Launen der de la Motte abhängig. Dieses leichtsinnige Weib erpreßte ansehnliche Summen von ihm, und übernahm es endlich, der Königin das Halsband zuzustellen, das er auf Credit gekauft hatte. Vergebens hoffte der Cardinal auf die guten Wirkungen seiner Unternehmung: das Betragen der Königin————
gegen ihn blieb unverändert dasselbe; und er hatte nicht einmahl die Freude, den schönen Schmuck an ihrem Halse zu sehen. Seine Unruhe wuchs bei dem herannahenden Zahlungstermine; und er wußte sich, da seine eignen erschöpften Finanzen keine tröstende Aussicht gewährten, in der Angst nicht anders zu helfen, als daß er die Juwelenhändler unmittelbar an die Königin wies. Diese erstaunte nicht wenig über den ganzen Vorfall; und der Cardinal wurde am 15. Aug. 1785 in die Bastille gebracht. Die de la Motte, welche das Halsband zerstückelt und durch ihren Mann viele einzelne Steine in England hatte verkaufen lassen, wurde gleichfalls gefänglich eingezogen; und nun erhob sich der berüchtigte Prozeß, welcher eine geraume Zeit das Gespräch der gesellschaftlichen Zirkel ausmachte, und unangenehme Aussichten in das Innere des Französischen Hofs eröffnete. Bei seiner Beendigung wurde der Cardinal in eine Abtei verwiesen, und die de la Motte zum Staupenschlag, Brandmarken und Gefängniß verurtheilt. Es glückte ihr jedoch, aus letzterm zu entwischen und nach England zu entfliehen. Hier machte sie gegen die Königin von Frankreich eine schändliche Schmähschrift bekannt, wodurch der Haß, welchen die Franzosen seit einiger Zeit auf diese Fürstin geworfen hatten, aufs neue angefacht und beträchtlich vermehrt wurde. Die de la Motte starb einige Zeit nachher in England.
Die Gräfin de la Motte, war ein äußerst ränkevolles und verschlagnes Frauenzimmer, welche ihre Abkunft aus dem ehemahls in Frankreich berühmten Hause Valois ableitete, und seit dem Jahre 1781 mit dem weibersüchtigen Cardinal Rohan in Verbindung stand. Sie spielte die vorzüglichste Rolle in der berüchtigten Halsband-Geschichte, durch welche die Königin von Frankreich und mit ihr der ganze Hof so viel in den Augen der Unterthanen verloren, ob sich gleich aus den Acten des Prozesses ergab, daß die Königin keinen unmittelbaren Antheil an der Intrigue hatte. Die de la Motte hatte nehmlich den Cardinal Rohan beredet, einen kostbaren Halsschmuck, den man anderthalb Millionen am Werth schätzte, zu kaufen, um dadurch die Königin, deren Haß er sich zugezogen hatte, mit sich zu versöhnen. Eine nächtliche Zusammenkunft, bei welcher ein gewisses Mädchen, Oliva, auf die Verabredung der de la Motte die Königin vorstellte, verblendete den Cardinal noch mehr in seinen leichtgläubigen Hoffnungen, und machte ihn ganz von den Launen der de la Motte abhängig. Dieses leichtsinnige Weib erpreßte ansehnliche Summen von ihm, und übernahm es endlich, der Königin das Halsband zuzustellen, das er auf Credit gekauft hatte. Vergebens hoffte der Cardinal auf die guten Wirkungen seiner Unternehmung: das Betragen der Königin————
gegen ihn blieb unverändert dasselbe; und er hatte nicht einmahl die Freude, den schönen Schmuck an ihrem Halse zu sehen. Seine Unruhe wuchs bei dem herannahenden Zahlungstermine; und er wußte sich, da seine eignen erschöpften Finanzen keine tröstende Aussicht gewährten, in der Angst nicht anders zu helfen, als daß er die Juwelenhändler unmittelbar an die Königin wies. Diese erstaunte nicht wenig über den ganzen Vorfall; und der Cardinal wurde am 15. Aug. 1785 in die Bastille gebracht. Die de la Motte, welche das Halsband zerstückelt und durch ihren Mann viele einzelne Steine in England hatte verkaufen lassen, wurde gleichfalls gefänglich eingezogen; und nun erhob sich der berüchtigte Prozeß, welcher eine geraume Zeit das Gespräch der gesellschaftlichen Zirkel ausmachte, und unangenehme Aussichten in das Innere des Französischen Hofs eröffnete. Bei seiner Beendigung wurde der Cardinal in eine Abtei verwiesen, und die de la Motte zum Staupenschlag, Brandmarken und Gefängniß verurtheilt. Es glückte ihr jedoch, aus letzterm zu entwischen und nach England zu entfliehen. Hier machte sie gegen die Königin von Frankreich eine schändliche Schmähschrift bekannt, wodurch der Haß, welchen die Franzosen seit einiger Zeit auf diese Fürstin geworfen hatten, aufs neue angefacht und beträchtlich vermehrt wurde. Die de la Motte starb einige Zeit nachher in England.