Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Moritz
Carl Philipp Moritz, war Preußischer Hofrath und Professor der schönen Wissenschaften und bildenden Künste in Berlin. Dieser Mann, welcher zu Hameln 1757 geboren wurde, hatte durch die nachtheiligen Wirkungen seiner allzu lebhaften Einbildungskraft in seiner ganzen Lebenszeit nur wenig ruhige Tage, und trieb sich in einem Meere von Entwürfen und weitaussehenden Plänen umher. Glückte es ihm auch einmahl, das Ziel seiner Wünsche zu erreichen, so war er doch dadurch noch nicht beruhigt, sondern sehnte sich nach einem neuen Wirkungskreise. In seiner Jugend hatte er von seinem Vater, welcher sich viel mit der Musik abgab, eine etwas schwärmerische Erziehung bekommen: damit vereinigte sich nachher bei ihm eine unwiderstehliche Neigung zu glänzen und die Augen der Menge auf sich zu ziehen; und da ihm die gewöhnlichen Wege zur Erfüllung dieses Wunsches zu beschwerlich schienen, so war es nicht zu verwundern, daß ihn seine hitzige Phantasie auf sonderbare Abwege leitete. Das Theater hatte die anlockendsten Reitze für ihn; und er würde gewiß Schauspieler geworden sein, wenn nicht jedesmahl ein ungefährer Zufall seine Absichten vereitelt hätte. Die ausschweifende und unordentliche Lebensart, an welche er sich gewöhnt hatte, zerrüttete schon auf Universitäten seine Finanzen; und er konnte sich auch in seinen ältern————
Jahren nie eine bestimmte Ordnung zu eigen machen. Er erhielt zuerst eine Stelle an der Klosterschule zu Berlin, fühlte sich aber in diesem Wirkungskreise zu sehr eingeschränkt, und machte deßwegen eine Reise nach England, um Zerstreuung zu suchen. Nach seiner Rückkunft dauerte seine Zufriedenheit abermahls nicht lange, und er unternahm im Jahre 1786 eine neue Reise nach Italien. In diesem Lande der Künste befand er sich um ein Merkliches erträglicher, studirte Alterthümer und Kunst, und schien seine unruhige Einbildungskraft endlich einmahl auf einen festen Punkt gebracht zu haben. Allein kaum hatte er sich wieder einige Zeit in Berlin aufgehalten, als er auf neue Sonderbarkeiten verfiel, und durch eine unkluge Heirath sich in neues Ungemach stürzte. Der Tod befreite ihn endlich am 26. Juni 1793 von allen seinen wahren und eingebildeten Leiden, raubte aber dadurch zugleich Deutschland einen sehr fleißigen und geschätzten Schriftsteller. Denn ob sich gleich sehr viele seiner Schriften nicht durch Gründlichkeit und Ordnung empfehlen, so kann man an ihnen doch eine gewisse Originalität keineswegs verkennen. Die Sprache, in der sie abgefaßt sind, ist hinreißend, und die Ausbrüche der lebhaften Einbildungskraft ihres Verfassers überraschen den Leser oft da, wo er es am wenigsten vermuthet. Daß der Noman Anton Reiser, worin Moritz seine eigne Lebensgeschichte aufstellt,
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nicht nach der strengsten historischen Wahrheit ausgearbeitet sei, darf kaum erwähnt werden.
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Moritz Graf von Sachsen. Dieser große Feldherr war der Sohn des Königs August II. von Pohlen und der schönen Gräfin Aurora Maria von Königsmark (einer Schwedischen Gräfin, welche wegen der Verlassenschaft ihres Bruders, der in Sächsischen Diensten gestanden, nach Sachsen kam und 1728 als Pröbstin zu Quedlinburg starb), die ihn i. J. 1696 auf einem Dorfe unweit Magdeburg gebar. Er zeigte früh überaus viel Feuer und eine ungemeine Stärke, die er von seinem Vatter geerbt hatte. Im J. 1711 ertheilte ihm August II. als Reichsvicarius den Titel eines Grafen von Sachsen, und machte ihn nachher zum Obristen über ein neu errichtetes Cürassierregiment, das aber nach einigen Jahren reducirt wurde. Er heirathete 1714 eine von Löben, von der er sich aber 1721 scheiden ließ. Im J. 1720 ging er in Französische Dienste, in welchen er beständig blieb, aber von Zeit zu Zeit Reisen nach Sachsen machte. Im J. 1726 wählten ihn die Stände in Curland zum künftigen Herzog; und Moritz hoffte seine Absichten auf diese Würde gegen die übrigen Competenten vornehmlich damit durchzusetzen, daß er sich mit der verwitweten Herzogin Anna (nachherigen Kaiserin von Rußland), welche auch eigentlich seine Wahl bewirkt hatte, zu vermählen gedachte. Allein sowohl Pohlen als Rußland setzten sich gegen diese Wahl, und die projectirte Vermählung
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ging zurück. Moritz ging wieder nach Frankreich und erhielt bald – in dem Kriege über die Pohlnische Königswahl – Gelegenheit, sich als Feldherr hervorzuthun. Am glänzendsten zeigte er jedoch seine militairischen Talente in dem Kriege, der sich 1740 nach dem Tode Kaiser Carls VI. entspann. Im J. 1744 erhielt er die Würde eines Marschalls von Frankreich, ob er gleich ein Protestant war (doch konnte er nicht in dem Marschalls-Tribunal sitzen); und 1745 bekam er das Ober-Commando über die gesammte Armee in den Niederlanden, bei welcher sich Ludwig XV. selbst einfand. Den 11. Mai erfocht er den wichtigen Sieg bei Foutenoi, welcher die Eroberung des ganzen Oestreichischen Flandern zur Folge hatte. In dem Feldzuge von 1746 eroberte er Brüssel und fast alles, was das Haus Oestreich in den Niederlanden besaß, gewann auch den 11. Oct. die Schlacht bei Raucoux unweit Lüttich. Der König überhäufte ihn mit Gnadenbezeugungen, erklärte ihn zu Anfange des Jahres 1747 zum General-Marschall, und ließ sein Bildniß in dem Louvre aufrichten. In diesem Jahre focht er eben so tapfer als in Holland, und gewann den 2 Jun. die Schlacht bei Laffeld unweit Mastricht. Im folgenden Jahre war er eben mit der Belagerung von Mastricht beschäftigt, als die Nachricht anlangte, daß zu Aachen Friede geschlossen sei; worauf zwar die Uebergabe der Festung, aber zugleich die Publication
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des Waffenstillstandes erfolgte. Moritz war indeß General-Gouverneur der eroberten Niederlande, bis dieselben zuruckgegeben wurden. Er lebte indeß nur noch einige Jahre nach dem Frieden; er starb 1750 auf seinem schönen Schloß Chambord, das ihm der König geschenkt hatte, an einem Blutsturz, und setzte den Sächsischen General Grafen von Bellegarde zum Universalerben ein. Moritz besaß nicht nur Muth und Kühnheit, sondern auch Klugheit, Erfahrung und Aufmerksamkeit; nicht minder wurde er vom Glücke begünstigt. Die Soldaten liebten ihn wie ihren Vater. Uebrigens war er sehr leidenschaftlich und zur Verschwendung geneigt. – Ludwig XV. hat ihm durch Pigal ein prächtiges Grabmahl verfertigen lassen, das 50,000 Laubthaler kostete und 1777 in der St. Thomaskirche zu Straßburg aufgestellt wurde.
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Moritz, Churfürst von Sachsen, war der Sohn des Herzogs Heinrichs zu Sachsen, und wurde am 21. März 1521 zu Freiberg geboren. Die Jahre seiner Jugend kündigten den großen Mann schon an, den Deutschland einst in ihm finden sollte. Sehr frühzeitig zeigte er viele Talente, eine große Thätigkeit und ein Feuer des Temperaments, welches sich mit den kleinen Besitzungen worein ihn sein väterliches Erbtheil in der Folge setzen sollte, nicht begnügen zu lassen schien. Er besuchte einige Deutsche Höfe, die ausgebreiteter waren als die Hofhaltung seines Vaters, und vermählte sich bei dieser Gelegenheit (1541) mit der Tochter des berühmten Philipps, Landgrafen von Hessen. Da in demselben Jahre sein Vater starb, so übernahm er selbst die Regierung seiner Lande, und überlegte nun, was er bei den großen Uneinigkeiten, worein Deutschland damahls durch Religionsirrungen gesunken war, für ihm zu thun sei. Zwar bekannte er sich selbst zu der Partei der Lutheraner: aber dessen ungeachtet schien es ihm nicht rathsam, die Sache der Fürsten zu unterstützen, die den neuen Glauben mit den Waffen in der Hand vertheidigen wollten; er verweigerte daher (1542) seinen Beitritt zum Schmalkaldischen Bunde, entweder, weil er schon damahls geheime Absichten auf die Churwürde hatte, und sich also dem Kaiser gefällig machen wollte, oder weil er
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wirklich voraussah, daß die schlechte Organisation dieses Bundes seinen baldigen Fall nach sich ziehen würde. Carl V. der sehr froh war, den tapfern Moritz mit seiner geübten Armee unter der Anzahl der gegen ihn anrückenden Kriegsvölker nicht zu sehen, belohnte ihn mit großen Gunstbezeugungen, unter welchen diejenige, daß er ihn öffentlich aufforderte, sich der Lande des Churfürsten Johann Friedrichs, der bei dem Bundesheere Anführer war, zu bemächtigen, und nachher auf dem Reichstage zu Augsburg ihm am 24. Febr. 1548 feierlich die Churwürde ertheilte, vor allen andern oben an steht. Der Kaiser glaubte durch diese Handlung einen der mächtigsten Deutschen Reichsfürsten für sich gewonnen, und dadurch den ersten Schritt zur Ausführung seines Plans, durch welchen er die Rechte der Deutschen Fürsten vernichten und sich zum unumschränkten Monarchen Deutschlands machen wollte, glücklich vollbracht zu haben. Aber so künstlich er auch immer seine Absicht verbarg, und so anscheinend er das allgemeine Interesse der Katholiken zu beschützen schien, indem er nur sein eignes beförderte; so merkte doch der in den krummen Gängen der Politik wohlerfahrne Moritz sehr bald, was man von Carls Ehrgeitz und Ländersucht zu erwarten hatte. Um also den Protestanten zu zeigen, daß er nicht der feige Verräther sei, für den sie ihn wegen seines Benehmens gegen den Churfürsten
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Johann Friedrich ausgaben, rüstete er sich im Jahre 1550, da ihm der Kaiser die Vollziehung der Reichsacht gegen die Stadt Magdeburg aufgetragen hatte, zum Kriege, schloß mit König Heinrich II. von Frankreich und einigen Deutschen Fürsten 1551 ein Bündniß gegen den Kaiser, und nahm seine Maßregeln so gut, daß Carl nicht eher etwas davon erfuhr, als bis Moritz ihn (1552) in Inspruck zu belagern drohte. Als Hauptursache dieser unerwarteten Fehde führte Moritz an, daß der Kaiser immer noch seinen Schwiegervater, den Landgrafen Philipp von Hessen, gefangen hielt, ob er gleich dessen Loslassung längst feierlich versprochen hätte. Der Kaiser eilte, durch seinen Bruder Ferdinand Moritzen Vorschläge zur Aussöhnung thun zu lassen; und die Frucht davon war der berühmte Vertrag zu Passau, der am 31. Jul 1552 zu Stande kam. Moritz, der dadurch die Freiheit seines Schwiegervaters erhielt, glaubte nun auch dem Kaiser einen neuen Beweis seiner Ergebenheit bezeigen zu müssen, und wohnte noch in demselben Jahre einem Zuge gegen die Türken bei. Da aber nichts ausgerichtet wurde, so ging er nach Sachsen zurück, und verlor am 9. Juli 1553, zu frühzeitig für seine Lande, in einer Fehde gegen den Markgraf Albrecht von Brandenburg das Leben. Man hat über den wahren Charakter dieses ersten Ehurfürsten in Sachsen von der Albertinischen Linie sehr verschieden, und nicht
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allemahl glimpflich, geurtheilt. Dessen ungeachtet muß man gestehen, daß er einer der größten Fürsten war, die Deutschland besessen hat – ein Lob, das selbst Johann Friedrich, der gewiß alle Ursache hatte, mit ihm unzufrieden zu sein, ihm nicht streitig machte. Die ganze Lage der Reichsangelegenheiten in der damahligen Zeit entschuldigt sein Betragen, oder mildert wenigstens das ungünstige Licht, welches von einigen Handlungen allerdings auf seinen Charakter zurückfällt. Er war im Felde eben so tapfer, als im Cabinet verschlagen und gewandt. Die Regierung seiner Lande besorgte er selbst; und sogar im Kriege hörte er nicht auf, sich damit zu beschäftigen. Sachsen verdankt ihm die Stiftung der Fürstenschulen zu Meißen, Pforte und Grimme, und die Leipziger Universität viele nützliche Stiftungen (Vergl. den Art. Carl V. und Johann Friedrich).
Jahren nie eine bestimmte Ordnung zu eigen machen. Er erhielt zuerst eine Stelle an der Klosterschule zu Berlin, fühlte sich aber in diesem Wirkungskreise zu sehr eingeschränkt, und machte deßwegen eine Reise nach England, um Zerstreuung zu suchen. Nach seiner Rückkunft dauerte seine Zufriedenheit abermahls nicht lange, und er unternahm im Jahre 1786 eine neue Reise nach Italien. In diesem Lande der Künste befand er sich um ein Merkliches erträglicher, studirte Alterthümer und Kunst, und schien seine unruhige Einbildungskraft endlich einmahl auf einen festen Punkt gebracht zu haben. Allein kaum hatte er sich wieder einige Zeit in Berlin aufgehalten, als er auf neue Sonderbarkeiten verfiel, und durch eine unkluge Heirath sich in neues Ungemach stürzte. Der Tod befreite ihn endlich am 26. Juni 1793 von allen seinen wahren und eingebildeten Leiden, raubte aber dadurch zugleich Deutschland einen sehr fleißigen und geschätzten Schriftsteller. Denn ob sich gleich sehr viele seiner Schriften nicht durch Gründlichkeit und Ordnung empfehlen, so kann man an ihnen doch eine gewisse Originalität keineswegs verkennen. Die Sprache, in der sie abgefaßt sind, ist hinreißend, und die Ausbrüche der lebhaften Einbildungskraft ihres Verfassers überraschen den Leser oft da, wo er es am wenigsten vermuthet. Daß der Noman Anton Reiser, worin Moritz seine eigne Lebensgeschichte aufstellt,
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nicht nach der strengsten historischen Wahrheit ausgearbeitet sei, darf kaum erwähnt werden.
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Moritz Graf von Sachsen. Dieser große Feldherr war der Sohn des Königs August II. von Pohlen und der schönen Gräfin Aurora Maria von Königsmark (einer Schwedischen Gräfin, welche wegen der Verlassenschaft ihres Bruders, der in Sächsischen Diensten gestanden, nach Sachsen kam und 1728 als Pröbstin zu Quedlinburg starb), die ihn i. J. 1696 auf einem Dorfe unweit Magdeburg gebar. Er zeigte früh überaus viel Feuer und eine ungemeine Stärke, die er von seinem Vatter geerbt hatte. Im J. 1711 ertheilte ihm August II. als Reichsvicarius den Titel eines Grafen von Sachsen, und machte ihn nachher zum Obristen über ein neu errichtetes Cürassierregiment, das aber nach einigen Jahren reducirt wurde. Er heirathete 1714 eine von Löben, von der er sich aber 1721 scheiden ließ. Im J. 1720 ging er in Französische Dienste, in welchen er beständig blieb, aber von Zeit zu Zeit Reisen nach Sachsen machte. Im J. 1726 wählten ihn die Stände in Curland zum künftigen Herzog; und Moritz hoffte seine Absichten auf diese Würde gegen die übrigen Competenten vornehmlich damit durchzusetzen, daß er sich mit der verwitweten Herzogin Anna (nachherigen Kaiserin von Rußland), welche auch eigentlich seine Wahl bewirkt hatte, zu vermählen gedachte. Allein sowohl Pohlen als Rußland setzten sich gegen diese Wahl, und die projectirte Vermählung
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ging zurück. Moritz ging wieder nach Frankreich und erhielt bald – in dem Kriege über die Pohlnische Königswahl – Gelegenheit, sich als Feldherr hervorzuthun. Am glänzendsten zeigte er jedoch seine militairischen Talente in dem Kriege, der sich 1740 nach dem Tode Kaiser Carls VI. entspann. Im J. 1744 erhielt er die Würde eines Marschalls von Frankreich, ob er gleich ein Protestant war (doch konnte er nicht in dem Marschalls-Tribunal sitzen); und 1745 bekam er das Ober-Commando über die gesammte Armee in den Niederlanden, bei welcher sich Ludwig XV. selbst einfand. Den 11. Mai erfocht er den wichtigen Sieg bei Foutenoi, welcher die Eroberung des ganzen Oestreichischen Flandern zur Folge hatte. In dem Feldzuge von 1746 eroberte er Brüssel und fast alles, was das Haus Oestreich in den Niederlanden besaß, gewann auch den 11. Oct. die Schlacht bei Raucoux unweit Lüttich. Der König überhäufte ihn mit Gnadenbezeugungen, erklärte ihn zu Anfange des Jahres 1747 zum General-Marschall, und ließ sein Bildniß in dem Louvre aufrichten. In diesem Jahre focht er eben so tapfer als in Holland, und gewann den 2 Jun. die Schlacht bei Laffeld unweit Mastricht. Im folgenden Jahre war er eben mit der Belagerung von Mastricht beschäftigt, als die Nachricht anlangte, daß zu Aachen Friede geschlossen sei; worauf zwar die Uebergabe der Festung, aber zugleich die Publication
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des Waffenstillstandes erfolgte. Moritz war indeß General-Gouverneur der eroberten Niederlande, bis dieselben zuruckgegeben wurden. Er lebte indeß nur noch einige Jahre nach dem Frieden; er starb 1750 auf seinem schönen Schloß Chambord, das ihm der König geschenkt hatte, an einem Blutsturz, und setzte den Sächsischen General Grafen von Bellegarde zum Universalerben ein. Moritz besaß nicht nur Muth und Kühnheit, sondern auch Klugheit, Erfahrung und Aufmerksamkeit; nicht minder wurde er vom Glücke begünstigt. Die Soldaten liebten ihn wie ihren Vater. Uebrigens war er sehr leidenschaftlich und zur Verschwendung geneigt. – Ludwig XV. hat ihm durch Pigal ein prächtiges Grabmahl verfertigen lassen, das 50,000 Laubthaler kostete und 1777 in der St. Thomaskirche zu Straßburg aufgestellt wurde.
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Moritz, Churfürst von Sachsen, war der Sohn des Herzogs Heinrichs zu Sachsen, und wurde am 21. März 1521 zu Freiberg geboren. Die Jahre seiner Jugend kündigten den großen Mann schon an, den Deutschland einst in ihm finden sollte. Sehr frühzeitig zeigte er viele Talente, eine große Thätigkeit und ein Feuer des Temperaments, welches sich mit den kleinen Besitzungen worein ihn sein väterliches Erbtheil in der Folge setzen sollte, nicht begnügen zu lassen schien. Er besuchte einige Deutsche Höfe, die ausgebreiteter waren als die Hofhaltung seines Vaters, und vermählte sich bei dieser Gelegenheit (1541) mit der Tochter des berühmten Philipps, Landgrafen von Hessen. Da in demselben Jahre sein Vater starb, so übernahm er selbst die Regierung seiner Lande, und überlegte nun, was er bei den großen Uneinigkeiten, worein Deutschland damahls durch Religionsirrungen gesunken war, für ihm zu thun sei. Zwar bekannte er sich selbst zu der Partei der Lutheraner: aber dessen ungeachtet schien es ihm nicht rathsam, die Sache der Fürsten zu unterstützen, die den neuen Glauben mit den Waffen in der Hand vertheidigen wollten; er verweigerte daher (1542) seinen Beitritt zum Schmalkaldischen Bunde, entweder, weil er schon damahls geheime Absichten auf die Churwürde hatte, und sich also dem Kaiser gefällig machen wollte, oder weil er
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wirklich voraussah, daß die schlechte Organisation dieses Bundes seinen baldigen Fall nach sich ziehen würde. Carl V. der sehr froh war, den tapfern Moritz mit seiner geübten Armee unter der Anzahl der gegen ihn anrückenden Kriegsvölker nicht zu sehen, belohnte ihn mit großen Gunstbezeugungen, unter welchen diejenige, daß er ihn öffentlich aufforderte, sich der Lande des Churfürsten Johann Friedrichs, der bei dem Bundesheere Anführer war, zu bemächtigen, und nachher auf dem Reichstage zu Augsburg ihm am 24. Febr. 1548 feierlich die Churwürde ertheilte, vor allen andern oben an steht. Der Kaiser glaubte durch diese Handlung einen der mächtigsten Deutschen Reichsfürsten für sich gewonnen, und dadurch den ersten Schritt zur Ausführung seines Plans, durch welchen er die Rechte der Deutschen Fürsten vernichten und sich zum unumschränkten Monarchen Deutschlands machen wollte, glücklich vollbracht zu haben. Aber so künstlich er auch immer seine Absicht verbarg, und so anscheinend er das allgemeine Interesse der Katholiken zu beschützen schien, indem er nur sein eignes beförderte; so merkte doch der in den krummen Gängen der Politik wohlerfahrne Moritz sehr bald, was man von Carls Ehrgeitz und Ländersucht zu erwarten hatte. Um also den Protestanten zu zeigen, daß er nicht der feige Verräther sei, für den sie ihn wegen seines Benehmens gegen den Churfürsten
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Johann Friedrich ausgaben, rüstete er sich im Jahre 1550, da ihm der Kaiser die Vollziehung der Reichsacht gegen die Stadt Magdeburg aufgetragen hatte, zum Kriege, schloß mit König Heinrich II. von Frankreich und einigen Deutschen Fürsten 1551 ein Bündniß gegen den Kaiser, und nahm seine Maßregeln so gut, daß Carl nicht eher etwas davon erfuhr, als bis Moritz ihn (1552) in Inspruck zu belagern drohte. Als Hauptursache dieser unerwarteten Fehde führte Moritz an, daß der Kaiser immer noch seinen Schwiegervater, den Landgrafen Philipp von Hessen, gefangen hielt, ob er gleich dessen Loslassung längst feierlich versprochen hätte. Der Kaiser eilte, durch seinen Bruder Ferdinand Moritzen Vorschläge zur Aussöhnung thun zu lassen; und die Frucht davon war der berühmte Vertrag zu Passau, der am 31. Jul 1552 zu Stande kam. Moritz, der dadurch die Freiheit seines Schwiegervaters erhielt, glaubte nun auch dem Kaiser einen neuen Beweis seiner Ergebenheit bezeigen zu müssen, und wohnte noch in demselben Jahre einem Zuge gegen die Türken bei. Da aber nichts ausgerichtet wurde, so ging er nach Sachsen zurück, und verlor am 9. Juli 1553, zu frühzeitig für seine Lande, in einer Fehde gegen den Markgraf Albrecht von Brandenburg das Leben. Man hat über den wahren Charakter dieses ersten Ehurfürsten in Sachsen von der Albertinischen Linie sehr verschieden, und nicht
————
allemahl glimpflich, geurtheilt. Dessen ungeachtet muß man gestehen, daß er einer der größten Fürsten war, die Deutschland besessen hat – ein Lob, das selbst Johann Friedrich, der gewiß alle Ursache hatte, mit ihm unzufrieden zu sein, ihm nicht streitig machte. Die ganze Lage der Reichsangelegenheiten in der damahligen Zeit entschuldigt sein Betragen, oder mildert wenigstens das ungünstige Licht, welches von einigen Handlungen allerdings auf seinen Charakter zurückfällt. Er war im Felde eben so tapfer, als im Cabinet verschlagen und gewandt. Die Regierung seiner Lande besorgte er selbst; und sogar im Kriege hörte er nicht auf, sich damit zu beschäftigen. Sachsen verdankt ihm die Stiftung der Fürstenschulen zu Meißen, Pforte und Grimme, und die Leipziger Universität viele nützliche Stiftungen (Vergl. den Art. Carl V. und Johann Friedrich).