Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Miranda
Der General Miranda, ist aus Caracos in Südamerika gebürtig, und diente im Anfange des Amerikanischen Kriegs im Spanischen Heere. Er verließ es aber bald, und ging zu den Nordamerikanischen Freistaaten, um die Sache der Freiheit zu unterstützen. Nach geendigtem Kriege machte er Reisen durch verschiedne Länder, und ließ sich endlich in England nieder, nachdem er neue Anträge, welche er aus Spanien erhielt, abgelehnt hatte. Das Englische Ministerium wollte ihn bei der Armee anstellen; allein er machte so große Forderungen, daß sich die Unterhandlungen zerschlugen. Er begab sich darauf nach Rußland, wo ihn die Kaiserin in ihre Dienste ziehen wollte; aber seine Liebe zur Freiheit machte, daß er es am rathsamsten fand, bei der indessen ausgebrochenen Französischen Revolution nach Frankreich zu gehen. Er nahm 1792 Dienste unter den Ober-Befehlen des Dümouriez, zeichnete sich bei den Vorfällen in Champagne aus, und wurde bis zum General-Lieutenant erhoben. Dümouriez nahm ihn darauf mit nach Belgien, und machte ihn zu dem glänzenden Gefährden seines Ruhms. Aber die für die Frankreicher unglückliche Schlacht bei Neerwinden am 18. März 1793 machte dem Feldherrn-Ruhme des General Miranda auf einmahl ein Ende; er wurde nach Paris beordert, eingekerkert und wahrscheinlich für die Guil-————
lotine bestimmt. Dümouriezʼs Verrätherei verschaffte ihm jedoch die Freiheit wieder, weil man glaubte, dieser General habe ihn absichtlich unterdrückt; Miranda machte auch deßwegen sein Correspondenz mit ihm bekannt, und wurde am 15. Mai 1793 aus dem Gefängnisse entlassen. Seine Freiheit war aber nur von kurzer Dauer; er kam in Verdacht, die föderalistischen Bewegungen in den Provinzen begünstigt zu haben, und wurde abermahls eingekerkert. Durch Robespierreʼs Tod entging er dieser neuen Gefahr, und erhielt die Freiheit zum zweiten Mahle. Am 5. und 7. Oct 1795 nahm er Partei gegen den Convent, und wurde deshalb zur Deportation nach der Spanischen Gränze verurtheilt; er kam aber zurück, und lebt seitdem im Verborgnen. Außer vielen militairischen und statistischen Kenntnissen scheint er einen großen Eigendünkel und viel Neigung zu Intriguen zu besitzen: sein unruhiger Geist war immer mit großen Unternehmungen beschäftigt; und daher rieth schon Beissot, daß man ihn lieber bei einer Expedition gegen die Spanischen Besitzungen in Amerika als in Frankreich selbst anstellen möchte. Bei den Auftritten am 4. Sept. 1797 wurde aufs neue ein Arestdecret gegen ihn beschlossen, weil er die Pläne der Royalisten sollte begünstigt haben.
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*Miranda: dieser merkwürdige unruhige Kopf flüchtete eben da, als (nach S. 146 des 3ten Th.) ein Arrestdekret gegen ihn gefaßt worden, nach England, von wo er jedoch erst 1803 wieder nach Paris zurückkam, aber auch hier wegen Verdachts, daß er gegen die Regierung des Ersten Consuls Anschläge mache, wieder verbannt wurde. Lange vernahm man nichts von ihm, bis endlich im Frühjahr 1806 auf einmal bekannt wurde, daß Miranda zu Neuyork eine Expedition ausgerüstet habe, um einen Theil der spanischen Colonien in Sudamerica zum Aufstande und zur Unabhängigkeit von Spanien zu bringen. Auch wurde Anfangs mit vieler Wichtigkeit davon gesprochen, indem er auf 3000 Mann zusammen, auch schon einen starken Anhang in jenen Provinzen habe. Indessen mochte die Expedition bei weitem nicht so zahlreich sein, und Spanien traf die nöthigen Vorkehrungen, schickte ihm auch Eine Brigg und 2 Goeletten entgegen, die ihn am 28. April schlugen, und auch von ihm 2 Goeletten eroberten. Miranda flüchtete dann mit seiner Corvette Leander, indessen er geächtet und ungeheure Summen auf seinen Kopf gesetzt wurden. – Die Wichtigkeit der neuesten Angelegenheiten in diesem Lande scheint die Aufmerksamkeit auf diesen wirklich merkwürdigen und besonders im Ingenieurfache sehr Kenntnißreichen General ganz
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verdrängt zu haben.
lotine bestimmt. Dümouriezʼs Verrätherei verschaffte ihm jedoch die Freiheit wieder, weil man glaubte, dieser General habe ihn absichtlich unterdrückt; Miranda machte auch deßwegen sein Correspondenz mit ihm bekannt, und wurde am 15. Mai 1793 aus dem Gefängnisse entlassen. Seine Freiheit war aber nur von kurzer Dauer; er kam in Verdacht, die föderalistischen Bewegungen in den Provinzen begünstigt zu haben, und wurde abermahls eingekerkert. Durch Robespierreʼs Tod entging er dieser neuen Gefahr, und erhielt die Freiheit zum zweiten Mahle. Am 5. und 7. Oct 1795 nahm er Partei gegen den Convent, und wurde deshalb zur Deportation nach der Spanischen Gränze verurtheilt; er kam aber zurück, und lebt seitdem im Verborgnen. Außer vielen militairischen und statistischen Kenntnissen scheint er einen großen Eigendünkel und viel Neigung zu Intriguen zu besitzen: sein unruhiger Geist war immer mit großen Unternehmungen beschäftigt; und daher rieth schon Beissot, daß man ihn lieber bei einer Expedition gegen die Spanischen Besitzungen in Amerika als in Frankreich selbst anstellen möchte. Bei den Auftritten am 4. Sept. 1797 wurde aufs neue ein Arestdecret gegen ihn beschlossen, weil er die Pläne der Royalisten sollte begünstigt haben.
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*Miranda: dieser merkwürdige unruhige Kopf flüchtete eben da, als (nach S. 146 des 3ten Th.) ein Arrestdekret gegen ihn gefaßt worden, nach England, von wo er jedoch erst 1803 wieder nach Paris zurückkam, aber auch hier wegen Verdachts, daß er gegen die Regierung des Ersten Consuls Anschläge mache, wieder verbannt wurde. Lange vernahm man nichts von ihm, bis endlich im Frühjahr 1806 auf einmal bekannt wurde, daß Miranda zu Neuyork eine Expedition ausgerüstet habe, um einen Theil der spanischen Colonien in Sudamerica zum Aufstande und zur Unabhängigkeit von Spanien zu bringen. Auch wurde Anfangs mit vieler Wichtigkeit davon gesprochen, indem er auf 3000 Mann zusammen, auch schon einen starken Anhang in jenen Provinzen habe. Indessen mochte die Expedition bei weitem nicht so zahlreich sein, und Spanien traf die nöthigen Vorkehrungen, schickte ihm auch Eine Brigg und 2 Goeletten entgegen, die ihn am 28. April schlugen, und auch von ihm 2 Goeletten eroberten. Miranda flüchtete dann mit seiner Corvette Leander, indessen er geächtet und ungeheure Summen auf seinen Kopf gesetzt wurden. – Die Wichtigkeit der neuesten Angelegenheiten in diesem Lande scheint die Aufmerksamkeit auf diesen wirklich merkwürdigen und besonders im Ingenieurfache sehr Kenntnißreichen General ganz
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verdrängt zu haben.