Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Messalina
Messalina. Diesen Namen führen zwei Römische Kaiserinnen: 1) die dritte Gemahlin des Römischen Kaisers Claudius, welche an Unverschämtheit und Frechheit von den schamlosesten Weibern jedes Zeitalters schwerlich übertroffen worden ist. Sie überließ sich ganz ungescheut den muthwillgsten Ausschweifungen, zwang die edelsten Römerinnen zu ähnlichen Liederlichkeiten, und wagte es endlich sogar, sich bei Lebzeiten ihres Gemahls mit dem Cajus Silius, einem Römischen Senator, öffentlich zu verheirathen. Nur ein Claudius konnte die Schande so geduldig ertragen, womit Messalina ihn bedeckte. Aber dessen ungeachtet zog die letzte Thorheit, die sie beging, ihr die längst verdiente Strafe zu. Ein gewisser Narcissus, ein Freigelassener und Günstling des Kaisers, und ehedem selbst ein Liebhaber der Messalina, entdeckte dem Claudius, der eben von Rom abwesend war, die neue Schandthat seiner Gemahlin: und da dieser in ihrer Bestrafung zögerte, und Narcissus merkte, daß sein eignes Leben auf dem Spiele stehen würde, wenn es der Kaiserin gelingen sollte, sich bei ihrem schwachköpfigen Gemahl wieder in Gunst zu setzen; so gab er selbst einigen Vertrauten Befehl, sie heimlich zu ermorden. – 2) Eine Gemahlin des Nero führte auch den Namen Messalina, war aber weniger berüchtigt als die vorige. Da Nero mit jedem Jahre sei-————
ner Regierung abscheulicher und verächtlicher ward, und Messalina das Unglück hatte unter seinen Gattinnen die letzte zu sein; so kann man sich leicht vorstellen, daß die Annehmlichkeiten des Thrones für sie mit vieler Bitterkeit verbunden sein mußten. Der Tod des Nero setzte sie wieder in den Privatstand zurück; und sie vollbrachte den Rest ihres Lebens in wissenschaftlichen Beschäftigungen, wozu sie wegen der Stärke der Beredsamkeit, die sie besaß, vorzüglich geschickt war. – Von dem erstern verabscheuungswürdigen Weibe pflegt man den Namen Messalina noch jetzt jenen Auswürfen des weiblichen Geschlechts beizulegen, die durch Verläugnung aller sanften Gefühle die Natur eines Mißgriffs zu zeihen scheinen.
Messalina. Diesen Namen führen zwei Römische Kaiserinnen: 1) die dritte Gemahlin des Römischen Kaisers Claudius, welche an Unverschämtheit und Frechheit von den schamlosesten Weibern jedes Zeitalters schwerlich übertroffen worden ist. Sie überließ sich ganz ungescheut den muthwillgsten Ausschweifungen, zwang die edelsten Römerinnen zu ähnlichen Liederlichkeiten, und wagte es endlich sogar, sich bei Lebzeiten ihres Gemahls mit dem Cajus Silius, einem Römischen Senator, öffentlich zu verheirathen. Nur ein Claudius konnte die Schande so geduldig ertragen, womit Messalina ihn bedeckte. Aber dessen ungeachtet zog die letzte Thorheit, die sie beging, ihr die längst verdiente Strafe zu. Ein gewisser Narcissus, ein Freigelassener und Günstling des Kaisers, und ehedem selbst ein Liebhaber der Messalina, entdeckte dem Claudius, der eben von Rom abwesend war, die neue Schandthat seiner Gemahlin: und da dieser in ihrer Bestrafung zögerte, und Narcissus merkte, daß sein eignes Leben auf dem Spiele stehen würde, wenn es der Kaiserin gelingen sollte, sich bei ihrem schwachköpfigen Gemahl wieder in Gunst zu setzen; so gab er selbst einigen Vertrauten Befehl, sie heimlich zu ermorden. – 2) Eine Gemahlin des Nero führte auch den Namen Messalina, war aber weniger berüchtigt als die vorige. Da Nero mit jedem Jahre sei-————
ner Regierung abscheulicher und verächtlicher ward, und Messalina das Unglück hatte unter seinen Gattinnen die letzte zu sein; so kann man sich leicht vorstellen, daß die Annehmlichkeiten des Thrones für sie mit vieler Bitterkeit verbunden sein mußten. Der Tod des Nero setzte sie wieder in den Privatstand zurück; und sie vollbrachte den Rest ihres Lebens in wissenschaftlichen Beschäftigungen, wozu sie wegen der Stärke der Beredsamkeit, die sie besaß, vorzüglich geschickt war. – Von dem erstern verabscheuungswürdigen Weibe pflegt man den Namen Messalina noch jetzt jenen Auswürfen des weiblichen Geschlechts beizulegen, die durch Verläugnung aller sanften Gefühle die Natur eines Mißgriffs zu zeihen scheinen.