Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Macchiavelli, Nicolaus
Nicolaus Macchiavelli, war in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts Staatssecretair in Florenz, wurde beschuldigt, an einer Verschwörung gegen die Mediceer Antheil genommen zu haben, erlangte aber, nachdem seine Unschuld offenbar worden war, die Freiheit wieder, und schrieb mehrere Bücher, worunter der Principe (der Fürst) das meiste Aufsehen machte und ihn in den Ruf eines äußerst boßhaften und heimtückischen Menschen brachte. Allein so gefährlich und verabschenswürdig auch immer die Grundsätze sein mögen, deren Befolgung Macchiavell den Königen und Fürsten anräth, so würde man doch sehr irren, wenn man sie auf die Rechnung seines bösen Willens, Andern damit zu schaden, setzen wollte. Macchiavell hatte tiefe Einsichten in die Staatskunst, und besaß keine gemeine Menschenkenntniß. Er wollte wahrscheinlich die grausamen und blutdürstigen Fürsten, welche zu seiner Zeit Italien verheerten und durch ihre Ränke und schlechte Staatswirthschaft allgemein verhaßt waren, von der Schädlichkeit und Verderblichkeit ihrer Regierung überzeugen, und konnte diese Absicht nicht besser erreichen, als daß er die damahls fast allgemein üblichen Regierungs- Grundsätze in ein System brachte, und jedem Fürsten anempfahl, der seine Besitzungen empor bringen und vergrößern wollte. Die Päpste überzeugten sich bald,————
daß es dem Macchiavell mit der Ausarbeitung seines Principe kein wahrer Ernst gewesen sei, und verboten deßwegen das Buch als ketzerisch. Um so weniger hätte man also in vorigen Zeiten den Charakter dieses Schriftstellers verdächtig machen und in einem gehässigen Lichte zeigen sollen, obgleich die sehr gewöhnlichen Ausdrücke: macchiavellistische Grundsätze, macchiavellistische Künste auch jetzt noch allemahl nur dann gebraucht werden, wenn etwas Boßhaftes und Ränkevolles bezeichnet werden soll. Daß der König Friedrich II. von Preußen selbst eine Widerlegung des Macchiavell geschrieben hat, ist bekannt.
Nicolaus Macchiavelli, war in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts Staatssecretair in Florenz, wurde beschuldigt, an einer Verschwörung gegen die Mediceer Antheil genommen zu haben, erlangte aber, nachdem seine Unschuld offenbar worden war, die Freiheit wieder, und schrieb mehrere Bücher, worunter der Principe (der Fürst) das meiste Aufsehen machte und ihn in den Ruf eines äußerst boßhaften und heimtückischen Menschen brachte. Allein so gefährlich und verabschenswürdig auch immer die Grundsätze sein mögen, deren Befolgung Macchiavell den Königen und Fürsten anräth, so würde man doch sehr irren, wenn man sie auf die Rechnung seines bösen Willens, Andern damit zu schaden, setzen wollte. Macchiavell hatte tiefe Einsichten in die Staatskunst, und besaß keine gemeine Menschenkenntniß. Er wollte wahrscheinlich die grausamen und blutdürstigen Fürsten, welche zu seiner Zeit Italien verheerten und durch ihre Ränke und schlechte Staatswirthschaft allgemein verhaßt waren, von der Schädlichkeit und Verderblichkeit ihrer Regierung überzeugen, und konnte diese Absicht nicht besser erreichen, als daß er die damahls fast allgemein üblichen Regierungs- Grundsätze in ein System brachte, und jedem Fürsten anempfahl, der seine Besitzungen empor bringen und vergrößern wollte. Die Päpste überzeugten sich bald,————
daß es dem Macchiavell mit der Ausarbeitung seines Principe kein wahrer Ernst gewesen sei, und verboten deßwegen das Buch als ketzerisch. Um so weniger hätte man also in vorigen Zeiten den Charakter dieses Schriftstellers verdächtig machen und in einem gehässigen Lichte zeigen sollen, obgleich die sehr gewöhnlichen Ausdrücke: macchiavellistische Grundsätze, macchiavellistische Künste auch jetzt noch allemahl nur dann gebraucht werden, wenn etwas Boßhaftes und Ränkevolles bezeichnet werden soll. Daß der König Friedrich II. von Preußen selbst eine Widerlegung des Macchiavell geschrieben hat, ist bekannt.